Früh Regen, dann heiterte es sich aus. Im Burgtheater „Der Fremde“, im Kärntnertor-Theater „Ein Schelm tut mehr als er kann“, dann „Paul und Virginie“; der Ballett gefiel nicht. Im Theater an der Wien „Er hält wahrhaftig Wort“. Um 8 h zum Biedermann, arrangierte meine Wechsel und machte einen zu 6000 fl. am 9. September zahlbar, zu 10% zwar, aber er machte Abzüge. Dann zu Ullmann, weil mir wieder die Zimmerleute ausblieben. Heute wird bei der Josephine die Küchentüre ausgebrochen und so gibt es täglich neuen Ärger. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus und schrieb wieder an den Grafen. Mittags speiste Elsler [da]. Nach Mittag kamen die Zimmerleute zum Gang legen, welche ich mit Wein erfrischte. Richart und sie tranken mit uns Kaffee. Therese ging wegen Arbeit zum Jahny, ich war immer zu Haus. Stifft sagte mir, dass am 18. das Hoflager in Heidelberg, das Hauptquartier in Mannheim, der Kurs 450 fl. sei. Abends sprach ich Rillos. Therese erhob heute 83 fl. 20 x Teuerungszuschuss.
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Trüb, kalt, alle Stunden Regen. Im Burgtheater „Witwer“, „Medea“ mit Mad. Schröder; im Kärntnertor-Theater „Joseph und seine Brüder“, Schröder als Simeon, im Theater an der Wien „Frau aus Krems“. Früh kamen Jahny und Widmann, nahmen die Masse zur Verkleidung des Gangs, welcher heute ganz verschlagen wird. Ich schrieb dem Jean, später zu Aquila, beim Bäcker Rillos. Kornhäusel zeichnete ein Stiegenfenster und Laterne, nach welchem Jahny den Stock abändern muss. Diner im Prater beim Wilden Mann mit den Reimannischen, dem Kommandeur Natter, seinen Geistlichen, Blumenfeld, Augenarzt Schupka (?) und Pfarrer vom Haus. Um 6 h kam ich nach Haus, endete meinen Brief an den Grafen und ging dann ins Burgtheater, Orchester, Therese blieb zu Hause. Ich fand es leer, traf im 2. Parterre Compagnie, blieb aber im 1. Parterre, plauderte mit Frigo, Cappi, sah Ohms, Schmidt. Die Schröder gefiel sehr, wurde vorgerufen und sprach „Der Dankbarkeit sei mein ganzes Leben gewidmet.“ Es war 9 h geendet, also sah ich noch den ganzen 3. Akt vom „Joseph“. Schröder, ihr Gemahl, gefiel nicht. Therese hatte Besuch von Dräxler, Werlen und ging mit ihnen spazieren. Kurs 457 fl., der Dukaten 20 fl. 57 x.
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Heiter, dann alle Stunden Regen. „Gastrecht“ im Burgtheater, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, die Krosek; im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“. Früh arbeitete ich zu Haus, um ½ 10 h zu Reimann und mit ihm in die Karlskirche, um den Kommandeur predigen zu hören. Er predigte von den 5 Broten und den 4000 Mann. Dann begleiteten sie mich bis zum Theatersteg, ich ging zu Rillos, dann in die Stadt. Kam mit Gewey zusammen, welcher unsinnig den glücklichsten Ausgang verspricht. Mittags speiste Richart da, nach Mittag kam Stifft mit der Unglücksnachricht, dass Napoleon mit 120.000 Mann Blücher mit 60.000 Mann bei Charleroi bis Waterloo bei Brüssel zurückgeschlagen und 20.000 Mann verloren habe; die Affäre war am 15. Um 4 h fuhren wir nach Weidlingau mit Richart; Regen und Wind begleiteten uns. Wir sahen Liechtensteins Garten, welcher eben verschönert wird, gingen im Dörfel herum, im Wirtshausgarten, über den hinaus und durch den Wald, die Wiese auf die Straße herab. Die Rückfahrt war sehr angenehm, der Wind ließ nach und die Sonne schien. Ich passierte den Abend bei Aquila, kam in Compagnie. Bei Therese war Agnes. Zu Hause hörte ich vom Siege Wellingtons und Blüchers bei Monbijou (?) vom Verlust von 300 Kanonen, der Bagage Napoleons etc.
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Trüb, kalt, gegen Mittag heftiger Regen. Im Burgtheater „Strohmann“, „Medea“, im Kärntnertor-Theater „Graf von Burgund“, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“, Caché Sohn als Dandini. Ausweissung der Küche und unseres Esszimmers. Früh schon erschien ein Extrablatt von Wellingtons und Blüchers Sieg am 18. bei St. Jean vorwärts Waterloo, bei Wavres, machten Adler, 3000 Gefangene und schlugen ihn nach Maubeuge (?) zurück. In der Affäre bei Sombreffe zog Wellington die Truppen des Herzogs von Braunschweig zu sich, der Herzog führte sie selbst an und wurde durch eine Kugel getötet. Um 9 h ging ich zu Reimann, brachte ihm eine Loge für das Burgtheater zu „Medea“, dann zum Hummel und saß eine Stunde zum Malen; mir folgte die Gatterburg. Mittags bei Richart. Heute geht wieder nichts vom Flecke. Nach Tische nach Haus, fand Briefe vom Grafen, dass er in Magendorf im Fieber liege und schrieb ihm. Abends zu Aquila, ins Burgtheater, machte den Reimannischen einen Besuch; dann ins Parterre. Fand Ullmann, mit ihm zur Weintraube. Heute ist der Kurs von 465 fl. auf 420 fl. herabgefallen.
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Kalt, trüb, öfters Regen. Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Paul und Virginie“, im Theater an der Wien „Er hält wahrhaftig Wort“. Früh arbeitete ich zu Haus, in No. 373, dann zu Hummel, ihm wieder eine Stunde zu sitzen; wie sehr langweilt mich dies ! Therese ging zur Moser speisen, ich suchte Compagnie, bei Radl ist Kallina (?). Nach Mittag zu Haus, schrieb an den Grafen, da kam Kridl, erzählte mir von der Kassation Rörichs (?). Sah mein Haus, da wurde der Verschlag von des Schlossers Retirade angeschlagen, die Leute hörten um 6 h auf. Kridl rief mich zu Aquila, ich ging mit ihm, fand in Gesellschaft alles gut. Ins Burgtheater, dann zur Weintraube.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).