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Anzeige von 6901 - 6905 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6901 1816 6 22 In Ács erste Nacht. Ein schöner Tag. Früh zeigte uns der Graf den ganzen Garten, der jetzt sehr gut gehalten und wirklich schön ist. Besuchten das Gast- und Posthaus, um 10 h mit dem Grafen zur Schur nach Vas, um 12 h zum Schwemmen der Widder nach der Donau in der Nähe des zu restaurierenden Wirtshauses. Blieben bis 3 h, wieder nach Ács, speisten um 5 h, um 6 h fuhren wir mit dem Tischler nach Komorn. Da betrug sich [Bertoli ?], weil man uns wegen der fliegenden Brücke warten ließ, zum zweiten Mal roh und äußerst gemein. Ich sagte ihm derb die Wahrheit und sprach kein Wort mehr auf ihn. Um 9 h kamen wir zurück und ich machte noch einen Besuch bei Gittig, um ½ 11 h ins Bett. Band 08 (VIII.), Seite 110v
6902 1816 6 23 Abreise von Ács. Früh wurde des Bertoli Wolle sortiert und 73 Pfund (?) auf unser Kalesch gepackt. Dann ging ich zu Graf und Gräfin, schrieb der Frau, dass wir Dienstag kommen, beschenkte den Koch, Maly, Beschließer (?), Johann, gingen in die Messe und fuhren um 9 ½ h nach Raab. Stiegen in der Weintraube ab, aßen etwas mit dem Wirt und fuhren in drückender Hitze nach Wieselburg. Hier nahmen wir Post und fuhren über Raggendorf und Carlburg nach Kittsee. Da hörten wir, die Donau sei ausgetreten. Nun war der Brausekopf Bertoli weg, er wollte gar nicht nach Preßburg. Der kleine Schreiber Posch beredete ihn, wir fuhren und mussten in einem Kahn neben dem Kalesch fahren. So kamen wir um ½ 10 h nach Preßburg und stiegen im Halzlischen Hause ab. Die Schulz empfing uns und bereitete uns im Billardzimmer Betten. Dann zur Krone in die Schöndorfer Gasse, da fand Bertoli seine Fleischhacker – 2 Neumayer, Schober – und war im Jubel. Ein heftiges Gewitter machte, dass ich bleiben musste. Band 08 (VIII.), Seite 110v
6903 1816 6 24 Warm, abends Gewitter. Vor Mittag in Preßburg. Früh führte ich Be[rtoli] zu den Mühlen an die Donau, zum Witzay-Gartengebäude, in unseren Maierhof. Dann ich zum Galba, wo ich Verrechnung hatte. Mittags bei Mericzay, vortreffliche Bewirtung, dann in 2 Wägen mit ihr und Kunesch in die Mühlau. Sie gab uns Kalbsbraten und Schinken mit, von Ács hatten wir Wein und Slivovitza, und so betraten wir um 5 h nach Mittag unsere Fahrt nach Schlosshof. In Neudorf, der Grenzstation, nahmen wir den Kontrollor mit. Ich ging über die von Maria Theresia 1772 errichtete Brücke, ein angenehmer Gang, schöne Aussicht nach Theben, Hainburg und Altenburg. Suchte den Rittmeister Karst, er war nach Schönkirchen gereist. Ein fürchterliches Gewitter bannte mich ins Zimmer zu den Fleischhackern und Ochsenhändlern, wo Bertoli in seinem Vergnügen war. Der Kontrollor weiß mehr, war noch gröber und brachte Bertoli zum Schweigen. Der Neumayer von Lerchenfeld, mir der liebste, schlief mit mir. Band 08 (VIII.), Seite 110v
6904 1816 6 25 Trüb, abwechselnd Regen. Um 6 h fuhren wir weg nach Wien, von Schlosshof durch das Marchfeld über Loimersdorf, Raasdorf, Breitenlee. Teuflischer Weg, alle Augenblicke zum Umwerfen. Bertoli kramte alle seine Gemeinheiten aus; der lästige rohe Kumpan bekommt mich nicht mehr. Im neuen Wirtshaus, einer Knallhütte außer Raasdorf, kehrten wir ein, aßen unseren Schinken, Kalbskeule, dann noch Wein. Der Kontrollor machte mich zum Mauthofrat, der die Keller und Speisen untersucht, weil sie vom Wirt vermuten, dass er vom nahen Schinder Aas nähme, falschen Wein schwärze u. dgl. In Wien waren wir um 3 h. Der Graf gab mir ein Kistel Pfirschen für die DeCaro mit; dann forderte Bertoli die Hälfte, behauptete, sie wären ihm und mir und wurde wieder roh. Ich arbeitete und disponierte zu Hause, schrieb an den Grafen, fand Stifft, Jeanettl, Kridl, später den Paur. Um 7 h suchte ich Gesellschaft, soupierte bei Reimann, wo man wegen Natter und seiner Entfernung aus Eifersucht mit den Brucknerischen sehr unzufrieden war. Im Burgtheater „M[aria] Stuart“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Alle fürchten sich“, „Waldmädchen“. Kurs 263 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 111r
6905 1816 6 26 Heiter, kühl. Im Burgtheater „Der Schal“, zum 2. Mal „Lebender Toter“, Lustspiel in 3 Akten; im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Übelgehütetes Mädchen“, im Theater an der Wien „Die Hussiten vor Naumburg“, Fischer aus Graz als Bertha. Früh in die No. 273 (?), zur Cavriani, brachte ihr 8000 fl., zur Keglevich. Zu Dietrich, er will mich durchaus mit sich nach Feistritz haben. Mittags mit Elsler, Weidmann, der nach Gastein reist und mir seine neueste Ballade „Hochzeitsabend am Schomberg“ brachte. Nach Mittag mit Therese auf meinen Gartengrund, sie war zum ersten Mal da. Später in Gesellschaft, zu Vladár. Ich speiste gebackenes Hähnel. Zu Hause hörte ich, dass Kridl, welcher die 1000 fl. zahlte, Frau, Jeanettl da waren. Kurs 261 fl., holländische Dukaten 12 fl. 14 x, kaiserliche 12 fl. 8 x. Band 08 (VIII.), Seite 111r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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