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Anzeige von 6851 - 6855 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6851 1816 5 3 Wie gestern. Heute sind seit dem 6. April die ersten Theater: im Burgtheater zum 1. Mal „Welcher ist der Bräutigam ?“, Lustspiel in 4 Akten von Joh[anna] Weissenthurn; im Kärntnertor-Theater Einnahme der Julie und Theodora Aumer „Hochzeit der Thetis und des Peleus“, Ballett in 2 Akten von Aumer, Mus[ik] von Gyrowetz, Dekor von Erfindung des Tremel, gemalt von Gail; vorher neu einstudiert „Junggesellenwirtschaft“, Lustspiel in 1 Akt aus dem Französischen, Mus[ik] von Gyrowetz. Im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“, die Schwarz, die Isabeau die Schröder. Den Vormittag beim Grafen, Alleegasse. Ich suchte Compagnie, um auszuspeisen, fand Kronenfels und Gimnich, speisten an der Börse, tranken vis-à-vis Kaffee. War vor Mittag bei Dietrich im Comptoir, nach Mittag in Matzleinsdorf. Mit Richart und Julie war ich in der Augustinerkirche, sahen das Castrum abräumen. Therese führte ich zur Moser, wo sie speiste, brachte ihr Resedasamen und Veilchen. Abends in Jungmanns Gesellschaft in Stiffts Loge, Jean Hoffmann kam nach, war verdrießlich und ging gleich wieder. Das Ballett gefiel. Aumer führte seine Töchter vor. Band 08 (VIII.), Seite 102v
6852 1816 5 4 Trüb, etwas Regen, windig, der Staub ist vollends unerträglich. Im Burgtheater „Welcher ist der Bräutigam ?“, ohne Handlung, langweilig, alte Ausfälle auf die Zeit und Sitten. Im Kärntnertor-Theater das gestrige Spektakel, im Theater an der Wien „Faust“. Früh zum Grafen, in die Alleegasse, Kommission im Unter-Kämmereramt wegen Breyer; ich schickte Richart und erklärte, dass er im Inneren uns nicht zu fragen hat, aber vor dem Hause keinen Amboss oder Schraubstock stellen darf. Mittags allein, sah meinen faulen Arbeitern nach, in die Alleegasse, Porzellanfabrik. Schenk kam mit dem Buchhalter Strel (?) vom Arnsteiner, welcher den 3. Stock mietete und mit uns Kaffee trank. Stifft, Hoffmann waren von der Compagnie. Es trübte sich sehr, ein heftiger Sturm wütete und vertrieb den Regen. Abends ins Burgtheater, 3. Stock, war hinter Becherl (?). Das Stück langweilte mich, dann mit Ullmann und Jungmann in die Weintraube, kleiner Jux mit wilden Schauspielern. Kurs 359 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 102v
6853 1816 5 5 Früh 6 h ein Regenguss, welcher den Staub drückte; windig, veränderlich. Im Burgtheater „Stille Wässer“, Wothe als Wiburg (?); im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Abgebranntes Haus“, „Wäschermädchen“. Mittags zu Reils Einnahme im Kärntnertor-Theater Deklamatorium „Der 1. Mai“, Gemälde in 1 Akt v[on] Fried[rich] Reil, der Schröder „12 Gemütsregungen“, zum Schluss „Die menschlichen Gefühle“ von Reil; eine schöne Vorstellung, sehr voll. Früh zum Grafen, Zimmer und Garten in der Alleegasse sind fertig; fuhr hinaus. Der Reimann gab ich einen Sitz im Parterre im Kärntnertor-Theater, dann speiste sie bei uns. Kridl überraschte uns und war auch unser Gast. Nach Tisch kam der Maschinist Schmidt aus Preßburg mit seinem Dragon (?), Neffe, Stifft und Richart. Nach 5 h fand ich Gesellschaft und ging ins Kärntnertor-Theater. Therese war mit der Richart bei der Assen. Band 08 (VIII.), Seite 102v
6854 1816 5 6 Trüb, etwas warmer, wohltätiger Regen durch einige Stunden. Im Burgtheater „Welcher ist der Bräutigam ?“, im Kärntnertor-Theater „Milton“ und „Hochzeit der Thetis“, im Theater an der Wien „Blaubart“, Mlle. Müller als Marie. Früh zum Grafen, später in die Alleegasse. Hatte mit dem Hausmeister unsäglichen Verdruss: der Schurke schreibt für 4 Zimmer weißen und den Hof verputzen 135 fl. ! Ich gab ihm 100 fl und sagte der Hausfrau, sie soll den Kerl gleich wegjagen. Heute jagte ich den schläfrigen Hausmeister fort und Ortner brachte mir ganz neue Leute. Elsler macht den Direktor und speiste bei uns. Nach Mittag in die italienische Kirche, sah Pichls Castrum, eine schöne, große, erhabene Idee, sprach Pichl, Amadio (?), Jahny. Fuhr in die Alleegasse, zum Reimann. Abends ins Theater an der Wien, den Reimannischen gab ich die Loge im Kärntnertor-Theater. Im Theater an der Wien fand ich Jean Hoffmann, Mayer (?), Arenberg. Die Müller gefiel ganz mittelmäßig, ihre Stimme ist weg; sie wurde dennoch vorgerufen Mit Jos[eph] Passy in die Stadt. Im Kärntnertor-Theater kam ich zum Finale. Dann sahen wir mit Richart das am Gewölbe aufgemachte Portale und Dach und soupierten in der Weintraube. Band 08 (VIII.), Seite 103r
6855 1816 5 7 Kalt, trüb. Im Burgtheater „Correggio“, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien „Schatzgräber“, „Nettchen und Paul“. Früh sah ich meinen Arbeitern nach, zum Grafen, in die Alleegasse, in die italienische Kirche, sah das Castrum, heute war das Requiem. Pichl führte mich in der Kirche selbst herum. Schießl schickte mir die Praterallee mit DeBachs Circus, samt mehreren Figuren und Equipagen, und machte mir damit eine große Freude. Mit Weidmann war ich bei Sträubl und in der Alleegasse. Im Rückweg fährt auf der Steinernen Brücke ein Leiterwagen mit einem Pferd in den Wagen, stiess das rechte Glas am Wagenschlag ein, die Deichsel fuhr dem armen Weidmann auf die Brust. Als die Scherben mir ins Gesicht flogen, und ich die Deichsel sah, stemmte ich meine Hand mit aller Kraft an und dem Weidmann geschah nichts. Elsler speiste da, nach Tische kamen Ullmann, Stifft, Richart. Ich fuhr zum Vehring (?) wegen Gittigs Tochter, mit Reimann in die Alleegasse. Bei der Kegelbahn sägte ein Soldat einen armdicken Ast ab. Er fiel mir auf Kopf und Arm und hätte ich nicht den Arm ausgebeugt, würde ich zusammengeschlagen worden sein; zwei Unglücksfälle an einem Tage ! Zum Jahny, mit ihm zum Schlössl, sprach Habor (?) nach 9 h nach Haus. Drei Mal regnete es heute. Band 08 (VIII.), Seite 103r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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