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Anzeige von 6526 - 6530 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6526 1815 6 13 Antonsfest. Sehr warm, schwül, gegen Mittag erhob sich ein Gewitter. Im Burgtheater „Fremde“, [im Kärntnertor-Theater] „Sargines“, [im Theater an der Wien] „Käthchen von Heilbronn“, Maschine des einstürzenden Schlosses von Roller. Früh zu Haus, sah meinen Leuten nach; es ist niederträchtig, dass nichts weitergeht. Einen Halbtag spielten sie mit der Lagerung für die Sohlbank der Werkstatt-Tür. Werlen kam und bedankte sich als Akzessist in der Hofkammerregistratur. Therese und ich speisten allein. Nach Mittag ließ ich Ullmann kommen und bat ihn, mit Reimund zu reden, damit ich Leute bekomme, welche arbeiten. Ich war zu Hause, ein Stoß auf das linke Schienbein schmerzt mich sehr, scheint zu eitern. Abends in Gesellschaft, dann ins Theater an der Wien, wo ich Compagnie fand. Das Einstürzen des Schlosses war gut und endigte den 3. Akt sehr brillant, es wurde auch sehr applaudiert. Die Baumann gefiel mir nicht. Ich plauderte eine Weile mit Gewey, dessen Operette Sonntags. Im Regen und größten Sturm nach Haus. Heute kam die Kaiserin auf der Donau in Nussdorf an. Band 08 (VIII.), Seite 63v
6527 1815 6 14 Windig, heftiger Staub. Im Burgtheater „Maria Stuart“, mit Löwe und Schröder; im Kärntnertor-Theater „Joseph und seine Brüder“, mit Wild, als Jakob, Vogl; im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“. Heute ließ ich den Plafond im Speisezimmer ebnen und reparieren. Arbeitete in Institutsgeschäften, führte die Reimannischen in die Porzellanfabrik; die Frau, Theodor, Evarist und 1 Sohn vom Jaworek (?) waren da. Ich kaufte ihr eine Schale, weiß mit Gold, um 10 fl. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, schrieb an den Grafen. Suchte Gesellschaft, sprach Karilla. Im Sturm und drohenden Gewitter in die Stadt, fand Compagnie und speiste Rostbraten. Kurs 432 fl, der # 19 fl. 40 x. Band 08 (VIII.), Seite 63v
6528 1815 6 15 Trüb, windig. Im Burgtheater „Corsen“, [im Kärntnertor-Theater] „Neuer Gutsherr“, „Bajaderen“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Große Feierlichkeit in Baden, Eröffnung der Luisen-Brücke, Legung des Grundsteins vom Rathaus. Früh ging Therese zur Moser Ich arbeitete im Haus. Die Galerie im 2. Stock wird zu brechen angefangen, aber wie schurkenartig ! Seegruber tut, als ob er und sein alter Bruder träumen. Die Tischler legen den Boden im 4. Stock. Um 10 h kam Radl, dann musste ich zur Cavriani, sie will die Walterskirchen rückwärts logieren. In die Apotheke, zu Dermer, wo ich Reichel – nun Küstner – fand. Elsler holte mir das Interesse der Bernhard’schen Waldaktien und speiste da. Ich schenkte ihm ein braun casimirenes Beinkleid. Später kam der Zeichenmeister Raulino, welchen ich bezahlte und Theresens Bild zeigte, welches sie der Moser, dann Dermer und Joseph Hoffmann schenkte Um 5 h fuhr Therese mit Fanny zur Mirus nach Penzing und zur Hönigsberg (?) und Assen nach Hietzing; bei ersterer nahm sie Gefrorenes, bei letzterer, wohin auch die Nina kam, Kaffee. Um 5 h erschien Stifft, brachte mir meine Rechnung über 6000 verkaufte fl. Zwanziger, wofür ich 25.694 fl. bekam, also nach dem Kurs von 400 fl. 1694 fl. gewann. Er erzählte mir, dass am 10. das Hoflager noch in Heidelberg war und dass in Baden vormittags nach 12 h die neue eiserne Brücke, als Ehz. Anton, Trauttmannsdorff, Pepi Pálffy, der Stadtmagistrat und noch andere hinübergegangen, die Menschen folgten und bei 400 bis 500 Menschen auf der Brücke waren, in der Mitte zu sinken begann und schnell einstürzte. Alles stürzte hinab und ein großer Teil wurde mehr oder minder schwer beschädigt. Die