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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6921 1816 7 12 Abwechselnd Regen. Im Kärntnertor-Theater „Lügner und sein Sohn“, „Hochzeit der Thetis“; im Theater an der Wien „Don Juan“ mit Ehlers, Elvira Stummer. Brachte Richart Schokolade und frühstückte bei Rinaldi. Den ganzen Vormittag beim Grafen. Auflauf und Exzesse bei der Bank. Das Gedränge ist so heftig, dass die Kavallerie mit Gewalt Platz machen wollte und vom Volk vom Pferd gerissen wurde. Bei Dermer hörte ich, dass gestern Sturioni an gänzlicher Auflösung gestorben sei. Er soll 40.000 fl. gehabt haben und legierte dem Maffacioli 200 #. Am Montag, den 8., starb die Fanny Huber, des Kassiers Huber Tochter, ein gutes, talentvolles Mädchen, also in einer Woche zwei interessante Bekannte. Mittags mit Jungmann, Ullmann, Wolfmayer beim Hirschen, Kaffee trinken beim Roten Turm. Schrieb dem Weidmann einen langen Brief nach Graz. Wegen Mühlhofer, der mich wieder quälte, schrieb ich abermals dem Hansel. Bis 6 h zu Haus, dann in die Reitschule zu Degens neuer Maschine, welche, solange das Triebwerk nicht abgelaufen ist, sich selbst in der Luft hält; 1. Galerie 2 fl., Parterre 1 fl. Degens Versuche langweilten mich sehr. Der erste, wenn sich seine neue Hebemaschine mit dem kleinen Ballon hebt, gelang so ziemlich; der zweite, wenn sich seine zweite Maschine ohne Ball[on] heben soll, misslang, denn kaum hob sie sich 4 Klafter, so stürzte selbe herab. Der dritte mit dem Luftballon und der Taube fiel ins Lächerliche und fiel herab. Die Versuche dauerten bis 8 h, es war leer. Mit Hoffmann zu Reimann; in der Paniglgasse goss man uns einen Nachttopf über die Köpfe. Da waren der Commandeur, Blumenfeld (?), Verteidiger der Bankmanipulation und Guilmar (?). Um 11 h nach Haus. Band 08 (VIII.), Seite 114v
6922 1816 7 13 Trüb, abwechselnd kalter Rege, heftiger Wind. Im Kärntnertor-Theater „Dichter und Tonsetzer“, aus dem Französischen nach Dupaty, zum 2. Mal; im Theater an der Wien „Putzsucht“ Früh brachte mir Neefe ein neues Bild, „Ansicht der Klamm im Salzburgischen“, ein schönes, ernstes Bild, welches mir viel Vergnügen macht. Früh zum Grafen, den Vormittag bei ihm. Um 12 h zum Gartengrund, zahlte die Teichgräber aus, welche die Quadratklafter zu 45 fl, 231 fl ausmachen. Sträubl steckte mir den Brunnen aus. Zur Richart, welche sehr schwächlich, dann Diner beim Grafen mit General Radossevich, Oberst Mertens (?), Rumpelmayer, Seitz. Nach der Tafel in die Porzellanfabrik, dann in Jungmanns Gesellschaft ins Kärntnertor-Theater, 4. Stock, ließen dann eine dicke Frau zu uns setzen. Kurs 273 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 115r
6923 1816 7 14 Heiter, kalt. Im Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien „Schauspieler wider Willen“, dann Kinderballett „Wäschermädchen“. Früh brachte mir Joseph Hoffmann die Nachricht, dass sein Vater und Hansel morgens um 4 h geweckt und zum alten Dietrich gerufen wurden, welcher plötzlich sehr krank wurde und in der Stunde schon tot sein sollte. Welch ein Schlag; gestern war er noch ausgefahren ! Früh zum Grafen, zur kranken Jeanettl, wartete dort die Regengüsse ab, auf den Kohlmarkt, dann speiste ich zu Haus allein. Richart kam zum Kaffee. Der Brigitten-Kirchtag ist durch die periodenweisen Regengüsse ganz verdorben. Ich las das 6. Heft des „Eipeldauer“, von welchem mich der 4. Brief vom Sprachreiniger vortrefflich unterhielt. Bis 5 h saß ich allein, dann zu Richart, welche spielten, zu Sträubl, saß lange auf dem Gartengrund. Dann langsam ins Kärntnertor-Theater, zur Weintraube, um 10 h zu Haus, fand einen vernünftig mäßigen Brief von Therese, welchen ich morgen beantworten will. Band 08 (VIII.), Seite 115r
