Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater „Colomanns Rache“, „Strandrecht“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“, Wilhelm[ine] Fischer Prinzessin. Gestern reiste die Oldenburg mit dem Palatin nach Ofen auf Besuch, heute der Graf mit Vizepräsident Geissler nach Halbturn zum Herzog Albrecht. Früh mit Widmann, Seegruber (?) Konferenz wegen der Gänge, schrieb an Mericzay, Stallmeister wegen der Schafe und Muli. Ging mit der Obligation zur Adaile, suchte Dukaten einzuwechseln, viel zu tun. Mittags allein, nach Tisch mit Stifft und Richart in Jungmanns Gesellschaft über Kalksburg nach Laab, dem Deutschen Orden gehörig. Himmlisch schönes Tal. Das Dorf von 64 Nummern liegt zwischen Hügeln und Bächen, die Häuser zerstreut. Vor dem Dorf auf der Anhöhe imponiert die alte Kirche, nun des Chirurgen Haus, gleich etwas rückwärts das Haus des Zwirnhändlers Weiß. Wir durchgingen das Dorf, sahen die Kirche und des Försters Wohnung, welcher eine Fassade macht. Die alte Schulmeisterin zeigte uns die Kirche und ein Junge spielte ganz erschütternd die schlechte Orgel. Das schöne Tal reizte uns, selbes weiter zu verfolgen; ließen den Wagen nachkommen und machten die Tour zu Fuß durch den Graben nach dem Dorf Wolfsgraben, ein kleines zerstreutes Dorf ohne Kirche. Der Weg ist ganz unfahrbar. Da kamen wir an die Straße nach Neulengbach, zur Waldmaut am Tullnerbach, 5 x, nach Purkersdorf. Die Fahrt war äußerst angenehm, das Tal mit dem verschiedenen Grün von Nadelhölzern, Birken, Eichen, Buchen etc. romantisch schön. Beim Gasthaus zum Krummen Pfeiler (?) hielten wir und nahmen gleich im Wagen Wein, Bier, Salami etc. In weniger als einer Stunde waren wir von Purkersdorf in der Stadt. Wenn uns ab Schönbrunn der Staub nicht so fürchterlich gequält hätte, so wäre die Fahrt sehr angenehm gewesen. Der Abend war kalt, Jungmann fror und ging nach Haus. Ich ging noch ins Burgtheater, fand im Parterre die Schenk, Bettl und Julie, sprach sie aber nicht. Kam in Compagnie und war um 10 h im Bett.
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Heiter, kühl. Im Burgtheater „Folgen des Maskenballs“, „Verräter“, „Wahn“, im Kärntnertor-Theater „Neuer Gutsherr“, „Bajaderen“, im Theater an der Wien „Curd von Spartau“. Heute bekam ich von Richart 70 Bouteillen Simontornaer und Therese ließ einen Eimer Szeleser abziehen. Gestern fing Seegruber (?) an, die Löcher für die Stützen im 1. Stock zu schlagen. Früh in No. 373, der Graf ist gestern mit Geissler in Halbturn. Schickte Stifft 2000 fl. Zwanziger, Kurs 405 fl., wechselte 420 # ein, gab DeCaro 180 fl., dem DelChiaro für Muli 174 fl, kam in Aquila und so schwand der Vormittag. Mittags erst schickte Jahny seine Gesellen, liederliches Gesindel, alles geht den Schneckengang. Nach Tische kamen Stifft, Jungmann, Richart, dann Klasarek mit seinem Rechtsfreund, er findet kein Quartier und bat um 50 fl., 25 gab ich ihm. Später mit Therese und Goldmann eine Tour um die ganze Bastei, sahen am Roten Turm und am Theresientor dem Abtragen der Basteien zu und nahmen am Burgplatz Gefrorenes. Um 7 h zu Haus und erwartete den Grafen aus Halbturn, welcher um 8 h kam. Wir plauderten, ich ging mit ihm noch bis zum Kärntnertor-Theater, fand Compagnie. Das Extrablatt wurde ausgerufen, dass wir mit Convention am 23. in Neapel eingerückt seien, und von noch anderen Affären. Bei Therese waren Goldmann und Dräxler.
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Heiter, kühl, unmäßiger Staub. Im Burgtheater „Die 3 Zeiträume“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, Wilh[elmine] Fischer, im Theater an der Wien „Bürgerl[iche] Brüder. Gleich nach 7 h zahlte und expedierte ich den Ulmer Schiffmeister Haegele, fuhr ins Arbeitshaus und fand wieder heillose Streiche von dem Buben. War beim Maler Benner (?). Um 12 h ritt der Kapitänleutnant Oelschütz, Ölerer Sohn (?), von Davidovich Infanterie als Kurier mit 24 Postillionen wegen der Einnahme von Neapel ein, Reisky, Landwehr und Kavallerie paradierten, der Jubel und die Volksmenge waren nicht groß. Nina speiste da, nach Mittag zu Haus, der Staub ist schrecklich. Der Graf ließ mich vom Essen wegrufen. Mit der Weber Konferenz wegen dem Gang, ich detaillierte ihr alles. Ich schrieb an Fiby nach Jablonitz, fuhr zum Brandmayer, in die Porzellanfabrik; ab morgen wird dort alles bedeutend teurer. Kaufte noch 2 Dutzend Teller á 1 fl. 30 x, morgen kostet jedes Stück um 20 x mehr. Zum Aquila, aß Salami, trank Bier, ging zum Neuen Tor, blieb eine Weile in Compagnie. Von Richart kamen 70 Bouteillen roter Simontornaer. Heute war unsere Stiege zum ersten Mal beleuchtet. Kurs 400 6/8 fl..
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Trüb. Im Burgtheater „Standesproben“, im Kärntnertor-Theater „Joconde“, im Theater an der Wien zum Vorteil der Sophie Schröder „Elfriede“, dann kleines Divertissement mit ihren 3 Kindern. Heute lässt der Widmann den Kellerstock und den Gang im 1. Stock legen. Früh zum Grafen, dann zum Regierungsrat Trümmel. Nahm den neuen französischen Meister Stransky (?) für Paul Mayer und schickte ihn mit einem Billett zum Verwalter Spindler; ging später ins Korrektionshaus und fand wieder Bübereien. Dann zum Stessel, welcher 6 Monate nicht hier und wegen Kopf krank war, lud ihn für morgen zum Speisen. Ullmann klagte ich über die Leute und dass gar nichts vom Fleck geht; er sagte, morgen heben sie Maurer nach Komorn aus. Nach Tische kam Roller und brachte mir das Modell zur äußeren Beleuchtung, über die wir konsultierten. Dann in Gesellschaft, wo ich Gansleber aß und Bier trank, blieb in Compagnie. Heute kostet das Rindfleisch 28 x statt 23.
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Heiter, heftiger Staub. .Im Burgtheater „Minna von Barnhelm“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Bajaderen“, im Theater an der Wien „Elfriede“ und Divertissement von den 3 Kindern der Schröder. Heute Nacht wurde für Komorn eine ganze Horde Maurer ausgehoben. Früh zum Grafen, sah meinen Leuten nach. Vor Mittag bei Hummel, der mich engagierte, mich malen zu lassen; saß ihm eine halbe Stunde. Diner beim Grafen, mit Rumpelmayer, Seitz, Kárner und Stessel, nach Mittag Konferenz mit diesem wegen einem Kassier. Dann fuhr ich zum Högler, ins Arbeitshaus. Fand Gesellschaft, blieb während dem Regen. In der Abendstunde fand ich Compagnie.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).