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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
7856 1819 2 1 Nebel, kotig. Im Burgtheater „Quälgeister“, im Kärntnertor-Theater „Alexis“ und „Zauberschlaf“, im Theater an der Wien „Verstossene Tochter“. Den Vormittag beim Grafen, beim Rozeny wegen 50.000 fl., wofür ihm der Graf die 8% verspochen, nun verweigert – wie schmutzig ! – und nun der Mericzay schicken will. Mittags speisten Werlett, welcher wegen 6000 fl. bei der Gräfin Casimir kam, Koch, Wohlfarth und Elsler da. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause, zum Grafen, Fürst Paul speiste da. Zum Wohlfarth, Weber wird heute begraben. Dann ins Burgtheater, lachten sehr über Koch. Das Rindfleisch blieb für 16 x. Kurs 254 fl.. Heute Mittag starb Gottlieb an den Folgen seiner Wunden. Band 09 (IX.), Seite 52v
7857 1819 2 2 Lichtmess. Abwechselnd schneit es, kotig. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Medea“, im Theater an der Wien „Verstossene Tochter“, „Berggeist“. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay. Mittags bei Wohlfarth, bestimmten, abends in Gesellschaft zum Römischen Kaiser zu gehen, Gehringers neues Arrangement zu sehen. Wegen Engagement der Jeanettl an die Wien sind der Regisseur Küstner und Heurteur einig, der Graf allein sei dagegen. Mittags bekam ich einen Brief von Jobst vom 27., dass Gottlieb mit der Mathilde Weckherle (?) eine Liebschaft anfing, nicht erhört wurde, und sich am 25. abends um 9 h vor dem Haus des Mädchens mit 2 Schüssen – einen auf den Kopf und einen auf das Herz – tödlich verwundete, die Absolution bekam, aber am 27. noch lebte. Welch ein Schlag für die guten Eltern ! Mit welchem Gefühl ging ich zu Wohlfarth ! Sie zeigte mir einen Brief, worin Jobst schrieb, mit Gottlieb spukt es, er ist sterbend verliebt, ach ! August hatte aber schon einen Brief von Hempel, worin dieser den Schreckensfall schrieb, dass ein Schuss ins linke Auge, der andere in die Lunge ging. Der Vater wusste es also. Dem August übergab ich des Jobst und des verruchten Buben Briefe an die Mathilde. Der Mutter sagten wir, er habe das Nervenfieber. Koch, Streitfort, Axt, DeSmith (?) speisten da, nach Tisch kam Seitz, sie spielten. Wir trösteten sie. So wurde der Schreckenstag verlebt. Band 09 (IX.), Seite 52v
7858 1819 2 3 Sehr kotig. Im Burgtheater „Liebhaber und Nebenbuhler“, die Loge dem Reimann. Im Kärntnertor-Theater „Alexis“, ritterl[iches] Divertissement, im Theater an der Wien „Othello“; der liederliche Gned dankte ab. Den Vormittag beim Grafen, Verdruss mit Mericzay und Roseny; Mericzay erhob die 50.000 fl.. und schnappte mir auch dies weg. Zu Wohlfarth, ich blieb beim Speisen; nach Tisch kündigte ich der Mutter den ruchlosen Streich von Gottlieb an. Sie war gefasster als zuvor, der Vater jammert heute mehr, und wenn er schon tot wäre ! In Reimanns Gesellschaft auf die Gesellschafts-Redoute, dies beschäftigte die armen Eltern. Kurs 253 fl.. Heute wurde Gottlieb begraben. Band 09 (IX.), Seite 52v
7859 1819 2 4 Heiter, kalt. Im Burgtheater „Amerikaner“, „Edukationsrat“, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien Akademie mit Borgondio, danach „Verstossene Tochter“. Den Vormittag beim Grafen, Mericzay ist noch hier. Koch, Kridl, Ullmann, Wohlfarth, Dräxler speisten da. Heute schrieb ich an Jobst. Jobst schrieb vom 28., dass Gottfried noch lebt, einen Beichtvater verlangte, Tee trank, 3 Spalten Pomeranzen aß, doch ohne Hoffnung. Er gestand, er habe seinen Eltern geschrieben. Ich las den Jammerbrief beiden Eltern vor. Nach Mittag fuhr ich in Gesellschaft Wohlfarths in den Prater, dann ins Theater an der Wien; es war nicht voll, daher sehr kalt. Wegen Jeanettl an die Wien ist es nichts. Band 09 (IX.), Seite 53r
7860 1819 2 5 Kalt, trübe, etwas Schnee. Im Burgtheater „Organe des Gehirns“, „Gutherziger Alter“, im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“, „Achilles“, im Theater an der Wien „Cervantes“, brachte das Billett dem Reimann. Den Vormittag beim Grafen, besuchte den kranken Mericzay. Sah den Einzug der Persianer zum Metternich. Mittags bei Wohlfarth mit Glaser, Axt, LeBleu, Fink. Brief vom 29., Gottlieb lebt und kennt alle. Bei Therese war Heidinger und zeigte ihr unsere galanten Frauenzimmerarbeiten. Ich spielte in Gesellschaft, in die Kothgasse, dann in beide Theater. Band 09 (IX.), Seite 53r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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