Kalt und veränderlich. Gegen Mittag war es ein paar Stunden warm; dies nützte ich und fuhr in den Tiergarten bis zu den Teichen. Das Mittagsmahl behagte mir recht, Nach Mittag arbeitete ich fleißig. Um 5 h war ich schon im Bette, las, nahm Besuche von Walther, Hoffmann, Rhode an; wartete die Ankunft der Brieftasche; sie kam gar nicht. Abends regnete es auch. Die Kammerjungfer Nanett, Walther, Rhode, Hoffmann besuchten mich, letzterer zweimal; Röckl kam nach 10 h. Die Nacht war gut.
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Angenehm, aber veränderlich. Nach 12 h stand ich auf, aß mein Mittagsmahl mit gutem Appetit. Nach Tisch kutschierte ich selbst gegen Gschieß, schrieb der Nina zum Namenstage und schickte ihr die von Walther gekauften Turiner Strümpfe. Arbeitete etwas und legte mich um 6 h ins Bett. Meine gewöhnlichen Besuche kamen; mit ihnen unterhielt ich mich bis ½ 11 h. Ich hatte eine gute Nacht.
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Kalt und Regen. Nach 6 h stand ich auf, um 7 h ging ich zum Fürsten wegen Unterschreiben und Geld. Der Fürst war voll Spaß, sagte mir, er habe vorausgesehen, ich würde krank werden und darum wollte er mich nicht heiraten lassen. Wenn ich gesund werde, kann ich heiraten. Ich küsste ihm die Hand, ordnete meine Geschäfte und ging. Geyersperg machte ich eine kleine Visite. Erst um 9 h kam ich in mein Zimmer. Zu Hause ordnete ich alles, schickte meine Rechnung an die Buchhalterei und zahlte die Leute aus, schrieb Theresen und auch etwas meinem Vetter Uhrmacher. Indessen wurde es Mittag. Nach Mittag besuchten mich Paur und Rhode, dann arbeitete ich bis 5 h; da legte ich mich wieder ins Bett. Abends erzählte mir Röckl, dass er wegen meiner mit dem Fürsten gesprochen habe, der sagte: „Sie ist ein braves Mädl“, die ganze Familie sei gut, und dass er gegen meine Heirat nichts einzuwenden habe. Dies freute mich königlich ! Ein froher Tag für mich; ich schlief auch recht gut.
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Annatag. Früh regnete es, dann heiterte es sich aus und ich kutschierte nach Großhöflein ins Posthaus, besuchte in Kleinhöflein den Elsler (?). Fuhr dann in die Stadt zu meiner Mutter, um meiner Schwester zu gratulieren, fand sie aber nicht zu Hause. Ich blieb eine Stunde, ging dann in mein Quartier, wo ich meine Schwester fand. Ich küsste sie, und so war meine Gratulation zu Ende. Mittags aßen Walther und ich bei mir zusammen. Nach Tisch besuchten mich Stessel, die Hofmeisterin und Jeanett (?). Meine Mutter und Schwester fuhren mit dem Hofmeister und Pointner nach Gschieß, fanden sich aber wegen Ankunft der Franzosen enttäuscht. Ich nahm heute meine erste italienische Lektion. Abends ging die Fürstin mit der Babett an mir vorbei spazieren; Walther und ich waren beim Fürsten. Von der Ferne rief sie mich an, wie es mir ginge. Sie sprach lange beim Fürsten, als sie wegging, eilte ich ihr nach, um ihr die Hand zu küssen. Abends soupierten Walther und ich zusammen und erst um 9 h legte ich mich ins Bett. Ich bekam noch Briefe von Therese und von Nina Knittelverse. So gut schlief ich die Nacht, dass mich das Mädl früh um 6 h zum Frühstück wecken musste.
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Ein schöner Tag. Früh um 6 h stand ich auf, schrieb der Nanett Knittelverse, der Therese auch. Meine Schwester schickte der Nani 2 Laib Brot und Marillen durch Fritz, welcher um 8 h nach Wien fuhr. Röckl besuchte mich. Bis 9 h arbeitete ich, dann kutschierte ich mit den Rappen nach Großhöflein ins Posthaus, nahm die von Ebreichsdorf geschickten grünen Waren mit, fuhr zu meiner Mutter, blieb da ein Stündchen. Ging nach Hause, lernte mein Italienisch, besuchte Geyersperg und blieb im Schlosse, bis die Fürstin nach Pottendorf fuhr. Ich half ihr in den Wagen, sie erkundigte sich um mein Wohlsein, ich küsste ihr die Hand und dankte. Um ½ 1 h ging ich zu meiner Mutter hinab speisen und aß mit gutem Appetit. Nach Tische lernte ich; um 3 h kam der Sprachmeister, ich machte gute Fortschritte. Nach 5 h fuhr meine Mutter mit Geyersperg und Frau in den Tiergarten. Ich ging mit Hoffmann in des Siess seinen Garten, fand da Paur; weil es aber feucht war, empfahl ich mich bald wieder und ging um die Stadt nach Hause. Bald kamen meine Mutter, Geyersperg und Walther, da plauderten wir zusammen. Walther und ich soupierten bei mir. Um ½ 10 h ging ich schlafen und schlief gut.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).