In Baden früh Regen, dann ein schöner Tag. Den ganzen Vormittag voll Arbeit. Die Wohlfarths kamen und gingen mit Rozeny spazieren, ich badete und kam statt ins Antonsbad im Herzogsbad; schlechte Gesellschaft, plauderte nur mit der Lotti. Mittags im Park, speisten beim Hirschen und fuhren nach Merkenstein, mussten 11 fl. zahlen. Der Franzl, nun Gärtner, führte uns auf die Treppe, zur Brunnstube, den 2 Tempeln, zur schönen Buche, stiegen in der Ruine herum, tranken Kaffee auf dem Wasenplatze, gingen durch den Obstgarten bis zur Gärtnerwohnung. Dann um 8 h nach Hause, in den Park, ins Redouten-Kaffeehaus, dann ins Bett. Im Theater Schuster als Staberl in den „Bürgern von Wien“. Im Kärntnertor-Theater „Figaro“, gefiel sehr, im Theater an der Wien „Gevatter Mathias“, Kurs 234 fl..
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Ein schöner Tag, dann mittags Regen, sehr schwül. Fahrt von Baden nach Wien, mit Wohlfahrt und Rozeny. Um 6 h zum Grafen, nahm Abschied von Therese, um 9 h in Wien. Im Kärntnertor-Theater „Marie“, „Nachtlager in Granada“, im Theater an der Wien „Toni“, Mlle. Keller. dann „Friedenstörer“, Lustspiel in 1 Akt von Thienemann (?), Metz (?) als Graf. Tausend Geschäfte, war bei der Keglevich, Nic(olaus ?) Batthyány, schrieb an den Grafen. Mittags bei Wohlfarth. Gestern endlich wurde die Weikersheim von einem Mädchen entbunden. Ich musste wegen Quartier zur Liechtenstein, dann sahen wir mit Wohlfarth das Gebäu des Antoine, die Arbeiten im Stadtgraben, die Grundfesten zu den neuen Stadttoren und suchten den Streitfort im Garten beim Wasen auf, wo wir soupierten, Mayer und Girardoni fanden und viel lachten. Der Kaiser erklärt laut Patent vom 22. Juli den jungen Napoleon, den Prinzen Franz Joseph Carl, Sohn der Frau Tochter Louise, zum Herzog von Reichstadt, durchlauchtigster Herzog und Eure Durchlaucht, Altesse Serenissime. Fleisch 25 x, Kurs 227 fl..
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Trüb, windig. Im Burgtheater „Wildfang“, im Theater an der Wien „Brandschatzung“, „Berggeist“. Den Vormittag bei Batthyány, Keglevich, in No. 391. Mittags in Hoffmanns Gesellschaft bei Wohlfarth, nach Mittag fuhren Wohlfarth, sie, Tony, August, Hoffmann, Nesinger, Schmidtbauer in zwei Wägen zum Kirchtag nach Schwechat, suchten die Angelis, sahen die Wirtshäuser und Hütten mit Musik, den Garten des Kettenhofes, die Cottonfabrik des Barons Fries, die Essigfabrik des Dietrich, jausneten im Hofe bei der Angelis und fuhren um 8 h nach Haus. Die Juden Caudrus und Oppenheimer machen wegen ihrem Rabatt von 3000 fl. dem Rozeny Teufelsumstände.
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Abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Aussteuer“, Costenoble Kommissär. Im Theater an der Wien „Räuber“, Reitzenberg von Braunschweig als Carl. Den Vormittag mit dem Grafen, welcher aus Baden kam. Rozeny reist morgen nach Körmend, mittags mit ihm bei Wohlfarth. Zum Grafen kamen Caudrus und Oppenheimer, sagten, Rozeny habe ihnen gesagt, ich würde einen Wechsel von 750 fl. geben und zeigten eine Schrift von Rozeny, worin er dem Caudrus die 750 fl. zusichert. Als der Graf um 6 h fort war, suchte ich Rozeny, fand ihn aber nicht. Ich löste bei Biedermann die 4000 fl. und meine Obligation von 9000 fl. ein, suchte Gesellschaft und Zerstreuung und war abends im Burgtheater. Gestern starb die Bonno, 69 Jahre alt.
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Heiter. Im Burgtheater „Neugierige“, „Verräter“, im Theater an der Wien „Friedensstörer“, „Berggeist. Vollauf zu tun. Brachte dem Ullmann einen Schepsenbeutel (?), bei Jungmann, Klagen über die Goldmann. Bei Starhemberg, fand Morawa, bei Scheiger, schrieb Therese und dem Grafen. Gab Jungmann Obligation auf 4000 fl. für den Grafen, welche ich dem Wohlfarth lieh. Mittags bei Wohlfarth, dann in seiner ihrer und Tonys Gesellschaft nach Laxenburg. Kridl wies uns an Herrn Karl (?) im Blauen Hause an. Dieser zeigte uns das Schloss, den Saal, wo schon mehrere Feste waren, schickte einen Zimmerputzer mit. Sahen die Schweizerei, Kapelle, Ritterschloss, Turnierplatz, Wasserfälle, neue Brücke, die chinesische Partie, die große Brücke bei der Grundfeste vom Schloss Habsburg, dann den Prater. Liefen 4 Stunden herum, aßen etwas im Posthaus, fuhren um ½ 9 h zurück und begegneten nicht einem einzigen Wagen. Es war in der düsteren Allee eine melancholische Fahrt; der Abend war trüb und kühl. Kurs 220 fl..
Band 09 (IX.), Seite 31r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).