Düster und regnerisch. Den ganzen Morgen und Vormittag arbeitete ich sehr fleißig. Mericzay besuchte mich; er will ein Kalesch haben, mir scheint aber, er bekommt keines. Später kamen beide Mädchen der Csekonics, welche mich mit ihrem Besuch überraschten, der Maler Roesler, Krug, alle frühstückten bei mit Schokolade. Roesler malte bei mir bis 1 h. Den Schirm, welchen ich für die Csekonics beim Tischler hatte, bekam ich auch, wofür ich 2 fl. bezahlte und trug ihn gleich zur Kimlin. Krug bat mich, bei der Nannerl mich zu entschuldigen wegen gestern. Um 12 h kam auch Brandmayer, mit diesem sprach ich von unserem Batard. Bei der Kimlin war ich bis 2 h, ging zur Mama, zeigte mein Porträt, welches sie aber nicht gut getroffen fanden. Nach Tisch ging ich zum Gönner, beurlaubte mich von der Gräfin und den Comtessen, die Gräfin sprach mir sehr gut und wünschte mir viel Glück. Vom Mericzay erfuhr ich, dass Siess das Schmiliarische (?) Haus zu Eisenstadt als Geschenk bekam. Den Grafen sprach ich, als Siess wegging, noch lange und besonders wegen der morgigen Sitzung in der ungarischen Hofkanzlei, unter Vorsitz des Kanzlers Pálffy. Dann ging ich mit dem Gönner zu Brandmayer, nachher fuhr er ins Rote Haus. Ich ging nochmals zur Mama, um 6 h ins Burgtheater; man gab die „Jagd“; im Theater kam ich mit dem Eisenstädter und St. Georgener Pfarrer zusammen, mit welchen ich viel plauderte. Mit Baumann hatten wir auch wegen gestern viel Spaß. Vor dem Theater stand Szucsics (?), Garde; mit diesem verabredete ich, morgen spazieren zu reiten. Nach dem Theater ging ich zu Stessel, welcher heute ankam, und plauderte mit ihm bis 11 h, er versicherte mich auf’s neue von des Grafen Liebe. Im stärksten Regen ging ich nach Hause.
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Heiter, doch windig. Anfang des Trinkens von Kräutersaft und Suppen. Von 6 bis 1 h arbeitete ich ununterbrochen. früh brachte mir Kutschersfeld 100 fl., die ich mittags der Mama übergab, von Neumann wegen Huber. Auch besuchte mich der St. Georgener Pfarrer, ich schickte ihn, um einen Wagen sich zu suchen, in Brandmayers Schupfen. Um 12 h ging ich in die Stadt, begegnete Janitz (?), welcher mir auf’s Neue seine Verwendung zusagte. Dann sah ich Mericzay und Stessel, sah den Gönner mit Graf Franz von der Session in der ungarischen Hofkanzlei fahren. Ging dann zur Mama und zum Speisen. Nach Tisch sahen wir in der Kriegskanzlei die Turiner Fahnen an. Um 3 h zum Gönner, er speiste noch. Ich ritt auf dem Vezier und Szucsics (?) auf einem Fuchsen vom Wasser hinauf nach Döbling; besuchten da die Clair und ritten über Währing auf die Türkenschanze. Ich unterhielt mich angenehm, Szucsics (?) ritt nach einer Stunde noch im Lusthaus im Prater. Ich machte mir Spaß, ließ die Mutter und Tochter auf dem Rappen des Pollack reiten, tranken Milch und aßen Butter. Um 8 h ritt ich in das Burgtheater, sah das Bacchanal (?)-Divertissement. Ging mit Mayer auf’s Parterre, fand Klimbke, die Doppler. Klimbke gab mir des Kotzebue Prozess, welcher in Berlin[er] Zeit[ung?] steht. Die Doppler begleitete ich nach Hause. Ging zu Stessel und erfuhr, dass das Conclusum in jedem Fall ein Sequester sei und dass zu vermuten ist, dass der Fürst einen freundschaftlichen – Graf Carl – wählen wird. Siess fuhr gleich nach der Session nach Eisenstadt.
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Ein heiterer, warmer Tag. Um 8 h ging ich zu Stessel und zum Gönner, blieb bei letzterem beinahe 2 Stunden. Er war sehr vertraut, dies freute mich. Später ging ich zu Stessel, erhob meine 800 fl.; mit ihm spazieren, dann zum Speisen. Bis 4 h blieb ich bei Theresen, ging dann zu Stessel. Kaufte mir eine schwarzseidene Weste für 4 fl. und trug selbe zum Schneider; war beim Kürschner Schwarz (?) im Gewölbe. Ging später ins Burgtheater, wo man die „Dienstpflicht“ gab. Ich plauderte mit Lang, Mayer, Klingmann; ging nach dem Theater gleich nach Hause.
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Windig, kühl und Regen. Früh um 6 h ging ich zur Arbeit, später um 7 h kam Brandmayer, welchen ich bezahlte und Muster auf Tuch zu einem Caput und Frack gab. Charles arbeitete auch bei mir. Um 12 h ging ich zum Gönner und Stessel, fand aber keinen; Stessel reiste weg. Bei Tische war heute die Müller; ich war nicht gut gelaunt. Nach Tische besuchte ich den Gönner; Kutschersfeld, Tonerl, Grimm und Oberleutnant Mandl speisten da; ich empfahl mich gleich, ging wieder zur Mama. Abends fuhren wir in den Prater, dann ins Leopoldstädter Theater. Man gab die Oper „Raoul von Créqui“, welche mich richtig unterhielt. Wir aßen Gefrorenes, ich fand mehrere Bekannte und unterhielt mich wirklich ziemlich gut. Nach dem Theater wurde gleich nach Hause gefahren.
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So angenehm wie gestern. Um 9 h ging ich in die Stadt zum Gönner, später um Geld zu Eötvös, erhielt aber keines. Beim Portier erhielt ich eine Adresse, dass ich die Hofrätin Riegger (?) besuchen möchte, welches ich auch nach Mittag befolgte. Um 1 h ging ich zu Klimbke und erfuhr durch den Feldwebel mehrere Anekdoten zwischen Katter und Marsigli. Nach Mittag ging ich wieder zum Gönner, später zur Mama, wo es wieder einen gewaltigen Verdruss gab wegen einem elenden Zettel, den Therese lesen wollte und welchen ich ihr verweigerte. Abends begleitete ich sie ins Burgtheater; man gab „Leichtsinn und gutes Herz“ und „Fantasma“, worin die Viganò anstatt der Venturini auftrat. Sie tanzte ziemlich gut und das Publikum war nachsichtsvoll. Gegen Ende des Balletts ging ich auf’s Parterre und begleitete Therese nach Hause. Die Mutter sprach kein Wort und ich auch nicht. Mir war nicht wohl und ich eilte nach Hause.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).