Bestürzung war außerordentlich und das Geschrei der Unglücklichen erschütternd. Abends auf der Bastei erzählten mir Poller (?) und Eberl das Ganze umständlich. Über 100 Menschen wurden mehr oder weniger beschädigt. Dem alten Biedermann wurden beide Füße zerschmettert, Straßer (?) und seine Frau verloren jeder einen Fuß Des englischen Kuriers Crauss Frau stürzte auf ein Eisen und stiess sich selbes in den Unterleib. Die Salmi, Esterházy, Fuchs etc. litten alle. Impromptu auf den Einsturz der neuen Brücke in Baden:„Der Bürgermeister sprach: Die neue BrückeIst für die Ewigkeit. Da brach in einem Augenblickedie Ewigkeit in tausend Stücke,gleich der Vergänglichkeit; o welche Ewigkeit !“Die für den gleichen Tag vorgesehene Legung des Grundsteins für das neue Rathaus unterblieb. Die Rudera der Brücke wurden schnell weggeschafft. Band 08 (VIII.), Seite 63v
6529 1815 6 16 Warm, heiter. Jahrestag des Einzugs des Kaisers. Verteilung der Zulagen im Invalidenhaus, Hartl leitete das Ganze. Im Burgtheater „Verleumder“, Küstner – Reichel – von Linz als Secretaire Allbrand. Im Kärntnertor-Theater „Joseph und seine Brüder“, im Theater an der Wien „Gustav Wasa“. Früh arbeitete ich zu Hause; mein Schienbein schmerzt mich. Beim Aufbrechen des Bodens fand sich, dass mehrere Dippelbäume angestochen sind, welche ich zusammenschrauben lassen musste. Um 11 h fuhr ich zum Hummel, saß ihm eine Stunde, es war sehr warm. Dann zum Radl speisen. Für Moser besorgte ich Fisch, Krebsen, Gans, Wein, Brot, Kirschenkuchen etc. Therese fuhr mit den Viktualien hinaus und fuhr mit der Wetzlar in den Prater. Nach Mittag zu Haus, ich schrieb an den Grafen, eiferte meine Leute an. Hatte Besuch von Richart, sprach Karilla. Abends zur Moser, es fanden sich die Wetzlar, Stein, Bauer, Nina, Fanny, Fechner, vorher die Papenburg von Pottendorf, ehemals Gärtelgruber, die Waise Baumgartner Nettl, Steinwaltner (?) mit der Fuchs da. Wir schrieben die Liste der in Baden Verunglückten, ich ging mit der Wetzlar in den Prater. Um ½ 10 h begann das Souper, ich blieb bis ½ 1 h, dann im Mondenschein nach Haus. Therese litt sehr an Kopfschmerzen. Band 08 (VIII.), Seite 64r
6530 1815 6 17 Drückend warm. Im Burgtheater „Essex“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, Moreau als Schelm, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Er hält wahrhaftig Wort“, Singspiel in 2 Akten von Gewey, Mus[ik] von Seyfried. Legung unseres Ganges durch die Zimmerleute; heute geht es lebhaft zu. Um 10 h zu Jungmann, blieb in Gesellschaft, bei Dermer, blieb eine Weile in Compagnie, dann zu Haus. Ich schrieb dem Grafen das Verzeichnis der in Baden Verunglückten, über 100 an der Zahl; der Keglevich schrieb ich auch. Der Tischlergeselle speiste bei uns. Nach Tisch kamen Stifft. Hoffmann Joseph und der Stukkateur Peregrin Postel, dem ich sein Konto mit 250 fl. bezahlte. Abends kam ich in Gesellschaft, ins Theater an der Wien, in Sturm und Regenguss, ganz durchnässt, kam ich an. Auf der 2. Galerie fand ich Gesellschaft, plauderte mit Froon, empfahl dem Scholz die Giuliani. Der 1. Akt gefiel wütend, Caché und Seyfried wurden vorgerufen, und das Klatschen und Rufen um Gewey nahm kein Ende, bis Mayer vortrat und sprach: „Herr Gewey ist nirgends zu finden“. Der 2. Akt missfiel, Caché übertrieb, hatte seine Rolle nicht inne. Die Intrige ist langweilig ausgeführt, welches ich beim Durchlesen schon vor Jahren – er schrieb die Oper 1808 – bemerkte, Gewey aber nicht glauben wollte. Am Schlusse war alles still. In Kárners Compagnie ging ich in die Stadt. Bei Therese war die Bauer en visite. Band 08 (VIII.), Seite 64r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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