Antonsfest. Den Tonerl ließ ich früh auch zum Frühstück laden. Um 5 h war ich schon beim Schreibpult. Dem Stallmeister schrieb ich wegen Kalesch auf Nachmittag. Arbeitete bis 9 h, da meine Schokoladegesellschaft kam; die beiden Baber kamen, auch Charles. Nach dem Frühstück gingen wir in den Schupfen, Reitschule und hatten da unseren Spaß. Nach 10 h gingen wir in die Stadt; ich zum Walther. Von Walther kaufte ich einen schwarzen Frack um 25 fl. und für die Kinder brachte ich Fächer nach Eisenstadt zu bringen. Zum Gönner, welchen ich einen Augenblick sprach; zu Salieri, den ich nicht traf. Von 12 bis 1 h waren Klimbke und ich in der Kanzlei, disputierten Theaterangelegenheiten. Dann ging ich zum Speisen, wo die Willmann mit ihrem Bruder schon war. Bei Tische war die Unterhaltung angenehm. Nach Tische kam Walther, später der Tonerl mit dem Kalesch; dies gab unserer Gesellschaft mehr Munterkeit. Nach 5 h wurde in 2 Wägen nach Hütteldorf gefahren, besuchten den Liechtensteinschen Garten, die Zimmer, jausneten etwas und fuhren nach 8 h zurück. Mit der Willmein unterhielt ich mich recht angenehm; sie ist voll Art; angenehm und ein Weib voll Kopf. Wir begleiteten sie zu ihrem Haus und fuhren dann ins Deutsche Haus. Heute schickte ich meinem Bruder ein Gilet, schrieb ihm und auch meiner Mutter.
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In der Nacht regnete es, der Morgen ist windig. Von 6 bis 8 h arbeitete ich, ging ins fürstliche Haus und zum Gönner; dieser fuhr um 1 h nach Àcs. Vorher besuchte ich die Theaterkanzlei, las im Pariser (?) Journal von Kotzebues „Menschenhass und Reue“. Nach Tisch hatte ich mit Therese wieder viel Verdruss, wegen Brief von der Csekonics, welchen sie halb öffnete. Theresen hätte ich so unglaublich viel Neugier nicht zugetraut. Um 6 h ging ich zur Petrowitz, um 7 h ins Kärntnertor-Theater; man gab das „Opferfest“ und Galla (?) trat darin als Murney auf. Er spielte besser als Mändel, erhielt viel Beifall, wurde am Ende vorgerufen und dankte mit ehrfurchtsvollen Verbeugungen. Nach dem Theater ging ich gleich nach Hause und fand zu Hause meine Mängel vom 1. Vierteljahr samt den Rechnungen auf dem Tisch.
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Kalt und windig. Um 6 h saß ich schon am Schreibtisch und arbeitete an der Beantwortung meiner Mängel, welche ich bis 12 h richtig vollendete. Zum Fürsten ging ich unterschreiben, welcher nach Mittag mit der Suite nach Carlburg (?) fuhr. Mittags war Roesler bei der Mama und fing an, Theresen zu malen. Nach Tische war ich zu Hause, bei des Fürsten Abreise, schrieb dem Walther einen Brief an sein Mädchen. Später ging ich zu Therese und blieb da bis 8 h. Mir war nicht wohl; ich hatte eine Art Fieberanfall und machte mich nach Hause und ins Bett. Schrecklich regnete es und der Wind blies darein.
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Kalt, windig und abwechselnd mit Regen. Im Hause arbeitete ich bis 9 h, dann ging ich zu Burgerth, gab ihm wegen seiner Wägen Nachricht. Dann erwartete ich die Mama, Nina und Therese beim Portier. Um 10 h kamen sie, führte sie in die Kapelle, wir hörten die Messe und gingen dann mit der Eichler (?) zum kleinen Fürsten Nigerl, dann zum Walther, wo wir Tee tranken, von da in die Silberkammer und Zuckerbäckerei. Die Mama bekam ihre Wehen und verdarb uns damit die ganze Unterhaltung. Ich ließ ihren Fiaker holen; sie fuhren um 12 h nach Hause. Walther und ich spazierten noch ein Weilchen herum, um 1 h ging auch ich zum Speisen. Mir war nicht wohl und ich aß nur Suppe. Ich bekam einen Brief von Lang aus Mortara im Piemontesischen, mit 2 Einschlüssen an Nina, welcher mich sehr freute. Nach Tisch schrieb ich dem Gönner nach Ács. Nach 5 h machten die Tante, Nina, Therese und ich eine Promenade vom Kärntner Tor bis zum Burgtor. Ich blieb bis 9 h da, dann machte ich Walther einen Besuch und kaufte für Nina zum Namensfest ein Paar grauseidene Strümpfe mit gelben Zwickeln. Um 10 h lag ich schon im Bette.
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Heiter, doch kühl. Um ½ 6 h war ich auf, schrieb an Pointner. Um 6 h fuhr die Stallsuite nach Eisenstadt. Später kam Stessel, dem gab ich eine Menge Sachen mit, auch dem Joseph vom Uhrmacher gab ich die emaillierte und die Stockuhr zur Reparation; beide frühstückten bei mir. Arbeitete bis 12 h, dann ging ich zu Walther, zahlte ihm 28 fl. 30 x für den schwarzen Frack und die seidenen Strümpfe, war mit ihm bei Franz Würth und bestellte 2 silberne Bestecke nach dem letzten englischen Dessin, wovon eines Theresen zum Namenstag, das andere noch unbestimmt ist, wer es erhalte. Dann zur Mama; bei Tische war die Müller, nach Tische kam die Klob. Mir ist schon einige Tage nicht wohl; Alteration, Wind und Mangel an Appetit machen mich elend aussehen. Nach Tisch ging ich gleich zum Hofmeister des Gönners, arbeitete mit ihm in seiner äußerst finsteren, dunstigen Küche (?) einige Stunden an seinen Rechnungen. Dann ging ich zum Fellner, wo ich vom Kutschersfeld den fatalsten Auftrag habe, der sich denken lässt – Geldsachen; ich vollendete ihn so ziemlich. Blieb bis 7 h, unterhielt mich mit der kleinen Elise. Dann ging ich zur Mama, wo ich beide Urbain [fand]. Bis nach 9 h wurde geplaudert, dann empfahl ich mich und ging. Dem Haus, das vom Kohlmarkt auf den Graben sieht, droht sein Einsturz; es hatte eine Menge Bewunderer vor sich und wurde von der Polizei stark bewacht. Der heutige Nachmittag, das ist die zwei verrichteten Geschäfte, waren mir höchst unangenehm. Abends fühlte ich abwechselnd Hitze und Kälte.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).