Morgens befand ich mich ziemlich wohl. Um 10 h kam Röckl; er war auch mit allem zufrieden, die beruhigte mich etwas. Um zu arbeiten, stand ich auf und legte mich erst abends nach 7 h ins Bett. Viel arbeitete ich. Meine vorzüglichen Besuche waren Stessel, Pointner und der Hofmeister. Heute zum ersten Mal aß ich Suppe, Gemüse und etwas heiß abgesottenes Hähnel, doch schmeckte mir alles nur wenig. [Die] Nacht wie gestern, noch immer sehr wenig Schlaf.
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Kühl und außerordentlich windig. Der Morgen und mein Befinden ist wie gestern. Röckl erlaubte mir nach dem Essen etwas Tokajer, wozu mir Geyersperg Zwieback schickte. Ich schrieb Theresen, dann Pfersmann wegen Leinwand. Vor Tische besuchten mich die drei Jungfern. Übrigens arbeitete ich sehr fleißig den ganzen Tag. Nach Mittag bekam ich Briefe von Therese und Nina, die mich sehr freuten. Röckl veränderte meine Arznei; nach 6 h legte ich mich ins Bett. Kutschersfeld schrieb mir auch und einen sehr teilnehmenden Brief. Ich hatte eine äußerst starke Alteration, welche 3 Stunden dauerte. Abends waren Rhode, Hafner (?) etc. Die Nacht war wie gewöhnlich. Ein heftiger Sturmwind wütete die ganze Nacht.
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Mein Geburtstag, und ich erlebte ihn so elend ! Niemand von meinen Angehörigen bemerkte ihn, obwohl noch vor ein paar Tagen die Rede davon war. Solche Unaufmerksamkeiten beleidigen doch meine Delikatesse. Heute ist es kühl und regnet in einem fort. Röckl sagte mir, ich möchte außer den Mittagsstunden heute nicht aufstehen; nun, auch das soll geschehen. Mein Mittagsmahl aß ich ohne Appetit; nach 3 h legte ich mich wieder ins Bett. Therese wird wohl an mich denken ! Die Gute ! Wäre ich bei ihr ! Abends um 8 h kam die Sepherl, brachte mir Briefe von Therese und Nina, von ersterer eine artige Devise mit einem Vergissmeinnicht, ihr Bild mit einer von ihr angefertigten artigen Schnur, dann Muster von der Weste, welche Therese mir zum Angebinde strikken wollte und leider die blaue Farbe blass wird. Eine wohltätige Erscheinung war mir die Sepherl; bloß um Theresens Beruhigung freute ich mich königlich. Ich hatte so viele Freuden, dass ich meine Krankheit, alles vergaß. Die Sepherl musste bei mir essen, um nur recht viel plauschen zu können. Ich freute mich so sehr, sie bei mir zu haben und von allem genaue Nachricht zu haben. Sie blieb bis gegen 11 h. Der Tag endigte so gut ! Ich schlief heute die ganze Nacht, so viel Freude hatte ich. Kalt und äußerst windig war der Tag.
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Kalt, trüb und Regen. Früh um 7 h kam schon die Sepherl und blieb bis zum Essen; wir plauderten viel. Theresen schrieb ich, schickte ihr spanische Weichseln, Kirschen und Zwieback, wie ich ihn zum Tokajer nahm. Röckl und Walther sagte ich alles, was Therese schrieb; sie freuten sich und sprachen selbst mit der Sepherl. Um 10 h stand ich auf und um 4 h legte ich mich wieder ins Bett. Kutschersfeld kam heute, er und Walther aßen zusammen von meiner Mutter; es schmeckte ihnen trefflich. Kutschersfeld nimmt morgen die Sepherl mit nach Wien. Röckl führte mir seine Frau auf, welches mich sehr freute. Abends hatte ich Alteration; das Bett habe ich nun bis zum höchsten Ekel satt; alles am Körper schmerzt mich schon und ich weiß kein Plätzchen mehr, wo ich schmerzlos liegen könnte. Meine Gesellschaft war bis 11 h bei mir. Die Nacht schlief ich gut.
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Heute ist Kirchweih auf dem Berg. Früh um 3 h kam die Sepherl schon ans Fenster. Ich ließ ihr durch die Lenerl aufmachen; sie blieb bei mir bis ¾ auf 4 h, dann wurde schon gefahren. Kutschersfeld hat Relay. Um 8 h früh dachte ich, nun wird Therese beim Frühstück mit Agnes sein, Sepherl eintreten und ihr meine Leidensgeschichte erzählen. Bis 11 h lag ich im Bette, dann stand ich voll Schmerzen auf und arbeitete. Um 12 h aß ich mit ziemlichen Appetit, nach Tische arbeitete ich wieder. Um 5 h legte ich mich ins Bett, bekam die Alteration zum vierten Mal, welche bis 9 h dauerte; Röckl kam gerade dazu. Ich hatte eine gute Nacht und früh einen Schweiß.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).