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Anzeige von 651 - 655 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
651 1799 5 19 Te Deum laudamus wegen Segen für unsere Waffen. Der Hof fuhr in Gala nach St. Stephan, die Ungarische und Deutsche Garde paradierten zu Pferde, auf dem Stephansplatz feuerte ein Bataillon von Splenyi und auf den Wällen wurden die Kanonen gelöst. Um 10 h ging ich zum Gönner, wo ich ihm meinen jährlichen Ausweis gab, der 9716 fl. 31 x ausmachte; mit welchem er zufrieden war. Dann schlich ich auf dem Kohlmarkt, Graben herum, sprach Pfersmann; ging dann zum Speisen, und fand meine Therese im Bette, welches mich sehr umstimmte. Ich beschloss, den Nachmittag und Abend bei ihr zu bleiben, aber die Mama litt nicht einmal, dass ich zu ihr ans Bett setzte. Diese Albernheit verdross mich so sehr, dass ich ins Kärntnertor-Theater in den „Stummen Ritter“ ging. Vorher soupierte ich etwas im Pfauen. Es wurde voll; die Mama und Nina kamen auch ins Theater. Ich war teils im Parterre, teils auf dem Theater und so verstrich die Zeit. Nach dem Theater begleitete ich sie nach Hause. Es war abgekürzt, ich kam aber doch erst ¾ auf 11 h nach Hause. Band 02 (II.), Seite 23r
652 1799 5 20 Schön und heiter. Schon um 6 h saß ich an meinem Schreibpult. Arbeitete bis 12 h, ging dann in die Stadt zum Gönner und Klimbke. Mit ersterem sprach ich zweimal und war bis ½ 3 h bei ihm; er war sehr gnädig. In der Kanzlei war Leseprobe und so sprach ich Klimbke nicht. Bei Tische war meine Therese schon auf, welches mich ungemein freute. Nach Tisch kam Salieri und gab mir zur morgigen Generalprobe im Redoutensaal ein Billett, welches ich abends in der Loge dem Gönner antrug. Er dankte mir, weil er den ganzen Vormittag zu tun hat und nach Mittag mit Siess nach Eisenstadt reist. Nach 5 h ging ich zu Petrowitz, fand aber außer Heinrich niemand. Später zum Portier, nahm den Buben mit ins Burgtheater, wo die „Jagd“ zum zweiten Mal gegeben wurde. Im Theater sprach ich mit Weidmann. Ein Weilchen war ich auf dem Theater, dann ging ich mit Mayer auf das Parterre, wo ich bis zum Ende des Stücks blieb. Nachher soupierten wir im neuen Extrazimmer vom Lothringer und eilte dann gleich nach Hause. Band 02 (II.), Seite 23v
653 1799 5 21 Kalt und Regen. Ich arbeitete bis 8 h, beurlaubte mich beim Gönner. Brachte Theresen Siegelwachs, Nina Federn, ging dann in die Probe im Redoutensaal. In der Probe erhielt ich mehrere Bücheln von der Cantate, von welchen ich 2 der Gräfin und 1 dem Gönner nach Eisenstadt zu schicken bestimmte. Therese sang ganz artig. Ich unterhielt mit der Müller, mit Mayer, Pfersmann und mehreren anderen. Die Kantate unterhielt mich, besonders die Deklamation des Lang. Nach der Probe gingen Agnes und ich auf die Bastei, ich zur Mama; Agnes speiste auch da. Nach Tische ging ich gleich zum Gönner und blieb da, bis er mit Siess nach Eisenstadt fuhr. Abends gab es Spektakel: im Burgtheater sollte die „Kluge Frau“ sein, die Leifer (?) bekam eine Blutung; dann sollte es „Edle Rache“, „Dorfbarbier“, „Bettelstudent“, auch „Hausmutter“ sein, letztere wurde doch endlich. Therese mit Anhang war durch 2 Akte, Agnes blieb. Nach dem Theater soupierten wir im Matschakerhof und so kam ich erst nach 11 h nach Hause. Band 02 (II.), Seite 23v
654 1799 5 22 Ein schöner, heiterer Morgen. Nach 6 h ritt ich mit Kutschersfeld spazieren in die Brigittenau, nachher arbeitete ich bis 12 h. Ging zu Klimbke wegen Austeilung für den Gönner, welchem ich nach Eisenstadt schrieb. Dann zur Hammlin (?) wegen Kopfputz für Therese, welcher ganz weiß, mit zwei sehr schönen weißen Federn ungemein gut ausfiel und auch allen außerordentlich gefiel; er kostete 24 fl. Von Csekonics bekam ich einen Brief, worin sie mich um eine Figaro-Haube mit weißen Bandeln bittet, welche ich auch bestellte und 2 fl. kostete. Nach Tisch fuhr ich mit Petrowitz, Clair, Lisette und Rosalie nach Oberdöbling, ins Haus des passauischen Rats Wagner; wir spazierten in den Park des Fürsten Colloredo, dann im Dorf herum. Ich fuhr ins Leopoldstädter Theater; Anton Hasenhut gab zu seiner Einnahme „Thadädl (?), der 30-jährige ABC-Schütz“ mit Musik von Müller. Mama mit Therese und Nina waren schon da; ich unterhielt mich mit Therese. Das Stück war eine gewöhnliche Farce. Nach dem Theater fuhr ich mit ihnen nach Hause und tat ein Gleiches. Band 02 (II.), Seite 23v
655 1799 5 23 Fronleichnamstag; heiter, aber windig. Nach 9 h ging ich in die Stadt, frühstückte mit Giáy beim Milano, sahen die Prozession und schlichen so herum. Nach 12 h beförderte ich meinen Brief an den Grafen. Mittags waren wir froh, nach Tisch kam Salieri. Um 5 h ging ich zu Kielmann (?), später aß ich beim Taroni Gefrorenes. Nach 6 h ging ich in die Kantate von Salieri im Redoutensaal. Es war nicht außerordentlich voll, und von der Noblesse sehr wenige da. Der Hof gab 500 fl. und samt diesen belief sich die Einnahme auf 2590 fl.. Mit großem Beifall wurde die Kantate aufgenommen. Nach selber sprach ich mit Theresen, gab ihr wegen ängstlichem Singen einen Verweis und begleitete sie zum Wagen. Ich soupierte mit Pfersmann, ging dann ins Haus, erfuhr des Fürsten Ankunft von der italienischen Armee, und dass er vom Großfürsten eine sehr schöne goldene Dose mit seinem Porträt, reich mit Brillanten besetzt, zum Geschenk erhalten habe .Erst um 12 h kam ich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 24r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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