Um 5 h stand ich auf, schrieb dem Gönner und Pointner nach Eisenstadt. Nach 7 h ritt ich zur Petrowitz; ich ritt recht angenehm durch Ober- und Unterdöbling und zurück durch Währing. Bei der Clair im Garten frühstückte ich ein Häppchen (?) Butter und machte mich dann nach Hause. Kam um 9 h nach Hause, arbeitete bis 12 h, ging zu Pfersmann. Klimbke gab mir 2 Pfirschen, welche ich Theresen brachte, welche sie sehr freuten. Nach Tische entrichtete ich Petrowitz meine Aufträge von der Clair, ging zu Walther, kaufte von ihm ein Paar weißseidene Strümpfe für 8 fl., verfertigte ihm seine Rechnung; blieb bis ½ 7 h. Spazierte dann in den Schwarzenbergischen Garten, wo ich die Kleiner, Mama, Therese und Nina fand. Um 8 h wurde nach Hause gegangen; ich soupierte da und war um 10 h schon im Bette. Ein schwüler Tag.
Band 02 (II.), Seite 24r
657
1799
5
25
In der Nacht gab es Regen, der Morgen kühl und windig. Um ½ 6 h stand ich auf, arbeitete bis 8 h, frühstückte bei Walther, ging dann zum Fürsten unterschreiben. Nachher brachte ich der Gräfin Carl eine Loge ins neue Ballett; ging nochmals zu Walther, verfertigte seine Rechnung. Er gab mir für Therese ein venezianisches Kreuz von schwarzem Stein mit Gold, welches ich ihr gleich brachte und sie ungemein freute. Agnes und ich gingen in die Kantate, es war sehr leer. Therese sang sehr schön und der Saal ihre Arie wurde wiederholt. Agnes speiste auch bei der Mama. Nach Tische zum Gönner, welcher eben von Eisenstadt kam, er sprach mir sehr gut und sagte mir, dass meine Mutter ihn besuchte. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab den 2. Akt von „Contadina“, Therese sang sehr schön; dann das neue Ballett von Clerico „Zemira und Azur“, mit Dekorationen von Sacchetti. Wider alles Vermuten gefiel das Ballett. Voll Schlaf eilte ich zu Bertier um meine 2 Paar seidene Strümpfe, welche ich heute von Walther kaufte, und dann ins Bett.
Band 02 (II.), Seite 24r
658
1799
5
26
Sonntag ist wirklich, denn es ist heiter, warm und windstill. Bis 8 h arbeitete ich zu Hause, ging zum Fürsten und Gönner. Der Gönner war sehr gnädig. Ich wollte für Beverely (?) eine Kriegskarte haben, konnte aber keine bekommen. Dann zu Reyher (?), den Umgang ansehen und speisen. Bei Reyher unterhielt ich mich sehr angenehm, denn ich konnte viel mit Therese allein sein. Nach 4 h trieb uns die Laune der Mutter schon in die Stadt. Ich ging ins fürstliche Haus, sprach da mit Kutschersfeld, hatten Zank und gleichten uns am Ende wieder aus. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater, kam da mit Roesler aus Leipzig zusammen und unterhielten uns mit der Oper „Das unterbrochene Opferfest“. Therese sang sehr schön und erhielt großen Beifall. Gleich nach dem Theater ging ich in die Redoute. Es wurde wegen der Kaiserin das Bacchanal-Divertissement um 11 h wiederholt. Ich kam neben den Gönner zu stehen, sprach mit ihm und dies freute mich sehr. Nachher soupierte ich etwas, schlich eine Weile herum; Therese war nicht da und so freute ich mich nicht. Dann nach Hause; um 1 h war ich schon im Bett.
Band 02 (II.), Seite 24r
659
1799
5
27
Vor 6 h war ich schon auf, arbeitete etwas, frühstückte. Ging um 7 h wegen Besorgung der Kriegskarte in die Stadt, zum Gönner, dann zum Fürsten. Dem Gönner brachte ich ein Billett für einen gesperrten Sitz im Kärntnertor-Theater und blieb bei ihm, bis er auf Dornbach fuhr. Den übrigen Vormittag brachte ich beim Fürsten zu, aber leider vergebens, denn ich erhielt noch kein Geld; die machte mir sehr üble Laune. Nachher ging ich zu Klingmann, fand niemand zu Hause, begegnete Ziegler, begleitete ihn nach Hause und ging zum Speisen. Heute gab es wieder einen gewaltigen Verdruss. Man behandelt mich mehr als einen Fremden und fordert, dass ich mich unglaublich genieren soll. Die Mutter ist doch ein unerträgliches Weib ! Ich schlief nach Tisch auf der Fensterstufe des kleinen Zimmers und dies löste den Zankapfel aus. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater, um „Milchmädchen“ und das neue Ballett „Zemire und Azor“ zu sehen. Agnes war auch da und der Fremde aus Dresden, Roesler, welcher mich engagierte, er wolle mich en miniature malen. Therese blieb nur bei der Oper. Nach dem Ballett schlich ich mich voll Missmut, matt und schläfrig nach Hause. Abends regnete es, war windig und kalt.
Band 02 (II.), Seite 24v
660
1799
5
28
Heiter und angenehm. Bis 1 h arbeitete ich zu Hause, bekam für Csekonics einen Schirm machen zu lassen einen Auftrag, ging ins fürstliche Haus, dann speisen. Später besuchte ich Brandl, fand aber niemand zu Hause und sagte mich für Donnerstag zu Mittag an. Später ging ich mit Walther zu Hugelmann, tranken Kaffee, gingen in den Prater, schlichen herum, soupierten beim Einsiedler. Kamen mit Klingmann, Tonerl, Oberleutnant Mandl zusammen, begegneten der Exner samt Schwester. Abends sahen wir das Feuerwerk „Nelsons Sieg bei Aboukir“, welches so ziemlich gefiel. Die Gesellschaft war außerordentlich zahlreich. Nach dem Feuerwerk fuhren wir gleich nach Hause.
Band 02 (II.), Seite 24v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).