Heiter aber kühl. Vormittags besuchten mich Stessel und Gio. Ich schrieb Nina auf einen gemalenen Brief die Knittelverse ab, band den Brief mit einem rosafarbenen Band an ein gebackenes Herz, schickte 2 Laib Brot, Marillen und Kirschen; meiner Therese schrieb ich auch. Röckl besuchte mich; dem klagte ich den großen Ekel vor der Arznei. Da ich gestern heiser wurde, darf ich keinen Tokajer trinken und muss Tee mit Salep nehmen, welcher mir neuerdings unangenehm ist. Das Mittagmahl schmeckte mir gut; ich bin so froh darüber. Nach Mittag besuchten mich Stessel und Gio, später fuhr ich mit der Mutter in den Tiergarten bis zum Rendezvous. Um 7 h legte ich mich ins Bett. Abends bekam ich wieder Alterationen, welche bis nach 10 h dauerten und mich sehr abmatteten; auch schlief ich wenig in der Nacht.
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Kalt und Regen; ich bin über das Wetter äußerst missmutig. Röckl verordnete mir Umschläge auf den Bauch, und im Bette zu bleiben, welches ich, so schwer es mir ankommt, pünktlich befolge. Mittags war ich ein paar Stunden auf, dann begab ich mich gleich wieder ins Bett; o, es fällt mir schwer, so zu liegen. Ich las im Bette, meine Mutter war bei mir. Abends hatte ich keine Alterationen, welches mich für das Bettliegen heute entschädigte. Ich bekam von Theresen nebst einem Brief den „Schreiner“, welcher am 18. zuerst aufgeführt wurde und worin sie sehr gefiel. Um 10 h erst kam Rhode. Wir plauderten von der französischen Komödie und dem Schattenspiel bis 11 h. Ich schlief heute ruhiger wie gestern.
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Kalt; ich muss wieder im Bett bleiben. Um 12 h stand ich auf, aß mit ziemlich gutem Appetit, erhielt Besuch von Krug und dem alten Kühnel. Bis 4 h arbeitete ich, schrieb dem Kutschersfeld, zahlte Verschiedenes und legte mich wieder ins Bett, las. Später kam meine Mutter, welche mit den kleinen Mädchen und der Rosel ins Theater ging; man gab eine französische Komödie und eine Schattenpantomime, beides schlecht. Bei mir blieb die Lenerl. Nach 7 h kamen Kutschersfeld und Tonerl, plauderten, dann gingen auch sie ins Theater; ich unterhielt mich Denken und Lesen. Nach 9 h kamen meine Mutter, Schwester, Rhode, Hoffmann und Röckl; sie blieben bis 11 h. De Nacht schlief ich gut.
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Kalt und Regen. Verdammtes Wetter ! Vor Mittag waren Kutschersfeld, Tonerl, Walther und Fourno (?) bei mir, welche bei meiner Mutter speisten. Um 12 h stand ich auf, aß mit gutem Appetit, meine einzige Wohltat, die ich jetzt genieße. Nach Tisch schrieb ich meiner Therese. Unteregger ließ ich die Rapporte beginnen. Nach 4 h legte ich mich wieder ins Bett, Packh war bei mir, Kutschersfeld kam. Ich kaufte noch 60 Pfund schöne Marillen à 1 x; die schickte ich ebenfalls Theresen; Kutschersfeld fuhr in der Nacht um 2 h nach Wien. Abends war Ball, außer dem Schlosspersonal waren noch 80 Personen von der Stadt geladen. Der Ball soll sehr unterhaltend und alles splendid gewesen sein. Bis 11 h hatte ich bei mir Gesellschaft. In der Nacht schlief ich gut.
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Kalt und Regen. Vor Mittag erzählte man mir eine Menge vom Ball. Stessel besuchte mich und sagte mir, dass er nach Mittag nach Wien fahre. Nach 12 h stund ich auf. Röckl hat mir heute zum ersten Mal Rindfleisch angeschafft, welches mir vortrefflich schmeckte. Bis 5 h nach Mittag arbeitete ich sehr fleißig, dann begab ich mich wieder ins Bett, las, plauderte mit meiner Mutter. Walther, Hoffmann, Rhode waren bei mir; abends soupierte ich mit vielem Appetit. Röckl fand den Puls nie so gut wie heute. Nach 11 h schlief ich ein und schlief gut.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).