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Anzeige von 681 - 685 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
681 1799 6 18 Kühl und sehr windig. Außerordentlich unruhig schlief ich. Um 6 h besuchte mich der Stallmeister; ich erzählte ihm das Geschehene mit Fellner, worüber er zufrieden war. Um 8 h, um mich meiner Winde zu entledigen, ritt ich nach Oberdöbling und auf die Türkenschanze im stärksten Trab. In Döbling besuchte ich die Clair, welche ich sehr schwach und elend im Bette fand. Auf der Türkenschanze fand ich alles wohl, ließ die Marie reiten, nahm zum Frühstück ein Glas Wasser und trabte wieder nach Hause, wo ich erst um ¾ auf 10 h eintraf. Ganz durchnässt, zog ich mich um und ließ mich durch Bauer (?) frisieren. Machte der Mama 100 fl zur Badekur zusammen, legte den Schlüssel zur Silberschatulle bei und gab ihn ihr mit dem herzlichsten Ausdruck. Matt, durstig – ein paar Gläser Wasser wurden von mir verschluckt – empfahl ich mich um ½ 12 h in die Stadt, besuchte Liebisch und kaufte in Kommission für Csekonics ein Stück Gingham, gelb gestreift. Später ging ich zum Portier und nahm da bittere Tropfen. Appetit hatte ich keinen und viel Schwindel. Bei der Mama speiste Roesler; ich konnte nichts essen. Die Weidmann war zu Besuch da. Nach Tische schrieb ich Lang nach Mortara im Piemontesischen. Nach 5 h empfahl ich mich, nahm vom Portier den Michel mit und ging ins Burgtheater; zum ersten Male „Seelengröße oder der Landsturm in Tyrol“. Es gefiel, hat aber viel zu viel oft schon besser gesagte und mit langer Anstrengung angewandte Sentenzen; die klugen Raisonnements des Nouseul und der Weissenthurn, dann gegen Ende die Szene des Brockmann als Vater Martin und Kreishauptmann, als er das Sein des Nichts auszudrücken, mit zwei Fingern auslöschte, machten mich lachen, denn es erweckte in mir die Erinnerung an den verstorbenen Hamlet, Friseur in Penzing. Sehr schwer fiel es mir, in der großen Hitze das Stück auszuhalten, denn beinahe wurde mir übel. Nach dem Theater führte ich den Buben nach Hause, nahm noch einmal Tropfen. Kaum war ich in der Herrengasse, musste ich sehr stark mich übergeben. Band 02 (II.), Seite 27v
682 1799 6 19 Ein unangenehmer Tag. Heute Nacht schlief ich besser; nahm alle 2 Stunden eine Mixtur ein. Um 6 h stand ich auf, später kam Petrowitz, diesem gab ich für seine Mama Bücher. Er trank bei mir Slivovitza. Ich arbeitete unausgesetzt fort. Danach hatte ich Alteration und befand mich sehr übel. Um 10 h kam Roesler, auch Gio. Sah beim Lackierer und in der Sattlerei des Grafen Wagen nach und ärgerte mich, dass er noch nicht fertig war. Besuchte Brandl und engagierte ihn, Sonnabend mit der Mama nach Baden zu fahren und Kost und Quartier zu bestimmen. Lange blieb ich da, dann noch zum Portier, zur Mama. Ich musste mich gleich nach meinem Eintritt schrecklich übergeben; nach Mittag trank ich eine Tasse Kamillentee; las Therese den Hufeland vor. Um 5 h aß ich etwas Suppe, frisch abgesottenes Hähnel und trank Tokajer, aber nur sehr wenig. Ich fühlte Hitze und Alterationen, schlief bis 9 h. Empfahl mich und trollte mich in der Kälte nach Hause, denn ich hatte Anfälle von Fieber. Band 02 (II.), Seite 27v
