Schnee, kalt; neuer Winter, es schneit, weht und sehr kalt. Im Burgtheater „Schreibpult“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Übelgehütetes Mädchen“, im Theater an der Wien „Johanna von Montfaucon“ mit Schröder. Den Vormittag beim Grafen, mittags speisten Nina, Fuchs, Elsler und Mericzay da. Dem Jahny gab ich á Conto meiner Arbeit 700 fl. und sah das Fertige an. Nach Mittag mit Richart nach St. Ursula zur Predigt des Werner. Er sagte, die Therese sei die Großmeisterin der Liebeskunst; manche liebten (?), aber der Unterschied sei wie der Frühlingsmontag und der heutige; sprach von Agiotieren, Unschuld verführen (?), von der Tonsur, welche das Andenken der Dornenkrone ist; möchte der Priester selbe im Herzen tragen, aber das ist schwer; von den getauften Heiden, von der Delicatesse im Christentum etc. Bei Cappi, dann in Richarts Gesellschaft in die Loge mit Jungmann. Im Nachhause gehen fiel ich auf den Rücken. Die ganze Nacht stürmte es.
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Kalt, Schnee. Jahrestag unseres Hauskaufs und Anlass unseres Zwistes. Im Burgtheater „Vertraute“, „Männertreue“, „Folgen des Maskenballs“, Schütz von Graz spielt. Im Kärntnertor-Theater „Joseph und seine Brüder“, im Theater an der Wien „Feodora“, „Wäschermädchen“. Im Leopoldstädter Theater Einnahme des Brinke „Herr von Erdzeisel“, Posse in 1 Akt von Comm[issär ?] Leeb, „Schützende Juno“, Pantomime in 2 Akten, von Brinke und Rainoldi, Mus[ik] von Volkert. Durch Mühlhofer ließ ich 4 Sitze bringen und gab 12 fl. Hassaureck schickte mir für die Wetzlar 4 Sitze für morgen zu den „Vornehmen Wirten“, welche ich samt einer Anweisung für 2 Eimer roten Simontornaer für Fechner der Moser brachte. Den Vormittag beim Grafen. Mericzay ist wieder unser Gast, er und Welker speisten da. Nach Mittag zu Peter, ich wartete vergebens. Roller richtete mir den Invaliden und das Weib mit dem Kinde ein, ich gab ihm Tabak und 6 Ellen Tuch vom Peter, zusammen 36 fl., das Nämliche auch dem Bschaidner. Dann mit Mericzay und Richart ins Leopoldstädter Theater, Jungmann kam nach. Ich unterhielt mich gut, aber ein neuer Husten und Schnupfen quälte mich. Der Maschinist Gravathy (?) ist ein elender Mensch, nichts ging. Brinke und die Rainoldi wären bald in einem Luftballon verbrannt. Dann zur Weintraube soupieren. Kurs 326 fl., # 15 fl. 15 x.
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Rauer Wind, gefroren, neuer Winter. Im Burgtheater „Rehbock“, „Mädchenlist“, im Kärntnertor-Theater „Helene“. im Theater an der Wien „Waltron“. Vereinskonzert im großen Redoutensaal; dem Stifft und Werlen gab ich Billetts. Den Vormittag beim Grafen, dann zu Haus. Neefe speiste bei uns, gab ihm und Jungmann Billetts zu Kerner (?) zu den „Vornehmen Wirten“. Nach Mittag spielten Jungmann, Richart und Roller Kegel, letzterem gab ich 6 Ellen Tuch von Peter und Rauchtabak mit nach Haus. Abends half er beim Arrangement zur 14. optischen Vorstellung. Es kamen Reiner von Keglevich, Hönig (?) mit Frau und Freundin, Hitzinger mit Hauptmann Hye, Frau, Tochter, Landrat Winter (?), Gehring mit Frau und Freund, Welker, Michalovics mit Frau, Sturioni, Mühlhofer Reserl und 2 Kleiner (?), Schießl, Nina mit der Geyling, Dermer, Richart. Joseph Hoffmann kam sehr spät, um ½ 6 h, was ich ihn mit Ernst fühlen ließ. Er brachte die Nachricht, dass es seit ¼ 5 h im Kärntnertor-Theater brenne, und seitwärts auf der Seite der Bastei und auch an der Front der Rauch zum Rauchfang und Fenster herausdringe. Jungmann kam um 6 h, sprach mit Ullmann, dass das Feuer glücklich gelöscht sei, dass es in einer Soldaten-Anleg (?) und in einem Wohnzimmer brannte, dass nur durch schnelle Hilfe das Theater gerettet wurde. Alles ist voll Was-ser und heute kann nicht gespielt werden. Tausende umgaben das Theater. Das Unglück eines Brandes wäre nicht zu berechnen gewesen. Dies mag auch dazu beigetragen haben, dass heute die Gesellschaft so klein war. Wir hatten Würsteln und Sterz. Ich konnte kaum aufrecht sitzen, so quälten mich Kopfschmerzen und Schnupfen. Heute abends um 8 h starb der Hofkammer-Vizepräsident Graf Herberstein.
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Kalt, gefroren; die strenge Kälte dauert fort. Im Burgtheater „Wald bei Hermannstadt“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Ländl[iche] Hochzeit“, im Theater an der Wien „Clara von Montalban“. Ich befinde mich sehr übel und musste den ganzen Vormittag beim Grafen mit Mericzay arbeiten. War bei Scheiger, Dermer, mittags speiste Mericzay da. Nach Mittag legte ich mich wegen Kopfschmerzen. Großes Kegelspiel mit Mericzay, Jean, Jungmann. Zinnicq schrieb mir wegen Joh[ann] Mühlhofer einen verbindlichen Brief, Vater und Sohn waren bei mir. Der Bube will nach Kaschau (?), und ein Lump werden. In den grellsten Farben schilderte ich ihm das Leben einer solchen wandernden Horde, aber alles war vergebens. Nun bin ich wegen Zinnicq in Verlegenheit. Abends Kegelspiel, Joseph Hoffmann, Jungmann, Dermer, die Peck.
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Kalt, trüb, schrecklicher Winter !. Im Burgtheater „Loch in der Türe“, im Kärntnertor-Theater „Helene“, welche ein unglückliches Schicksal hat. Nachrichten, dass die Kaiserin sehr krank sei; nach Mittag um 4 h Betstunden in der Hofkirche. Die Hoftheater werden abgerissen (?). Im Theater an der Wien Einnahme des Lange „Lear“, mit der Vorbereitungsszene; die Schröder, Gottdank, Löwe spielen die Töchter. Der Graf nahm No. 17 und ging nicht; ich gab den Reimann und Schießl Sitze. Den Vormittag beim Grafen, Haggenmüller; die Paur und Schießl speisten da. Nach Mittag zur Keglevich. Peter zahlte 164 fl., sie ist krank. In die Porzellanfabrik, zum Gewey, fand ihn nicht. Ins Vogonedische Bierhaus, dann ins Theater, sehr voll. In die Loge führte ich die Gesellschaft Muth, Joseph, Jungmann, Richart. Um ½ 11 h fuhr ich nach Haus. Kurs 340 fl..
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).