Faschingsonntag. Trüb, Nebel, sehr kotig. Im Burgtheater „Pagenstreiche“, der Richart zum Namenstage die Loge mit Assen. Im Kärntnertor-Theater „Cortez“, im Theater an der Wien das Gestrige, gefiel nicht. Den Vormittag beim Grafen, mittags bei Wohlfarth, nach Mittag mit Wohlfarth und Assen Billardspiel. Da kam der Baumeister Hainz und engagierte mich für morgen abends zu ihm, welches ich ihm auch zusagte. Abends in Gesellschaft, man ist heiser und sehr melancholisch, dann in die Loge im Burgtheater“, fand Therese, zusammen nach Hause. 6. Gesellschafts-Redoute.
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Faschingmontag. Den ganzen Tag Regen. Im Burgtheater „Er mengt sich in alles“, im Kärntnertor-Theater neu studiert „Dorfbarbier“, „Hochzeit auf dem Lande“, im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag beim Grafen, die Hruschka bekam Geld; die Klingmann will bei mir forschen. Mittags speisten Gewey, Michel und Weidmann da, Wohlfarth schickte Kaffee-Gefrorenes. Nach Mittag zu Wohlfarth, spielte in Gesellschaft. Um 8 h mit Hoffmann zum Ball bei Hainz in Mariahilf No. 38, zur Goldenen Weintraube. Fand eine Reihe von 8 Zimmern, sehr elegant arrangiert, besonders die Credenz und das Damenzelt. Es kamen bei 80 Personen, darunter als Bekannte Seitz, Architekt Fischer, Kridl, Stock (?), Karilla, Held, Vogel, Jungmann, Gottdank, Müller. Alles war reichlich und gut serviert. Ich blieb bis 2 h und fuhr mit Held nach Hause.
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Faschingdienstag. Auf den Straßen schwimmt es. Im Burgtheater „Pagenstreiche“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Lustiges Beilager“. Den Vormittag beim Grafen, mittags bei Wohlfarth; dort fiel mir der Solitär heraus, schlechte Fassung. Die Tony fand ihn. Nach Mittag in die Gestättengasse, ins Burgtheater, dann in die Redoute; Therese ging mit der Assen, das Billett dem Andres. In der Redoute waren bei 3000 Personen, die eleganteste von allen. Ich unterhielt mich gut, wir blieben bis nach 2 h.
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Aschermittwoch. Heiter, sehr kotig. Im Kärntnertor-Theater Akademie für die Findlinge; 3 Kinder-Tableaux von Horschelt. Den Vormittag beim Grafen und Reimann, mittags allein, nach Mittag kam Jungmann. Zum Cohen (?) Zahlung machen, dann wegen schlechter Fassung des Ringes reden zum Scheiger, dessen Tod man stündlich erwartet, unbeschreiblicher Jammer !. Zum Wohlfarth, spielte in Gesellschaft. Dann ins Kärntnertor-Theater, sah die Kinder-Tableaux. Die betende Gottdank gefiel nicht, das „Fest der Flora“ gefiel mehr.
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Schnee und Regen. Wie lange noch dieses schlechte Wetter dauert !. Im Burgtheater „Revers“, im Kärntnertor-Theater „Tancred“, im Theater an der Wien „Die Zeche“ von Castelli und „Berggeist“. Den Vormittag beim Grafen. Therese schrieb der Nany und sandte ihr 20 fl.. Sprach Eberl, Dräxler und Weidmann speisten da. Nach Mittag zu Wohlfarth, Muth und sie kamen hin. Ich aß mit Muth, Lengenfeld (?) und Klingenbrunner (?) bei Schenk. Kurs 252 fl..
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).