683 1799 6 20 Wind, kalt und Regen. Sehr unruhig schlief ich heute und mit Hitze. Vor 6 h, als ich noch im Bette lag, kam die Sepherl und erzählte mir einen Zug von Dummheit der Mama: Nina schrieb und bat, bis Sonntag in Grinzing bleiben zu dürfen; wie wütend darüber befahl sie Theresen und Sepherl, gleich heute früh die Nina abzuholen. Therese saß im Wagen, Sepherl lief zu mir herauf. Um 6 h stand ich auf, packte meine Koffer. Dann kam Kutschersfeld, wir verabredeten die Reise auf morgen, später Prinster, welcher mir einen Brief von Elsler brachte. Charles kam und schrieb bei mir bis 11 h. Charles und ich gingen zum Lackierer wegen des Grafen Batard; der Batard und Kalesch waren aber schon im Haus. Im Hineingehen musste ich mich stark übergeben. Roesler vollendete Theresens Bild und speiste gleich auch da. Nach Mittag ging ich wegen Bestellung eines goldenen Medaillons, welches der Vetter Augustin verfertigt. Dann zu Pfersmann, um mich von ihm und den übrigen zu beurlauben. Da erfuhr ich die volle Satisfaktion, welche ich wegen der Beleidigungen des Mohr erhielt. Mit Klimbke hatte ich auch Verdruss. Im Hause des Gönners erfuhr ich, dass er krank sei und erst in einigen Tagen komme; dies war mir unangenehm. Abends war ich bei der Mama; die Beurlaubung war kurz. Nach 9 h lag ich schon im Bette; ich hatte starke Alteration. Band 02 (II.), Seite 28r
684 1799 6 21 Kühl und trübe. Ich schlief besser als erwartet, hatte wenig Hitze und war darüber froh. Um 5 h stand ich auf, ordnete alles noch. Fuhr um 6 h von Wien weg, von Wimpassing weg fuhr der Postkontrollor mit. Kam mittags um ½ 12 h an, packte gleich aus, rangierte meine Sachen. Bekam Besuche von Walther und Stessel und ging mit äußerst wenig Appetit um ½ 1 h mit Walther zu meiner lieben Mutter. Der Empfang von Mutter und Schwester war recht herzlich, wir plauderten viel. Nach Tische ging ich mit Freund Röckl in den Garten. Ich erklärte ihm umständlich meine Krankheit, er ordinierte mir und ich fing gleich zu brauchen an. Später ließ ich mir meine Haare ganz klein schneiden. Dann kam meine Mutter; ich zeigte ihnen alle mitgebrachten Geschenke, worüber sich meine gute Mutter ganz außerordentlich freute. Ich gab ihr alles mit nach Hause. Nach 3 h wurde ich zum Fürsten gerufen, da ich nur aufgeschlagene Haare hatte, war ich außerordentlich verlegen. Beim 2. Mal Sehen sagte mir der Fürst im Garten. „Sie sehen ganz ausgeronnen aus, nehmen Sie alle 3 Stund 1 Löffel davon !."; ich sagte: „Weil ich seit 8 Tagen nichts aß“. Pointner besuchte ich auch, und mich besuchten Walther und Röckl. Um 7 h ging ich zur Mutter und machte mir den Spaß mit dem Fächern (?), der Frau mit dem Bandlwerk. Um 9 h voll Alteration ging ich nach Hause und gleich ins Bett. Spät besuchten mich meine Schwester, Unteregger, Boge, Paur, Hoffmann und mein Fritze. Um 11 h schlief ich unter einem Quartett, das der Fürstin gemacht wurde, ein. Band 02 (II.), Seite 28v
685 1799 6 22 Kalt und sehr windig. Um 4 h kam die Lenerl. Ich klagte ihr, dass ich eine schlimme Nacht hatte; sie ging. Ich schlief nochmals ein, schlief so gut, dass ich erst durch das Gepolter des Freund Röckl wach wurde und alles vorherige Klopfen überhörte. Wiederholung der Arznei und Zuhausebleiben verordnete er mir. Bis 1 h blieb ich im Bette; Kutschersfeld, welcher heute von Wien kam, besuchte mich. Ich aß Suppe, mochte aber nichts mehr essen. Arbeitete und schrieb an Therese den ersten Brief. Nach Mittag besuchten mich auch Walther und Kutschersfeld, abends meine Mutter und Gesindel. Nach 8 h legte ich mich ins Bett, um 11 h schlief ich ein. Jede Stunde der Nacht wurde ich wach und erst dem Morgen zu konnte ich etwas schlafen. Band 02 (II.), Seite 28v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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