Kutschersfeld fuhr früh nach Wien, Theresens langen Brief gab ich ihm mit. Früh las ich das heute von Mayer erhaltene 3. Heft der Theaterkritik. Um 10 h kam Röckl, veränderte mir die Arznei, später die Julie, welche mir der Mama Krankheit und die Abreise der Pepi zum Onkel nach Wien erzählte. Nach 11 h stand ich auf; bekam mehrere Besuche. Um 1 h aß ich nur Suppe, und die schmeckte mir nicht einmal. Nachher machte ich Walther ein Briefchen an Elise, dann legte ich mich wieder ins Bett. Der Tag ist sehr windig und kühl, eine Witterung, die keines Menschen Alter denkt. Nichts befinde ich mich besser, woran das elende Wetter wesentlichen Anteil hat. Den Abend stund ich gar nicht mehr auf; ich hatte äußerst heftige Alterationen. Bis 11 h hatte ich meine gewöhnliche Gesellschaft.
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Kalt und Regen. Die ganze Nacht schlief ich nichts. Früh fuhr Walther nach Wien. Ich gab Kommission, mir eine schwarze Weste, wie meine, zu schicken, welche ich dem Röckl zum Brautgeschenk geben will. Theresen ließ ich tausend Schönes sagen. Ich blieb heute den ganzen Tag im Bette und aß nichts als eine Suppe. Ich las, bekam Besuche von Stessel und abends von der Pepi, welche eben von Wien kam und mir von der so seltenen Güte und Freundschaft ihrer Tante eine Menge erzählte, und dass sie selbe längstens zu sich nehmen wird. Auf die Nacht 9 h besuchte mich die Mutter und Röckl. Er rauchte bei mir ein Pfeifchen, und so blieben wir bis ½ 11 h. Als sie gingen, schlief ich gleich ein.
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Endlich einmal ein angenehmer Tag. Heute schlief ich die ganze Nacht ununterbrochen und fühle mich ganz gestärkt. Um 8 h stand ich auf, dann besuchte mich der Schaffer. Ich arbeitete etwas, schrieb dann Theresen und machte ihr den Vorwurf, dass sie mir seit Freitag noch nicht schrieb, und ich ihr doch gleich so einen langen Brief durch Kutschersfeld schickte. Dann machte ich auch der Pepi einen Aufsatz für ihre Tante. Nach Mittag brachte mir Mathias zwei Briefe von Therese, welche mich sehr freuten, und auch einen ganzen Einsatz von Schachteln um 2 fl., damit ich ihnen Obst schicken kann. Nach Mittag erhob sich ein gewaltiger Sturm und Donnerwetter. Ich lege mich gleich ins Bett und ließ Theresen durch Mathias viel Schönes sagen; schrieb ihr kein Briefchen. Bis ½ 11 h war ich wach; Röckl, Rhode und Unteregger waren bei mir. Appetit habe ich noch keinen.
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Kalt und trübe. Ich hatte eine glückliche Nacht. Bis 9 h schlief ich, dann fing ich endlich an meinen Rechnungen zu arbeiten an. Arbeitete bis 1 h, lag dann bis 4 h im Bette, arbeitete abermals bis nach 6 h, dann zog ich mich aus um zu bleiben im Bette. Etwas befinde ich mich besser, aber noch habe ich keinen Appetit. Mich besuchte heute Stessel, beide Mädchen Csekonics, Pointner. Bis nach ½ 11 h hatte ich Gesellschaft. Ich echauffierte mich sehr mit Reden und konnte bis 1 h nicht einschlafen.
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Kalt und Regen; eine unglückliche Witterung für den Kranken. Früh hatte ich zwei fatale Besuche von Croll und Kleinrath, dann hatte ich wieder Verdruss mit dem elenden Gall. Außerdem beunruhigten mich wieder Stessel, Röckl und Pointner. Um 12 h kam Walther aus Wien, brachte mir einen Brief von Therese, dem guten Mädchen, der mich ganz aufmunterte; dann brachte er mir für Röckl eine niedliche, breitgestreifte schwarze Weste, die ich ihm als Vermählungs-Gebinde geben will. Therese schrieb mir von ihrer Reise mit Brandl nach Baden; dass der Gönner schon in Wien sei; beiden nahm ich mir vor, morgen zu schreiben. Dann kam Röckl mit einer eigenen Delikatesse; ich übergab ihm die Weste, welche ihn recht angenehm überraschte. Ich blieb schon im Bette; Röckl versetzte meine Medizin mit Rhabarber, die mich auf’s Neue krank machte. Ich verlor gleich die kleine Neigung zum Appetit und machte, wie man sagt, kränklich. De gewöhnliche Gesellschaft war da. Um 11 h schlief ich, aber wenig.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).