Mir ist wenigstens nicht schlimmer, der Kopf schmerzt mich noch sehr. Mühlhofer Joseph kam und sagte, sein Bruder sei schon abgereist und wolle in Pest spielen, dann erst nach Kaschau (?) gehen. Der dumme Bube ! Nun muss ich dem Zinnicq antworten ! Wegen Betstunden für die Kaiserin sind die Hoftheater geschlossen; im Theater an der Wien „Faust“. Ich besorgte Sitze für Hönig, Arenberg. Den Vormittag beim Grafen, er liegt. Mittags speisten Schießl, Elsler da, ach Tisch kamen Fux, Richart, sie; wir gratulierten zum Namenstag; die Paur schickte ihm ein Kipfel, ein Büchschen mit Bonbons eingebacken. Therese ging mit Richart zur Peter. Die Reimann brachte mir eine Klagschrift des Liebmann von Dr. Engert, weswegen ich nun eine Species facti verfasste und selbe abends dem Richart mitteilte. Ich war also den ganzen Nachmittag und Abend zu Hause. Die Richart, Jungmann, Hitzinger und ich spielten Kegel. Fiala war bei Therese, so ward es 9 h. Kurs 338 fl., der Dukaten 16 fl. 5 x.
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Im Burgtheater „Beide Klingsberg“, im Kärntnertor-Theater „Helene“, im Theater an der Wien „Feodora“, „Wäschermädchen“. Früh zum Grafen, er liegt und ist in einem teuflischen Humor. Der schmutzige Graf räsonnierte wegen 4 für Mericzay herausgabte Bouteillen Nessmüller. Zu Keglevich, Trebitsch wegen Wechsel. Gittig kam mit seiner Liesi. Nach Mittag und abends zu Haus. Dem Reimann und Richart las ich meine Speciem facti wegen Liebmann vor, welche mit Salbung geschrieben. Dann arbeitete ich in Instituts-Angelegenheiten sehr fleißig und expedierte die Rechnung. Therese war bei Braun, welcher Dienstag zur Optik kommt. Abends großes Kegelspiel, Richart, sie, Jungmann, Assen, Werlen, Dermer spielten, dann bediente ich sie mit Schinken und Wein.
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Die Kälte lässt nach. Die Hoftheater wegen Theresias Tod geschlossen, im Theater an der Wien Wild als „Jean de Paris“. Früh zum Grafen, um 11 h mit Scheiger. Mittags allein, Gittig und Liesi speisten bei uns Fastenspeisen. Nachher bis 2 h wieder zum Grafen, Sturm mit ihm wegen Effenrath (?), den er wegen einem italienischen Schuft auf der Stelle entlassen will, dann aber doch 200 fl. bewilligte. Den Johann Esterházy und Annibal lud ich Dienstag zur Optik. Nach Mittag mit Richart und Jungmann zur Predigt des Werner bei den Ursulinerinnen, er machte heute außer dem Menschenmass (?) keinen Spaß. Zu Reimann, blieb in Gesellschaft, wir soupierten bei Reimann mit Richart, Guilmar (?), Natter und Hutschenreiter und kamen erst um ½ 12 h nach Haus.
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Heiter, abends rauer Wind. Im Burgtheater „Stille Wässer“, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien „Faust“. Vor 7 h mit der Liesi des Gittig wegen ihrer Brust zum Vehring (?). Entlassung des armen Effenrath, welches mir sehr schmerzlich fiel. Therese fuhr mit der Liesi in die Karlskirche, zum Reimann, in die Porzellanfabrik, zur Moser, speisten da, nachher in den Augarten und Prater, dann zu „Faust“ Ich war bei Schenk, Vladár, der Scheiger schickten wir den geputzten Schal und ließ den von Prohaska (?) gekauften Brillantstein schätzen; der Wert ist 200 fl. und so behalte ich ihn Um 6 h kam die Frau von der Moser nach Haus, Nina fuhr mit Liesi ins Theater an der Wien. Ich war um ½ 9 h zu Haus und trank Punsch, rangierte etwas zur Optik. Kurs 339 fl., 15 fl. 42 x der #.
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Palmsonntag. Trüb, nach Mittag stürmisch, großer Staub. Im Burgtheater „Psalmen“ von Händel, „Sieben Worte“ von Haydn. Den Vormittag beim Grafen, Hermann Neefe und Stessel speisten da, gab Neefe auf dem Kohlmarkt ein gelbseidenes Halstuch. Mit Schenk wandelte ich über den Graben. Zinnicq schrieb ich und seine Antwort enthielt eine Bitte an Jeanettl, weswegen ich sie rufen ließ. Sie will 3 Gastrollen – in „Hass allen Weibern“, „Häuslicher Zwist“ und „Putzsucht“ spielen – verlangt nebst Verpflegung 150 fl. und will in Preßburg spielen, so lang er bleibt. Dies schrieb ich ihm. Dann ins Konzert zu Kerner. Heute speisten wir zum ersten Mal auf dem Balkon. Nach Mittag in Richarts Gesellschaft einige Vorstadtgärten ansehen; machten die Tour nach Hernals, Ottakring, Breitensee, fanden viel Schnee und grundlosen Weg, über Schönbrunn und Gumpendorf nach Haus. Dann ins Konzert zu Kerner, unterhielt mich sehr, nur war die Hitze drückend, ich zerschmolz fast. Die kleine Fröhlich pfiff die Arie der Königin der Nacht zum Erstaunen, dann die Romanze aus Aschenbrödel; die dickere Schwester akkompagnierte. Es dauerte bis 10 h. Schenk bewies sich sehr unartig gegen mich. Heute starb die Kaiserin M[aria] Ludowika in Verona.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).