In der Nacht hatte ich einige Öffnungen. Der Morgen und Vormittag war für mich sehr fatal. Ich musste arbeiten, schrieb Theresen und dem Gönner. Röckl bat ich um eine Abänderung der Medizin, den Rest ließ ich weggießen. Um 2 h legte ich mich ins Bett. Csekonics besuchte mich; ich gab ihr Kimlin Paket. Nach Mittag schlief ich zum Teil, zum Teil hatte ich Besuch. Ich aß zum ersten Mal wieder ein mit Lemoni eingemachtes Hähnel, welches vortrefflich war und mir etwas schmeckte. Die Folgen davon waren äußerst unangenehm. Erst um ½ 12 h rangierte ich meine Ruhe und die Gesellschaft verließ mich.
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Namenstag des Fürsten Paul; früh um 6 h fuhr sein Vater nach Pottendorf und erwartete da den Paul zum Frühstück; dann fuhren sie nach Eisenstadt und nach 10 h im Staate in die Bergkirche zum feierlichen Hochamt. Ich hatte eine schreckliche, die elendeste Nacht, die nur ein elender Mensch aushalten kann und ich zweifle, ob ich’s aushalte. Nach 7 h erholte ich mich erst. In meinem Körper glüht alles, jede Ader, jeder Nerv voll Feuer. Um 11 h stand ich mit vieler Überwindung auf, arbeitete durch einige Notstunden und um 3 h legte ich mich ins Bett. Ich esse heute gar nichts, obwohl ich schon Spuren (?) habe; es nützt nichts, weil ich selbst jetzt beim Schreibpult Alterationen, heftige, fühlte. Nach Mittag 3 h bekam ich wieder heftige, nie gefühlte Hitze; jede Ader, jeder Nerv brannte. Ich litt des Elends höchsten Grad, schickte gleich um Röckl und bat und jammerte um Hilfe. Da wurde Verschiedenes an Medizinen abgeändert und Klistiere verordnet. Abends, als zur Freude des Fürsten Paul türkische Musik gemacht wurde, und als eben der erste Schlag geschah, machte Albert den ersten Druck mit der Klistierspritze; dies machte mich in meinem Elend lachen. Diesen Tag hatte ich gewiss von 40 Menschen Besuch, die mein Elend noch vermehrten. In der Nacht schlief ich etwas, aber sehr unruhig.
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War äußerst matt und entkräftet; lag den ganzen Tag, dachte unzählige Male an Therese und hatte keinen einzigen Wunsch, als sie bald zu sehen. Stessel, Walther und Pointner besuchten mich; sonst blieb ich heute so ziemlich von Besuchern frei. Um Röckl eine Surprise zu machen, ließ ich den Fürsten durch Krug ansprechen, ob er ihm zur Vermählung nicht einen Postzug nach Pottendorf erlaubte, welches der Fürst gerne bewilligte, und mich herzlich freute. Röckl war heute mit Therese und Eltern in Loretto beichten. Die Nacht war so halb erträglich.
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Früh bekam ich von Theresen einen Brief, der mich trotz der Vorwürfe sehr freute. Nina verlangte von Röckl den Status morbi, welchen er auf einem halben Bogen verfasste. Röckl gab mit heute, weil er den weißen Riesel vermutet, Bisam (?) unter die Arznei. Mittags stand ich auf, schrieb Theresen und nach einer Stunde legte ich mich wieder ins Bett. Die ganze Nacht schlief ich nicht eine Viertelstunde und ist äußerst schmerzhaft, so sich im Bette schlaflos herum zu balgen. Dann litt ich auch noch fürchterlichen Durst, und als der Durst siegte und ich Wasser trank, erbrach ich mich mit aller Anstrengung.
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Röckls Vermählungsfeier. Früh um 7 h kamen Röckl und Krug, fanden meinen Puls wie gestern. Im Bette schloss ich noch Theresens Brief ein, schrieb auch noch an Kutschersfeld und schickte beides nach Wien. Gott im Himmel, wie lang wird es noch dauern ! Um 10 h stand ich auf, arbeitete ein Weilchen, ordnete mein Tagebuch und legte mich ins Bett. Mittags bekam ich etwas Öffnung, der Urin brach sich: Spuren der Besserung ? Den Tag war ich meistens allein. Um ½ 7 h kamen Krug und Röckl von Pottendorf, fanden meine Besserung merklich. Sie erzählten mir, dass alles sehr feierlich war, dass die Fürstin sehr liebevoll und gütig mit der Braut war. Abends haben sie Souper bei Aicher (?). Abends ging von mir alles weg; heute Nacht schlief ich doch etwas. Der heutige Tag war sehr schön.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).