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Anzeige von 6881 - 6885 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6881 1816 6 2 Pfingstsonntag. In Feistritz. Veränderlich. Um 7 h früh kam Hansel an, ich war halb angezogen. Wir frühstückten zusammen, dann fuhren wir nach Kirchberg am Wechsel. Der Pfarrer Limberger hielt ein musikalisches Amt. Wir gingen ins Oratorium und kamen vis-à-vis der Cajetan (?), welche schon in Feistritz spielte. Hansel und ich besuchten den Chor; eine Messe von Mozart, ein Terzett von Dittersdorf, Benedictus von Pichler wurden von den Marktkünstlern verarbeitet. Nachher sahen wir das Schloss – vormals ein Nonnenkloster, ein ungeheures, ödes Gebäude – und den Garten des vorigen Besitzers Mitis – Erfinder eines Grüns – und einen großen Teil seiner chemischen Apparate. Das kleine Theater von Papier machte uns herzlich lachen. Von da fuhren wir nach Sachsenbrunn, sahen den unglücklichen, sehr schlecht gewählten Platz eines Maierhofes, dann nach Haus zum Speisen. Der Pfarrer von Feistritz, Zenner, speiste mit uns. Jean ließ Knallkugeln zerplatzen. Meine Diana entfloh, ich schickte mehrere nach, der Kutscher Stinl (?) verfolgte sie bis gegen den Wagenhof. Sie verlor sich und kam nicht wieder. Ich war sehr bestürzt und umgestimmt. Nach Mittag führte uns Sträubl auf die Gebirgsgartenanlagen, sahen den Platz der großen Brücke, zur Gruft. Abends spielten wir Billard, sahen das Schloss, bestiegen den Turm, dann hinab ins Burgverlies. Klotz ließ das Theater beleuchten, sahen Neefes Dekoration. Hansel brannte vor dem Schloss ein kleines Feuerwerk ab und so wurde es 10 h. Zum Souper, ins Bett, ich schlief wenig und sehr unruhig. Band 08 (VIII.), Seite 107r
6882 1816 6 3 Pfingstmontag. In Feistritz. Veränderlich, etwas Regen, jedoch angenehm. Alles Nachsuchen nach meiner Diana war vergebens. Früh in die Rüstkammer, welche ein Zeugwärter aus Wien ordnet. Das Hornvieh wurde auf die Alpen getrieben. Der kleine Auersperg kam von Linsberg geritten, Klotz und ich zeigten ihm das Schloss. Dann in die Kirche zum Amt, nachher sahen wir die Grabsteine der vorigen Besitzer, 2 kupferne Särge, gravierte Tafeln, welche in die Gruft unter der großen Brücke kommen sollen. Von da in den neuen Maierhof, suchten vergebens nach einem gewesen sein sollenden Schlossausgang. Während dem Speisen kam der alte Pfarrer von Neuwald und bald darauf ganz allein meine arme Diana, ganz entkräftet. Alles gab ihr zu speisen, dann trug ich sie ins Bett. Nach Tische fuhren wir statt zur Ruine nach Thomasberg nach Kirchberg, wohin uns ein Komödienzettel des Direktors Haan zog. Wir stiegen zur Kirche von Wolfgangi hoch, der alten Kirche des Marktes. Mit staunenswerter Kühnheit steht der hintere Giebel des Daches, sehr hoch und frei. Ein armer Schneider wohnt daran in der Sakristei. Dann im Markt herum. Der Pfarrer Limberger ritt und ging mit uns bis außer dem Ort zur großen Linde, wo 1809 das Gefecht eines französischen Regiments mit 50 vom Landsturm war, bei welchem 24 blieben. Später zum Fleischhacker und Wirt, tranken Bier von Kranichberg, ¾ Stunden näher zur Grenze von Steiermark, dem Erzbischof gehörig. Um 8 h ins Spektakel in die Hütte einer Weberin. Im Hintergrund ein Weberstuhl und ein hoher Kasten bildete eine Galerie für Kinder, welche ich alle eintreten ließ. Man gab mit einem Frauenzimmer, zwei Brüdern und einem Schustergesellen „Hugo von Teufelsbach“, eine Parodie auf „Don Juan“. Elenderes lässt sich nicht denken. Sie sprachen vollends lächerlich Deutsch, sprachen von „Angestalt“, „vollkommentlichem Richter“, „Kakos-Nüssen“, „Mondverziert“. Nach 9 h musste der Diener mit der Laterne voran und so begann die Karawane auf die Veste Feistritz. Band 08 (VIII.), Seite 107v
