Heiter, warm, nach Mittag schwül. Im Burgtheater „Ring“, 2. Teil, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Zephyr und Flora“, im Theater an der Wien „Feuerprobe“ und „Hausgesinde“. Sehr früh zum Grafen, schlossen unsere Rechnung. Verschaffte der Josephine 500 fl. welche gestern von uns 100 fl. zu borgen bat. Um 12 h reiste der Graf mit DelChiaro. Mittags speisten die Krieghammer mit Kathi da, welche dieser Tage abreisen. Auch Weidmann war geladen, kam aber nicht. Ich bestimmte für morgen die Fahrt nach Baden und nehme Therese und Joseph Hoffmann mit. Nach Mittag in Jungmanns Gesellschaft nach Erlaa und Perchtoldsdorf. Zuerst hielten wir in Erlaa bei der Mühle des Springer, welcher auch Essigsieder und Weinhändler ist, sahen seinen Garten, der leidlich hübsch; dann den Schlossgarten, welcher eine Ruine ist. Die Verwüstung wütet mit aller Macht, in keinem Kanal Wasser, der Tempel zum Einstürzen, nicht viel besser die Ruine von Heinrizi und der Gartensalon. Diesen Sommer bewohnt ihn Fürst Kaunitz. In Perchtoldsdorf sahen wir die Kirche, die Ruinen der Veste, die Grabstätte der Familie des Zwirnhändlers Weiß, kehrten im Gasthause am Platze ein und erquickten uns an Zunge, Hähnl, Bier etc. Um 8 h in die Stadt, auf der Bastei fanden wir Stifft, welcher heute 2000 fl. zu 413 fl. verkaufte; blieb in Compagnie.
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Heiter, warm. Fahrt nach Baden – Ballnacht – mit Therese und Joseph Hoffmann. Stiegen in No. 86 ab, Perger empfing uns sehr freundlich. Ich suchte Quartier bei Schratt (?), Weinschenk, Sartory und nahm jenes für täglich 25 fl. Therese ging mit Joseph auf die Lang’sche Anlage. Im Park fanden wir uns, und die Gillingstein und Münzel und den Juwelier Max (?) aus München. Joseph machte den Sonderling und aß früher Fastenspeisen, ging dann mit in die Redoute. Nach Mittag zu Haus, Erdbeeren, bei der Walnefer (?) Kaffee, bei Scheiner Gefrorenes. Um 11 h kam die Gillingstein, Therese fuhr mit ihr nach St. Helena, Max (?), sie gingen mit uns an der Rauhenegg-Seite, auf der Wiese fanden wir uns und machten eine lange Promenade bis zum Tal links. Zurück über die Alexandrowitsch-Anlage, durch den Park zum Theater, dann wurde Kaffee getrunken, ich soupierte allein in der Redoute. In Wien im Burgtheater „Iphigenie auf Tauris“, im Kärntnertor-Theater „Joconde“, im Theater an der Wien „Johanna von Montfaucon“.
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Um 6 h Rückfahrt von Baden „Rehbock“, im Burgtheater „2 Klingsberg“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Parteienwut“. Um 8 h waren wir in Wien und sahen, dass leider nicht viel gearbeitet wurde. Ich arbeitete den Vormittag zu Haus, um 11 h ins Diana-Bad, badete und saß dem Hummel. Dann zum Radl speisen, Rumpelmayer, Seitz, Pressler (?), Schießl kam nicht. Ich blieb bis nach 5 h, dann nach Haus, schrieb dem Grafen. Gegen um 6 h erhob sich ein fürchterliches Gewitter, es warf Steine wie Haselnüsse. Auf der Schottenbastei beim Binder schlug es ein, zündete, das Feuer wurde aber gleich gelöscht. Es regnete bei 3 Stunden und verdarb neuerdings Stuwers Feuerwerk, welches er wiederholt austrommeln ließ. Später in No 373, nach 7 h zu Aquila, blieb in Compagnie.
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Ein heiterer, schöner Tag, nach Mittag sehr schwül. Beim Erwachen gab mir Therese ein Uhrband von weißen Perlen, mit Stahl gestickt oder gefasst, welches mich sehr freute. Heute sind es 15 Jahre, dass wir zusammen sind, angenehme Erinnerung !. Im Burgtheater „Wald bei Hermannstadt“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“. Therese hat Nina und Richart zum Speisen geladen. Mit ihr große Debatte wegen dem Aufsatz, worin sie mich zum Erben erklärt, und äußerte – trotzdem sie mich kennt – Misstrauen, welches mir sehr schmerzlich fiel. Ich gab ihr 25 fl. und 6 fl. auf Bäckerei. Später zur Illésházy, in Gesellschaft, Kohlmarkt, fand Stifft, Jean Hoffmann und Hofstätter; letzteren nahm ich zum Speisen. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen, dann fuhren wir Brandmayers Dreschmaschine zu sehen nach Weidling am Bach. Die zwei Dräxler und Joseph Hoffmann kamen. Ich nahm einen Fiaker und wir fuhren zusammen. Am Eingang ins Tal stiegen wir ab, nur Therese und Richart fuhren, wir machten eine kleine halbe Stunde durch die Wiesen den schönen Weg zum niedlichen Gebäude des Brandmayer, welches von außen mit einem eisernen Gitter – gegossen – umgeben ist. Oben das Salettl gewährt eine angenehme Übersicht des Tals. Wir sahen alles an, ich ließ die Maschine in Gang gehen, welche noch manches zu verbessern wünschen lässt. Die Bohrmaschine für Büchsen ist noch nicht im Gange. Sahen die 96 Klafter lange Wasserleitung, Brunnstube, hat 27 Schuh Fall. Wir nahmen Erfrischungen; gingen durchs Dorf. Bei Jäger war große Gesellschaft, sie war bei uns, er bei der Gesellschaft. Um 8 h gingen wir bis zur Prälatenallee und um 9 h waren wir zu Haus. Es war ein angenehmer Tag, nur kostete er etwas viel: der Fiaker verlangte 16 fl..
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Sehr warm, windig. Im Burgtheater „Phädra“ mit Schröder; im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Bajaderen“, im Theater an der Wien „Vereitelter Plan“, „Gebesserter Lorenz“. Früh zu Haus, sah meinen Leuten nach und ging mit Carlo in das gemietete Zimmer. Zum Fürsten Grassalkovich wegen schwarzem Tuch, war in Baden, machte mehrere Geschäfte. Therese ging zu Salieri, Schenk und Phillebois gratulieren, dann führte ich sie zur Moser. Ich zum Sträubl, zur Keglevich, Hoffmann, dann zur Terzaghi speisen, wo auch Gelinek war. Ich ließ nach Tische Reimann rufen, übergab ihm die Möbel, welche zu politieren und packen sind, inventierte das Porzellan. Fuhr mit Reimann zum Danninger in sein neues Haus, dessen Bau ihm Ehmann leitet, holte den Kommandeur ab und führte ihn in die Porzellanfabrik. Dann schrieb ich an den Grafen. Kam in Gesellschaft beim Schlössel, Reimann, Blumenfeld, Bruckner (?), begleitete sie nach Haus, hörte mehrere Nachtmusiken und kam erst um 11 h zu Haus. Es war ein schöner Abend, Therese kam um 9 h von der Moser. Unser Hoflager ist in Heidelberg . Kurs 425 fl., der Dukaten 19 fl..
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).