Im Burgtheater „Puls“, „Vertraute“, im Theater an der Wien „Der gerade Weg“, „Berggeist“. Den ganzen Vormittag arbeitete ich zu Hause und in No. 391. Mittags bei Wohlfarth, nach Mittag mit Wohlfarth und Familie nach Grinzing, auf den Kobenzl und auf den Himmel zum Schosulan, welchen wir eben beim Speisen an dem Abhang des Berges trafen. Wir sahen durch seinen Tubus in die Praterallee, die Brandstätte von Breitensee, dann führte er uns herum, sahen eine Hortensie mit 50 Rosen, den Küchengarten. Um 8 h waren wir wieder in Grinzing, jausneten in No. 22 bei der Milchfrau. Abends fand ich noch viele Geschäfte. Gestern starb die Baronne Haggmüller mit 43 Jahren an Lebensüberdruss und Nervenschlag. Der Geiz ihres Mannes versagte ihr noch am nämlichen Tag ein Hähnl. Gestern mittags 10 h erschoss sich Alexander Barits, 40 Jahre alt, Sekretär des Kanzlers Graf Erdödy, man sagt, wegen Heiratsaffären. Er saß im Zimmer und schoss sich 2 Pistolen in den Mund, dass das Gehirn an die Zimmerdecke spritzte. Er hatte einen Umgang mit der Hubowsky, Witwe des fürstlich Batthyány’schen Güterdirektors, und eine Verbindung in Freistadtl.
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Heiter, warm. Im Burgtheater „Scheinverdienst“, im Theater an der Wien „Fridolin“, Reitzenberg als Sanenz. Früh arbeitete ich zu Hause, mit Wohlfarth zu Bernhardt, zu Jahny, Högler, Reimann, in den Garten. Ich sah mit Kridl das Modell zum neuen Burgtor. Dann zur Starhemberg wegen Quartier bei Bernhardt. Im Garten war Haim mit Anhang, Dermer, Augusta, Moreau, Kridl, Minotti mit Frau und Wohlfahrts Gesellschaft mit Schmidtbauer. Heute wurde in Doplhof (?) eine Magd von 40 Jahren gehangen, welche ihre Frau vergiftete.
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Windig, großer Staub. Im Burgtheater „Jäger“, im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“; schickte dem Scheiger die Loge. Heute schrieb ich dem Vinzenz wegen der Wohnung bei Bernhardt, war bei K[àrner ?], welchen ich schon lange nicht sah, bei Peter, beim Plattierer Mayerhofer wegen Geld für Wohlfarth. Nach der Goldmann, welche im Burgtheater in „Jäger“ spielt, wurde eilends geschickt. Jungmann sagte mir, dass sie schon gestern angekommen sei, nichts von sich hören ließ und der Fiaker also vergebens nach ihr geschickt wurde. Nach Mittag sah ich mit der Starhemberg Bernhardts Wohnung an und schrieb noch einmal an Vinzenz. Rückkunft der Therese von Baden, erwartete sie , welche mit der Agnes um ½ 7 h ankam. Sie sieht gut aus, wir freuten uns, einander zu sehen, plauderten, die Fux kam. Dann ging ich, die Arbeiten am Burgtor zu sehen, dann noch ins Burgtheater, plauderte mit Scheiger. Die Wohlfarth schickte Eis. Kurs 220 fl..
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Warm, großer Staub, mittags etwas Regen, es trübt sich. Im Burgtheater „Bürgerglück“, im Theater an der Wien „Turnier zu Kronstein“. Früh arbeitete ich zu Hause, fuhr mit Therese in den Garten, zu Reimann. Auf die Börse, sprach mit Entenfellner wegen Anteill der Meisl von Hakking. Den Martinl haute ich heute tüchtig durch, weil er allen Ermahnungen zum Trotz den Tagedieb macht. Mittags allein, zum Kaffee kam Richart, Jeanettl. Nach Mittag Konferenz mit Mayerhofer wegen 4000 fl. für Wohlfarth. Dann in den Garten, allein mit Wohlfarth, unterhielten uns gut. Kurs 218 fl..
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Heiter, warm. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Theater an der Wien „Anna von Birkenhorst“, Schauspiel in 5 Akten. Trotz der Schläge ging der Martinl seiner Mutter davon. Um 10 h mit Wohlfarth nach Nussdorf zur Dampfschiffprobe des Bernhardt, welche jeder Erwartung entsprach. Die Erzherzoge und eine ungeheure Menge Zuseher fanden sich ein. Schrieb nochmals an den Grafen. Mittags bei Wohlfarth, nach Mittag in den Garten, dort war großes Spiel, sie zausten den armen Scheiger, welcher zum ersten Mal kam, dann Dräxler mit Schwestern. Um 9 h ins Quartier.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).