Den ganzen Tag Regen; ich konnte nicht aus dem Zimmer. Nach Mittag schrieb ich der Mama, schickte ihr eine Bouteille Tokajer mit. Ich schrieb auch der Therese und schloss Geld für den Medaillon bei; alles dies gab ich Röckl mit, der Sonntags mit seiner Frau nach Baden fährt. Meine Mutter und ich waren ganz allein; wir haben uns bald ausgeredet, so war die Zeit gewaltig lang. In der Nacht um 10 h kam Rhode mit dem neuen Kalesch des Ringer, ich hörte ihn gleich. Er brachte mir einen Brief von Therese und von Kutschersfeld. Wir plauschten ein Weilchen von Therese; er ging und ich schlief ein.
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Kalt und Regen. Missmutig über das Wetter blieb ich bis Mittag im Bett. Nach Mittag arbeitete ich mit Hoffmann in meinen Konten und schloss meine Rechnungen ab. Den übrigen Nachmittag und Abend war meine Mutter und ich allein; gewaltig plagte mich die Langeweile. Es war kalt, zweimal fühlte ich wie meine Alteration; abends aß ich gar nichts. Die Hoffmann besuchte mich und Walther war ein Weilchen da. Nach dem Verband schlief ich ein Weilchen. Rhode kam und wir schwätzten viel von Therese. Ich schlief besser wie gestern.
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Heiter, aber kühl. Vormittags schrieb ich Theresen und dem Gönner. Als ich zu Mittag aß, kamen Röckl und seine Frau gerade von Baden zu mir. Ich konnte mit Röckl nicht viel reden, denn sie trieb ihn erschrecklich zum Essen. Er versprach, mich am Nachmittag zu besuchen. Nach Tische ging ich mit dem Sattelknecht in den Garten, ins Theater, wo Rhode ordnete und schlich so eine Stunde herum. Nachher zeigte ich dem Bauschreiber Ringers neues Kalesch, dann setzte ich mich und holte mein Tagebuch nach. Abends kam meine Mutter und Röckl. Mit ihm sprach ich lange; er gab Theresen beide Briefe und nahm der Mutter alle Zweifel. Theresen war es lieb, dass ich bei meinen kränklichen Umständen nicht nach Baden kam; ich fühle mich auch gewiss noch sehr schwach. Um ½ 7 h fuhren meine Mutter und ich in Ringers Kalesch bis zu den Mühlen; es ist für mich zu niedrig, ich musste sehr gebückt sitzen. Das Kalesch stiess gewaltig, weil der Weg holprig ist. Ich hatte eine gewaltige Bewegung und legte mich ganz zerstossen ins Bett; nahm noch mehrere Visiten an und schlief recht gut.
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Den Vormittag arbeitete ich, schrieb auch für Walther an Elisen. Nach Mittag ging ich mit dem Sattelknecht zum Theater, dann zu den Treibhäusern und königlichen (?) Lusthaus, dann durch die Kastanienallee zum großen Teich Da ruhte ich etwas aus, dann in der Ebene in einem Fleck nach Hause. Ich war recht matt, sank auf meinen Stuhl und labte mich nachher mit gekochten Marillen. Es war windig, kühl und folglich unangenehm; ein höchst fatales Wetter für einen Kranken. Meine Spazierfahrt unterblieb auch. Nach Mittag besuchte mich Röckl mit seinem Bruder aus Wien und Croll (?); der Stoff der Unterhaltung war nicht groß und so gingen sie bald. Der Abend war wie im Dezember; ich fühlte auch solche Kälte, dass ich um 6 h mich schon ins Bett legte. Von 5 bis 8 h dauerte die Kälte, von 8 bis 10 h die Hitze. Ich wartete schon wieder auf die Ankunft der Brieftasche; doch die Kälte war so heftig, dass ich nicht einmal Theresens Brief lesen konnte, welchen ich mit der Brieftasche erhielt. Charles schrieb mir auch, aber nichts als Gewäsch. Meine Mutter ließ mir Essen bringen und blieb bei mir. Ich aß nach der Alteration; es schmeckte mir recht gut. Ich war über dieses kalte Wetter, welches die eigentliche Folge der Alteration war, sehr missmutig. Es regnete stets fort und so blieben meine Mutter und ich allein. In der Nacht schlief ich gut.
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Kalt wie im November. Ich blieb bis 12 h im Bette, aß mit gutem Appetit. Röckl machte mir aber großen Schrecken, weil er mir eine Mixtur wegen der kleinen Erhärtung im Bauch verschrieb, und ich entsetzlichen Ekel vor dem Einnehmen habe. Nach Mittag besuchte mich die Kampf (?) aus Ödenburg und die Fröhlich Nanett; sie bat mich um eine Bittschrift für ihren Sohn Franz. Sie waren ein paar Stunden bei mir; ich unterhielt mich recht angenehm. Um 3 h nahm ich die Mixtur zum ersten Mal ein; wie widrig ! Um 4 h aß ich die Marillen mit wahrer Wollust; dann legte ich mich bei dem verwünschten Wetter wieder ins Bett. Aus Spaß fiel mir der närrische Gedanke ein und schrieb Nina zum Geburtsfest am 27. Juli 1799 einen Glückwunsch in Knittelversen, der wirklich nicht ganz schlecht ist. Meine Mutter war bei mir, Walther kam auch auf eine kurze Zeit. Abends kam Ringer und brachte mir 4 Bouteillen Ruster Ausbruch und Haarpuder. Wir schwätzten lange zusammen und ich war froh, jemanden um mich zu haben. Um 7 h bis nach 10 h hatte ich immer kleine Alterationen. Rhode und Hoffmann kamen später abends, ersterer erzählte mir von den Proben der französischen Komödie und des Schattenspiels. Die Nacht war mittelmäßig. Ich hatte Kopfschmerzen und schwitzte auch etwas.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).