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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
671 1799 6 8 Ein kühler, angenehmer Tag. Früh und vor Mittag arbeitete ich zu Hause. Früh kam der Fürst mit Lichnowsky von Ozora an. Um 12 h ging ich zu Klimbke, plauderte da. Auf dem Kohlmarkt begegnete ich dem Gönner, begleitete ihn nach Hause und sprach lange. Bei Tisch waren wir drei ziemlich munter; Nina speiste bei Schmidtmayer. Abends fuhren sie in den Schwarzenberggarten. Ich ging ins Burgtheater; „Hausehre“, Schauspiel von Oktavian August Hannamann, wurde zum ersten Mal gegeben und ausgezischt. Kriminalisches hat es sehr viel, Sottisen eine Menge, doch hat es dieses Schicksal nicht verdient. Franzel kam neben meiner zu sitzen; ich gab ihm einen offiziellen Bericht, dass von Szekler Husaren, wobei der Oberst Barbaczy und der Rittmeister Burghart, die französischen Gesandten zu Rastatt, Bonnier und Roberjot, am 28. April 1799 200 Schritte von den Vorstädten ermordet und Jean Débry schwer verwundet wurden. Therese und Anhang kamen auch schon um ½ 9 h und sahen beinahe 3 Aufzüge. Ich begleitete sie nach Hause und tat ein Gleiches. Schon war es 12 h, als ich ins Bett stieg. Band 02 (II.), Seite 26v
672 1799 6 9 Ein schöner, heiterer Morgen. Gleich nach 5 h kam Franzel zu mir und brachte mir den Protest (?) wegen Ermordung der Gesandten; ich las ihn. Schrieb etwas, ging um 9 h zum Fürsten und Gönner, beide sprach ich, beide waren gut zu mir. Später war ich bei Klimbke; da saßen wir auf dem Bankl vor dem Theater; Weinmüller, Mayer, Klingmann, Baumann waren von der Gesellschaft. Nach 12 h besuchte ich die Riegger (?), dann ging ich zum Speisen. Nach Tische plauderten wir, sahen zum Fenster hinaus. Um 5 h kam Nina von der Braunmüller; wir schwätzten zusammen. Um ¾ auf 7 h fuhren Nina und Consorten in die Oper, ich ging ins Kärntnertor-Theater, in die „Hausehre“; es war unglaublich leer. War dann auf der Bastei, wo ich bis 9 h blieb; sprach mit der alten Müller, Saal, Ruschitzka, kam mit Keller von Dietrichstein zusammen. So verstrichen ein paar Stunden und ich trollte mich dann nach Hause. Band 02 (II.), Seite 27r
673 1799 6 10 Windig, unangenehm. Vor Mittag arbeitete ich zu Hause, ging dann zum Gönner. Am Tor kam ich mit der Frau zusammen, welche im Lamm an der Hohen Brücke wohnt. Dann ging ich zu Brandl, ins fürstliche Haus, zum Theater, wo ich Klingmann, Koch, Mayer und Klimbke sprach. Koch schickte ich eine Bouteille Tokajer zur Probe. Zum Speisen; bei Tische waren wir gewöhnlich. Nach Tische ging ich ins fürstliche Haus, fand im Antichambre Schmiliar, hörte, dass Paur und Wolf hier wären, um den Platz des Archivadjunkten des Gabriel Lex und des Eisenstädter Verwalters zu erhalten. Dann aß ich Gefrornes, ging mit der Mama und den zwei Mädchen auf die Glacis, legten uns ins frisch gemähte Heu. Sie gingen ins Theater; ich begegnete Roesler und machte mich mit selbem zur Donau. Ließen uns überführen und speisten beim Sperl im Garten. Der Wirt Mahringer bediente uns recht gut. Nach 10 h war ich zu Hause. Band 02 (II.), Seite 27r
674 1799 6 11 Es ist kühl und regnet; welche Erquickung nach so unerträglichem Staub ! Früh brachte mir Knittel Handtücher. Ich arbeitete bis 10 h, ging zum Lackierer, dann in die Stadt zum Fürsten und Gönner. Kaufte mir bei Trattner Flottos (?) italienischen Dictionnaire um 8 fl. 22 x und Meidingers (?) Grammaire um 1 fl. 8 x. Nach Mittag konnte ich erst mit dem Gönner sprechen. Dann ging ich zu Walther, zu Taroni, aß da Gefrorenes und ging zur Mama. Abends ging ich ins Burgtheater, wo man renoviert „Principe d’ Amalfi“ mit viel Gelärm gab. Es regnete heute den ganzen Tag und Abend, darum ging ich nach dem Theater gleich nach Hause. Band 02 (II.), Seite 27r
675 1799 6 12 Windig. Vor 8 h ging ich zum Fürsten, ließ unterschreiben, bekam von ihm Geld, zahlte gleich Walther die 20 fl. für Strümpfe; ging zu Liebisch, kaufte da für die Dienstboten meiner Mutter 4 Halstücheln um 6 fl. Ging nach Hause, arbeitete bis ½ 2 h, machte mich dann erst in die Stadt zum Speisen. Auf dem Graben begegneten mir beide Baber, welche sich auf morgen bei mir zum Frühstück einluden. Nach Tisch ging ich zum Schneider um meinen neuen Frack, später zum Uhrmacher um des Rutrich seine Uhr, dann zum Portier, wo ich v. Kárners Hiersein erfuhr. Den Gönner fand ich nie zu Haus. Abends ging ich mit des Portiers Buben ins Theater; man gab den „Stummen Ritter“ zum dritten Male; ich hatte Verdruss mit dem albernen Mohr (?) wegen Platz aufheben. Therese war auch; selbst mit ihr hatte ich Verdruss. Nach dem Theater wollte ich v. Kárner sehen, aber er war den Augenblick weggefahren; so ging ich verdrießlich nach Hause. Band 02 (II.), Seite 27v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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