6924 1816 7 15 Heiter, kühl. Im Kärntnertor-Theater „Neuer Gutsherr“ mit Schwarzböck, dann ritterl[iches] Divertissement. Im Theater an der Wien „Johann von Paris“ mit Ehlers und Mlle. Willmann. Früh zum Grafen, später schrieb ich Theresen. Bewies ihr ihr Misstrauen, meine Sorge um sie, da ich sie zur Frau machte, mein unbegrenztes Vertrauen, da ich sie unbedingt an das Haus schreiben lassen wollte, und wie ungerecht undankbar sie gegen mich handelt, mich um mein Vermögen bringen will, dass ich im Alter [mich] nicht einmal der Früchte meines Fleißes erfreuen könnte. Der Heiratsvertrag schützt sie für die Hälfte des Vermögens und ich verlange nur, nach ihrem Tode Herr zu sein. Mittags bei Richart, sie ist sehr schwach und geht morgen nach Baden. Nach Tisch kamen Stifft und Joseph Hoffmann. Wir sprachen über Konrad Dietrichs Tod, 47 Jahre alt, welcher so schnell erfolgte. Bei der Öffnung fanden sich organische Fehler im Herzen. Die Realitäten sind zwischen den Brüdern aufgeteilt, aber alles Übrige nicht. Joseph Dietrich kam gestern Abend um ½ 7 h aus Feistritz und kränkelt auch. Nach Mittag mit Richart zu Jahny, Vladár; in Gesellschaft, Würsteln. Heute bekam ich für die Therese Stoß die Kaffeetasse „Ehret die Frauen – Erinnerung an Feistritz am Wechsel 29. Juni 1816“, 36 fl. Eine hoch schwangere Frau, welche sich von Mayersfeld (?) nennt und mich von Schmirers Haus kennt, bat mich um 15 fl. Sie sprach so ehrlich, herzlich und rührte mich, dass ich ihrs gab. Wenn sie mich betrügt …? Heute wurden vom Polizeikommissar Müller die Kassen der Agioteure Wedl und Spöttl gesperrt, und zwar mit großem Aufsehen. Kurs 376 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 115r
6925 1816 7 16 Trüb, abwechselnd Regen, nach Mittag heiter und warm. Im Kärntnertor-Theater „Dichter und Tonsetzer“, im Theater an der Wien „Adelheid von Italien“. Früh zum Grafen, besorgte manches für Graf Vinzenz. Schrieb dem Bertoli derb und trocken, er ist ein roher Mensch. Diner bei Rumpelmayer, allein und recht fidel mit den lieben Kindern. Heute fuhr die arme Richart nach Baden. Dann zum Begräbnis des Konrad Dietrich in die Karlskirche, dann bei St. Florian. Er wurde um 6 h abends in Fußers drapiertem Wagen mit 6 Pferden geführt, am Platz und in der Kirche herum getragen. Die Mönche und viele andere Geistliche und über 1000 Menschen waren auf dem Platz und Straßen bis zum Kirchhof versammelt. Die Mutter war von allem Zeuge. Ich sah den Leichnam, noch kennbar. Bei der Leiche traf ich Radl, Schießl, Mayer (?), ich ging mit Kornhäusel und Joseph Hoffmann. Von der Hitze am Platze und beim Leichenzug und der Kühle in der Karlskirche bekam ich heftigen Husten. Um 9 h kam ich zum Sträubl. Ich sollte mit Hansel und Fußer zum jungen Herrn und Frau nach Hietzing, aber weil ich erst um 9 h vom Kirchhof kam. ich noch mit Sträubl reden musste und hustete, ging ich nicht und aß mit Vater Hoffmann und Joseph Bœuf à la mode. Ich schlief wegen Husten sehr wenig. Band 08 (VIII.), Seite 115v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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