Trüb, in der Nacht wieder Regen, zerstörendes Wetter, alles fault. Nach Mittag heiterte es sich auf. Im Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Adelheid von Italien“ „Schutzgeist“, Schauspiel in 6 Akten von Kotzebue, Dekor von Sacchetti, Pian, Kerker (?). Früh trank Therese wieder Egerwasser, ging zur Moser, speiste da. Zu Offenheimer, wieder Quartier ansehen, wegen Mailänder Schokolade zum Herberstein, zur Keglevich, zum Sträubl wegen Blumen. Zu Hoffmann, Reimann, brachte ihnen 3 Sitze ins Theater an der Wien, zur Terzaghi speisen. Von Radl übernahm ich 2000 fl, dem Stifft zur Escompte zu schicken. Schrieb dem Grafen, der Keglevich, fand Gesellschaft, dann ins Theater an der Wien, 2. Galerie. Fand Gesellschaft, Reimann, Natter (?). Die Löwe als Adelheid, besonders die Schröder als Aron gefielen sehr, beide wurden vorgerufen. Von außerordentlicher Wirkung war die Verklärung und Gruppe. Im Nachhause gehen rauer Wind, ich ging noch zur Weintraube. Kurs 320 fl, der # 14 fl. 30 x.
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Trüb, kalt wie im Oktober. Im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Adelheid von Italien“. Früh arbeitete ich zu Haus, es kamen Stifft, Jungmann; in seiner Compagnie speiste ich. Therese war bei Jahny eingeladen. Grassalkovich schickte mir durch Martin 3 Ellen französisches schwarzes Tuch, welches er in Paris für 70 Francs die Elle kaufte; mich freute es sehr. Wir bekamen Besuch von der Meissner aus Braunau mit ihrem Ladendiener und einem Kaufmann. Ich ging erst um 12 h auf den Kohlmarkt, zum Aquila. Nach Mittag zum Jüngling, fand Gewey und Wokurka. Warteten 2 Regengüsse ab, dann über die Bastei und blieben in Gesellschaft. Um 9 h fand ich bei Therese Dräxler und Neefe, welchem ich wegen Abandonnierens am 5. eine derbe Lektion las. Abends wurde es heiter.
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Kalt, heiter, nach Mittag Regen. Im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Bajaderen“, im Theater an der Wien „Vereitelter Plan“, „Hausgesinde“, Caché Sohn als Lorenz. Die Meissner frühstückte da; um 9 h fuhr Therese mit ihr zum Fabrikanten Griller (?) und dann nach Schönbrunn. Ich arbeitete zu Haus, sah meinen Leuten nach. Das Färbeln des Hauses ist geendet, aber meine Küche noch nicht. Dann zu Jungmann, Hummel. Rumpelmayer bat mich um 100 fl., welche ich ihm schickte. Er hat in Döbling heftigen Katarrh. Therese aß allein, ich beim Traiteur in der Landstraße, fand viele Bekannte. Dann nach Hause, schrieb an den Grafen und bat ihn um je 3 Eimer roten und weißen Wein. Nach Mittag wieder Regengüsse; Therese konnte mit der Meissner nur in die Porzellanfabrik fahren. Ich ging zum Jahny, suchte dann Gesellschaft, aß Salami, trank Bier. Kurs 310 fl..
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Trüb, manchmal Regen. Im Kärntnertor-Theater „Joseph und seine Brüder“, im Theater an der Wien zum 3. Mal „Adelheid von Italien“, gefällt sehr. Die Meissner und ihr Gregori frühstückten da. Nahm Sitze im Theater an der Wien für sie, Jungmann und Assen. Nach 9 h führte ich sie ins Kaiserliche Zeughaus, dann gingen sie einkaufen. Ich sprach mit Deny (?). Um 1 h mit Therese und den Meissners speisen zur Kaiserin von Österreich, es gefiel ihnen sehr. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, Therese ging mit Meissner ins Bürgerliche Zeughaus, tranken Kaffee und gingen dann ins Theater an der Wien, 2. Galerie. Ich suchte Gesellschaft, ging auch ins Theater an der Wien, ins Parterre, fand Schmidt aus Baden, der mir für die Optik ein Beleuchtungsmodell brachte, welches recht niedlich, hübsch, aber etwas zu sehr zusammengesetzt ist. Ich erwartete Therese, führte sie nach Haus und ging dann zur Weintraube, wo ich bis 12 h blieb.
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Veränderlich. Im Kärntnertor-Theater „Hochzeit des Figaro“, [im Theater an der Wien] „Adelheid in Italien“. Schmidt frühstückte da, wir konsultierten über sein Modell, dann mit den Leuten beschäftigt. Aufschlagen des Ganges, heute benutzten wir zum ersten Mal unsere Küche. Dann in No. 373, schloss den Kellerstand ab. Ich bekam heute eine rotgenetzte Haube und eine für die Josephine und einen grauen Hosenträger. Dermer schickte mir 80 Legenden der Heiligen, kostete 14 fl. Mittags allein, nach Mittag zu Hause, schrieb an den Grafen. Nach Tisch kam die Brunner (?), brachte die Kathi Landau (?) von Pest, welche ab Michaeli den 3. Stock für 1000 fl. mietete und 100 fl. darangab. Fuhr zu Reimann, blieb in Gesellschaft. Therese machte mit Dermer und Dräxler einen Besuch bei Meissner, fanden sie aber nicht. Am 5. waren die Kaiser in Nancy, blieben dort bis 7.; Wellington und Blücher warteten auf Schwarzenberg in Meaux. Der Abend war schön. Kurs 328 fl..
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).