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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6531 1815 6 18 In der Nacht Regen, am Tage trüb, stürmisch; der Nachmittag und Abend waren sehr schön. Im Burgtheater „Bestürmung von Smolensk“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Er hält wahrhaftig Wort“. Stuwer ist mit seinem Feuerwerk sehr unglücklich, so oft er es austrommeln lässt, kommt ein Gewitter. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, in No. 373, suchte Gesellschaft, war auf dem Kohlmarkt, fand Jean Hoffmann, Kárner, Stifft. Mittags speiste der rekonvaleszente Neefe da. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, ging zu Motesiczky ins Arbeitshaus, zu Rillos (?). Therese fuhr mit Richart und ihr nach Hietzing und Weidlingau; in Hietzing gesellte sich die Assen und Jungmann dazu. Richart ging in den Schönbrunner Garten. Als sie in Weidling waren, fiel der Assen ein, dass sie keine Kirschen (?) heraus ließ, und sie kehrten um, ohne das Dorf gesehen zu haben. In Hietzing tranken sie Kaffee, nahmen Obst, und waren um 9 h zu Haus. Ich fand Gesellschaft, aß kalte Zun[ge ?], auf der Bastei, im Burgtheater, dann ins Bett. Mondenschein. Die französischen Streitkräfte sollen ungeheuer und der Operationsplan schon 2 Mal abgeändert worden sein. Band 08 (VIII.), Seite 64r
6532 1815 6 19 Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Rehbock“, im Kärntnertor-Theater „Joseph und seine Brüder“, aus dem Französischen von Hassaureck, Mus[ik] von Méhul, gefällt sehr. Im Theater an der Wien „Er hält wahrhaftig Wort“. Früh stieg ich auf den neuen Gang, ließ vom großen Zimmer Jalou[sien] und Fenster wegnehmen und arrangierte manches. Die Maurer brechen heute das Fenster aus. Gegen 11 h ging ich zum 4. Mal zum Hummel, um mich malen zu lassen. Mittags speiste wieder der Tischler da. Mit dem versoffenen Klasarek hatte ich wieder einen Mordssturm, Richart, Seegruber und Iden (?) waren dabei, später kam Jahny. Den ganzen Nachmittag zu Haus, zu Ullmann, fand Stoß (?) und blieb in Gesellschaft. Dann auf die Bastei, sprach Pacifico (?), blieb in Compagnie. Therese begleitete mit Neefe die Dräxlerischen. Band 08 (VIII.), Seite 64v
6533 1815 6 20 Warm, nach Mittag etwas Regen, gegen 5 h wieder heiter. Im Burgtheater „Der Wahn“, dann zum 1 Mal „Der Strohmann“, Lustspiel in 1 Akt von Carl Schall. Im Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien „Moses“. Die Anstreicher arbeiten bei dem Lumpen Klasarek. Früh in No. 373, zum Schwaiger, um Pálffy exequieren zu lassen, welcher gestern Musik und Souper in Hietzing gab. Zum Brandmayer, Lakkierer, etc. Brandl brachte das Steuerbüchl, in welchem für 1815 noch nichts bezahlt, dann die Konskriptions- und Passbögen. Giftschütz plagte mich mit den Losen von den Herrschaften, ich gab 3 fl. und schickte selbe zurück mit einem verbindlichen Billett. Mittags speiste Schießl da. Ich schrieb an den Grafen und übergab dem Biedermann 1700 fl. Zwanziger, Lose 76 fl., um damit zu eskomptieren. In Jungmanns Gesellschaft nach Ottakring. Auf dem Galitzinberg – nun Malanotti – beim Inspektor den Freund Schnaus (?), welcher mit uns jausnete. Um ¼ 9 h ins Theater, fand Compagnie; das Stück gefiel nicht. Der Abend war heiter. Kurs 440 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 64v
6534 1815 6 21 Regen, auch nach Mittag wieder. Im Burgtheater „Kleiner Deklamator“, „Strohmann“, im Kärntnertor-Theater „Parteienwut“, im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Früh zum Biedermann, um mit ihm einen Wechsel von 6000 fl. auszumachen; Biedermann war sehr beschäftigt und ich konnte mit ihm nicht reden; auch ist der Diskont nur 6%. Zu Hause, arbeitete, meine Leute schlagen bei Josephine die Stützen durch. Besuchte Neefe und Trouppe (?), es goss und donnerte stark. Mittags allein, der Tischler aß da. Ich schrieb an den Grafen, war bei Rumpelmayer, Kurs 446 ¾ fl., der Dukaten 22 fl. 22 x; schlechte Aussichten, wie teuer alles wird ! Dies macht mich alles so düster, dazu noch der Verdruss in meinem Haus, wo alles im Schneckengang geht. Abends zu Jungmann, Aquila, ins Burgtheater, blieb in Compagnie. Band 08 (VIII.), Seite 64v
6535 1815 6 22 Kalter Wind, trüb. Im Burgtheater „Deutsche Familie“, im Kärntnertor-Theater „Sonett“, Lustspiel in Versen, dann zum 1. Mal „Paul und Virginie“, Ballett in 3 Akten von Aumer, Mus[ik] von Kreutzer und Darondeau. Im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“, Caché von Brünn. Früh hatte ich mit Behsel und Widmann schrecklichen Verdruss, weil sie mir trotz unserer Verabredung den Gang im 3. Stock schmäler machen als den im 2. Stock. Konnte vor Zorn nicht reden und ließ selbe vor dem Hause stehen. Ich suchte Fürst Grassalkovich, war bei ihm. Mit Therese fuhr ich zum Reimann gratulieren, dann ging sie zur Moser und blieb da zum Speisen. Suchte Ullmann, fand Widmann und Reimund, stürmte über diese Eigenmächtigkeit und Dummheit los, verlangte den Plan und bestand darauf, dass die Stützen ausgebrochen und nun zu 4 Schuh eingelassen werden. Ich führte Reimund dazu, gab dem Seegruber 5 fl. und dem Schlosser Wein und ließ rasch angreifen. Ich aß etwas in Compagnie, Rumpelmayer ließ mir sagen, dass Starhemberg Kommandeur des Leopoldsordens wurde, dies schrieb ich dem Grafen. Um 4 h holte ich Therese von der Moser ab und wir fuhren mit der Kölbel nach Grinzing. Norbert war wieder nicht zu Hause. Es war ein heftiger Wind, wir gingen etwas gegen das Krapfenwaldl spazieren und fuhren über Heiligenstadt zurück. Um 6 h suchte mich schon Carlo; DelChiaro kam an, brachte Briefe; ich schrieb dem Grafen nochmal. Ging ins Burgtheater, suchte Gesellschaft, aß Gänseleber und kam im Regen nach Haus. Band 08 (VIII.), Seite 64v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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