6883 1816 6 4 Abreise von Feistritz. Früh 6 h Eröffnung des neuen Finanzpatentes. Niemand verstand es. Dietrich hält es nicht wirksam genug zu einer Radikalkur. Wir nahmen von allen Abschied, beschenkten Reserl, das Küchenmädchen. Schuller, Kaspar etc. und fuhren unter Flattern unserer Sacktücher vor 8 h von der Veste ab nach Seebenstein. Die Fahnen wehten, aber Hans vom Stein, der Wildensteiner war gestern nach Neustadt gefahren. Dietrich nahm sein blaues Band, Klotz seine Haube vergebens mit. Herz (?) wagte es also, in die Veste zu steigen; er fürchtet den Steiger. Der Wardein zeigte uns die Rüstkammer, das Schlaf-, Wohnzimmer, Gästezimmer, den Speisesaal, Kapelle, Turnierplatz. Den Gerichtssaal, Burgverlies und den Prunksaal konnte er uns leider nicht zeigen. Er ließ die Zugbrücke herab, wir belohnten ihn königlich. Wir gingen durch den Pergenschen Garten und fuhren nach Neustadt zur Krone – Wirt Seisser – speisen. Um 3 h fuhr Dietrich weg, Hansel, Kornhäusel und ich gingen in der Stadt herum, in die Kreuzgasse zum Theater, in die Domkirche. Ich trank im Kaffeehaus in der Wienergasse Kaffee um 18 x. Um 5 h fuhren wir nach Wien. In Traiskirchen eine kleine Pause, wir promenierten auf der Straße und waren sehr kindisch. Um 9 h in Wien, fand eine Menge Geschäfte, großes Waschen. Band 08 (VIII.), Seite 108r
6884 1816 6 5 In Wien. Im Burgtheater „Epigramm“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Übelgehütetes Mädchen“, im Theater an der Wien zum 2. Mal „Das Leben ein Traum“, Schauspiel in 5 Akten nach dem Spanischen des Calderon, bearbeitet von Schreyvogel; schöne Sprache, aber wenig Interesse. Vor 8 h zu meinem Grafen, volle Arbeit. Elsler speiste bei uns, nach Mittag zu Haus. Abends suchte ich Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater. Der Therese gab ich auf die partielle Obligation 100 fl., also 800 fl. Kurs 309 1/3 fl., [der Dukaten] 13 fl. 54 x. Band 08 (VIII.), Seite 108r
6885 1816 6 6 Trüb, kühl. nach Mittag Regen. Im Burgtheater „Ezzelino, Tyrann von Padua“ Trauerspiel in 5 Akten, von Kruse, mit Koberwein. Im Kärntnertor-Theater „Bergsturz“, im Theater an der Wien „Landhaus an der Heerstraße“, „Wäschermädchen“ Früh gingen Therese und Goldmann gemeinschaftlich zu Fuljod – Claudius – gratulieren. Er nahm sie sehr freundschaftlich auf. Ich zu meinen Arbeitern, zum Grafen, sehr beschäftigt. Mit dem Grafen zu Bertoli, später zu Stessel, Kárner, lud sie für Sonnabend zum Speisen. Mittags mit Elsler, nach Mittag mit Richart, Ortner auf meinen Gartenplatz, zahlte den Sträubl, welchem ich einen Eimer Wein anwies. Zu Dietrich, fand Gesellschaft, zum Morawa. Richart ging mit. Mit ihm und Morawa auf meinen Gartenplatz. Adam lässt mir 8 Schuh Grund im Rücken, dafür trete ich ihm 7 Schuh an der rechten Seite ab, zu einer beiderseitigen geschlossenen Einfahrt ab. Als Entschädigung für die einigen Quadratklafter Grund und die paar großen Kastanienbäume gab ich dem Johann Adam gleich 100 fl. und bat Morawa, einen Kontrakt zu entwerfen. Abends ins Burgtheater, saß neben der Platzoberstin Lang (?), einer sehr gesprächigen Frau. Der „Ezzelin“ dauerte bis ½ 11 h, gefiel wenig. Koberwein hat keine Kraft und manierierte unausstehlich. Band 08 (VIII.), Seite 108r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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