Heiter, jedoch windig und unerträglicher Staub. Früh zum Grafen, welcher nach Preßburg reist. Mit Sträubl Unterhandlung wegen Stifft, der mit hinausfuhr. In der Hofapotheke, Kridl spielt ganz den Hofmann. Mit Pelikan schlich ich auf den Kohlmarkt. Mittags allein, nach Mittag kamen Richart, Jungmann, Stifft, mit ihnen schlenderte ich herum. Nach Mittag 6 h Begräbnis der Kaiserin Ma[ria] Ludowika, sie war 29 Jahre alt. Der Zug ging über den Michaels-, Josephs-, Spitalplatz nach den Kapuzinern. Wir blieben bei der Hofapotheke, unterhielten uns mit mehreren Bekannten. Nach 6 h in den Prater, leer, sahen eine Partie Altdeutsche, über welche gelacht wurde. Gingen beim Paperl vorüber und nach Haus. Wir schoben Kegel, tranken Bier, vor 10 h ins [Bett].
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Heiter, großer Staub. Früh in No. 373, zum Schwaiger, in die Alleegasse. Heute wird zum Ausbrechen der hinteren Gewölbe angefangen. Die Arbeit geht schlecht von statten, der Schlosser räumte lange das Gewölb nicht. Mittags allein mit Joseph Seiler aus Sievering. Mein Bruder schickte mir von Wildenschwert 1 Eimer Bier. Durch Elsler schickte ich der Muhme Lenerl 5 fl. Nach Mittag in Jungmanns Gesellschaft in die Brühl. Wir gingen gleich nach Liechtenstein, fanden die Altdeutschen, stiegen in der Festung herum. Tranken Bier, um 7 h zurück. Jungmann und Hoffmann führte ich ins Kärntnertor-Theater in die Probe des Balletts „Thetis“ von Aumer.
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Wie gestern. Mit Jungmann zur Keglevich, in Gesellschaft sahen wir den Hausplatz auf dem Schaumburger Grund an, welcher 531 Quadratklafter 4 Schuh beträgt und den ich kaufen will; der Klafter á 2 fl. 8 x macht 1130 fl. 40 x. Dem Morawa gab ich Kommission, mit dem Zukkersieder Adam zu reden, dass ich ihm die Mauer und von seinem Grund noch 3 Klafter in die Länge abkaufen will. Dann in die Alleegasse und nach Haus. Sah meinen Arbeitern nach, es geht wie gewöhnlich sehr langsam. Mit Weidmann hörte ich in der Augustinerkirche die Exequien, sahen alles beleuchtet: das ganze macht sich so ganz erträglich. Mittags allein, nach Tische mit Stifft zum Sträubl und in die Alleegasse. Ich erwartete den Grafen von Preßburg, welcher schon um 12 h in der Alleegasse war. Nach der Tafel zu ihm, zum Scheiger und mit Nitschner an die Donau, dann durch die Weissgärber, Gärtnergasse, sprach Stokkersheim, zur Moser, welche in heftigen Schmerzen lag. Um 11 h nach Haus. Der Mond machte ein Kipfel. Kurs 354 fl..
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Alles wird teurer, 39 x das Pfund Rindfleisch, das Brot wird kleiner. Dies sind unsere beglückenden Finanzspekulationen; quo usque tandem ! Früh sah ich meinen Maurern nach, dann zum Grafen und in No. 56 Alleegasse. Heute sind in der Augustinerkirche die zweiten Exequien für Maria Ludovika. Mittags allein mit Elsler. Der Nina schenkte ich für das Gitarrespielen franzblaues Band zu 25 fl., dem Schießl ein schwarzes Gilet zu 20 fl. Der Krieghammer schrieb ich einen langen Brief. Nach Mittag zur Moser, welcher ich 25 Veigelstöcke schickte. In die Alleegasse, zum Zeltschneider. Zum Dietrich in den Garten, zwei Stunden war ich bei ihm, sagte ihm manches und versprach ihm, Kornhäusel zu betreiben, welcher aber mit Haan nach Baden fuhr Blieb in Gesellschaft, spielte bei Reimann und Hoffmann Joseph Billard und soupierte da.
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Warm, unerträglicher Staub. Früh zum Grafen, mit ihm in die Alleegasse, zur Theaterkasse, zum Dietrich. Mittags allein, nach Mittag in die Porzellanfabrik, zu Bertoli. Kam in Gesellschaft, abends mit Jungmann, Ullmann ins Bierhaus zur Weintraube. Kurs 354 2/3 fl., der # 16 fl.19 x
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).