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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
721 1799 7 28 Ein schöner Morgen. Nach 5 h stand ich auf, expedierte die Leute auf die Reise (?), gab ihnen Geld. Um 6 h wurde gefrühstückt, dann Italienisch gelernt. Um 7 h ging ich in die Kirche und musste über eine Stunde bleiben. Der Vormittag verging mit Arbeiten und Besuchen, so auch der Nachmittag und Abend. Durch ein Gewitter und Regen wurde mir meine Promenade verdorben und ich musste zu Hause bleiben. Abends nahm ich ein Fußbad; bekam Besuch von Röckl und seiner Frau. Band 02 (II.), Seite 34v
722 1799 7 29 Um 6 h stund ich auf, um 8 h wurde ich zur Fürstin gerufen, welche sehr gütig war und mir die Abreise auf morgen ansagte. Die Jungfern waren sehr galant, machten mir Glückwünsche wegen Erlaubnis zum Heiraten, und sagten mir, die Fürstin selbst hat zu ihnen mit dem Ausdruck gesagt, dass der Fürst endlich die Erlaubnis dazu gegeben und ihr das Heiraten angetragen hat. Dies war Balsam auf die Wunde meines Verdrusses, welchen ich wegen Pferden heute beim Fürsten hatte, wo ich um 7 h war. Ich schrieb alles Theresen und freute mich darob. Den übrigen Teil des Vormittages brachte ich mit Wägen zurichten lassen und Leute auszahlen zu. Den Stallmeister wartete ich den ganzen Vormittag; er schrieb mir, dass er bis 7 h früh hier sein wird. Um ½ 1 h speiste ich mit gutem Appetit, als eben der Gönner und bald nach ihm Kutschersfeld ankam. Groß war meine Freude über des Gönners Ankunft. Kutschersfeld brachte einen Brief von Therese, worin Äußerungen der Freude über des Fürsten Erlaubnis waren. Kutschersfeld speiste da und fuhr gleich nach Ozora. Ich besuchte den Gönner und war über eine Stunde lang bei ihm. Wie einen Freund empfing er mich und gratulierte mir zur Erlaubnis der Heirat, sagte mir, dass es ihm die Fürstin gleich mit Vergnügen erzählte und dass er antwortete: „Dem Himmel sei Dank, ich bin recht froh, dass es einmal erlaubt ist.“ Es war ihm angenehm, dass ich nach Wien komme und ich sagte ihm, dass ich gleich meine Aufwartung machen würde. Den ganzen Nachmittag und Abend regnete es heftig und machte, dass ich nicht einmal spazieren gehen konnte; ein so unangenehmes Wetter für einen Genesenden ! Hatte Besuch von Röckl; um 10 h legte ich mich ins Bett und schlief recht gut. Band 02 (II.), Seite 35r
723 1799 7 30 Regen und kalt. Um 6 h ging ich ins Schloss, um 7 h fuhr die Fürstin und der Kammerwagen weg. Dann machte ich dem Gönner meine Aufwartung und war lange bei ihm; in der Antichambre hielt ich mich auch eine Zeitlang auf. Therese schrieb ich das Gespräch mit dem Gönner; der Mama schickte ich Milchbrot und Marillen, alles durch Walther. Um 1 h fuhr der Fürst mit seiner Suite über Esterháza nach Ozora. Heute hatte ich Ringer zu Gast und wir hatten ein recht fröhliches Mahl. In der Antichambre hatte ich heute einen sonderbaren Auftritt mit einer alten Frau, einer Jüdin. Als ich wegging, rief sie mich auf die Seite und trug mir an, mich zu kurieren; ich möchte sie am Nachmittag besuchen. Ich ließ mich entschuldigen, dass ich wegen der rauen Witterung nicht ausgehen könnte. Nach 5 h kam sie selbst, blieb bis 7 h und brachte mir ein Fläschchen vom herrmannischen (?) Wundersalz, Universalarznei. Italienisch konnte ich heute fast nichts lernen, weil ich viel zu tun hatte und sonst gehindert wurde. Abends wartete ich mit Ungeduld auf die Ankunft der Brieftasche; sie kam nicht. Um 10 h legte ich mich ins Bett und schlief gut. Band 02 (II.), Seite 35r
724 1799 7 31 Kalt und windig. Um 6 h stund ich auf und um 7 h ging ich zum Hofmeister, welcher nach Wien fuhr, zu Pointner. Da kam erst die Brieftasche und ich erhielt einen Brief von Therese, der mir Freude machte. Um 9 h fuhr ich mit den Fuchsen des Kutschersfeld nach Kleinhöflein, nahm 18 Käse, dann ging ich zum Kastner wegen Wein für Kutschersfeld. Den übrigen Vormittag arbeitete ich. Nach 4 h fuhren Röckl, Frau und ich in den Tiergarten zum Rendezvous und Bauernhaus, gingen von da zum Dattl (?), aßen saure Milch und Brot, schwätzten von unseren Angelegenheiten und unterhielten uns recht angenehm. Nach ½ 8 h kamen wir zurück. Ich arbeitete noch mit den Sattlergesellen, soupierte etwas, dann besuchte ich noch meine Mutter. Vor 10 h legte ich mich ins Bett. Röckl besuchte mich noch; ich war gut gelaunt und hatte manchen Spaß bis 11 h. Band 02 (II.), Seite 35v
725 1799 8 1 Ein heiterer Tag. Um 6 h war ich schon aus dem Bette, arbeitete an den mir von Kutschersfeld übergebenen Forderungen des Großhändlers Wartfeld (?); nach 8 h ging ich mit diesen Schriften zum Verwalter. Später schrieb ich Theresen, dann arbeitete ich bis Mittag und studierte in der italienischen Sprache. Wolf besuchte mich und ich machte ihm einen Brief im Namen der Kindsfrau an die Fürstin. Bald nach Tische kam mein Meister. Um 6 h fuhren Röckl, Frau und ich nach Krensdorf zu einem Patienten. Röckl und ich schlichen im Dorfe herum, dann aßen wir saure Milch und kamen nach 7 h in Eisenstadt an. Meine Mutter war in meinem Quartier; sie packte mir ein, dann soupierten wir zusammen. Mich besuchten Röckl, Hoffmann, die Schwester mit den kleinen Mädeln und Moritz. Um 10 h legte ich mich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 36r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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