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Anzeige von 6596 - 6600 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6596 1815 8 22 Warm, Heiter. Im Burgtheater „Die Hagestolzen“, im Theater an der Wien „Niclas am Scheidewege“. Die Überschwemmungen der Donau richten ungeheuren Schaden an. Früh zum Grafen. Den Vormittag bei Dermer. Mittags speisten Schießl, Marie und LaRoche auf unserem Balkon. Um 4 h mit Schießl, LaRoche und Hitzinger zur Nussdorfer Linie, fuhren nach Grinzing, stiegen ins Krapfenwaldl, fanden die Rospini mit ihren und Liebischs Kindern. Sie zeigte uns Liechtensteins Salettl und die unbegrenzte Aussicht. Dann auf den Kobenzlberg; Schießl war schon schachmatt. Der Franzose Mons. Matthieu gab uns Bier, kaltes Rindfleisch mit Essig und Öl, es wurde gegessen und geruht. Die 7. Stunde rief uns nach Grinzing, Norbert war noch in Heiligenstadt; Marquart wohnt bei ihm. Wir schlenderten langsam in die Stadt. Ich zahlte dem Fiaker 3 fl., Matthieu 2 fl.; so unterhielten wir uns angenehm. Gestern starb die Kramer (?), 26 Jahre; Richart hat vollauf zu tun. Band 08 (VIII.), Seite 72r
6597 1815 8 23 Ein schöner, heiterer Tag. Im Burgtheater „Hausfriede“, im Theater an der Wien „Gevatter Mathies“, die Huber von Baden. Früh zum Grafen, zum Liebmann. Heute setzte ich mein am 5. Juli angefangenes Testament fort. Nina speiste da. Nach Mittag zu Haus, Richart kam. Nach 5 h mit Jungmann ins Korrektionshaus, der Bursche sitzt im Arrest. Um 5 h Begräbnis der Josepha Kramer bei den Schotten, sahen den Leichenzug. Da gab es große Konfusion, denn aus der 2. wurde die 1. Klasse. Suchten Gesellschaft, sprachen Zeppezauer, der seine Frau vor 14 Tagen verlor. Um ½ 8 h Regen, wurde wieder durchnässt. Sahen die Veränderung im Kärntnertor-Theater nach, war im Burgtheater und soup[ierte] in Compagnie. Band 08 (VIII.), Seite 72r
6598 1815 8 24 Veränderlich. Im Burgtheater „Emilia Galotti“, Dr. Rygge von Kopenhagen als Odoardo. Im Theater an der Wien zum 1. Male „Harald, Feldherr von Medelpade“, Oper in 3 Akten von Stegmayer, Musik von Kleinheinz. Früh zum Grafen, arbeitete sehr fleißig. Brachte Dermer einen Sitz in die 2. Galerie. Mittags allein, nach Mittag zu Hause, zum Grafen, ins Korrektionshaus zum Motesiczky. Der Bursche verlor aus Bosheit sein Federmesser; ich dachte, ihn hauen zu lassen, wenn es nicht vorkommt. Therese arrangierte zu Hause die Kästen Silber, Porzellan. Joseph Hoffmann und Richart tranken bei uns Kaffee; letzterer kalkulierte mit mir des Schlossers Konto. Es fanden sich abermals doppelt angesetzte Posten, das ist schlecht ! Ich ließ ihn rufen, zeigte ihm in Richarts Gegenwart das Konto, sagte ihm, dass er den Akkord überstiegen, doppelte Posten angesetzt und den Konto um 400 fl. übersetzt habe. Ich gab ihm den Konto mit. Dann ins Theater an der Wien in Dermers Gesellschaft. Die Musik gefiel, die Seeschlacht im 2. Akt und die Felsen mit Wasserfall im 3. Akt, von Roller maschiniert, waren von großer Wirkung. Forti gefiel mir nicht, die Gottdank sang und spielte brav. Die Seidler ist zu schwach, wurde aber dennoch mit Kleinheinz und Stegmayer vorgerufen. Gestern war der Kurs 341 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 72r
6599 1815 8 25 Früh Nebel, dann heiter, abends etwas Regen. Im Burgtheater „Mann von Wort“, im Theater an der Wien zum 2. Male die Oper „Harald“. Dräxler und Joseph Hoffmann fingen früh an, meine Bibliothek zu ordnen. Früh zum Grafen, Rumpelmayer, Sartorius, Seitz, Kárner und ich speisten da. Mit dem Grafen und Schreibers zu Bertoli, sahen seine Fabrik, dann in die Porzellanfabrik. Therese speiste allein. Nach Mittag mit Therese und Reimann zu Rasumofsky, sahen seine Zimmer, Garten an, und die neue Gebäudeanlage. Blieben ein paar Stunden, fuhren um 7 h nach Haus. Joseph Hoffmann und Dräxler arbeiteten an der Bibliothek.Später beleuchteten wir den Balkon, welcher guten Effekt machte; dann suchte ich Compagnie. Band 08 (VIII.), Seite 72v
6600 1815 8 26 Trüb, öfters Regengüsse. Im Burgtheater „Pflegesöhne“, im Theater an der Wien neu einstudiert „Der redliche Landmann“, Scholz Scharnberg, Küstner. Die beiden setzten ihre Einrichtung fort. Werlen sagte mir, dass des Motesiczky Mutter gestern lang beim Buben war, ihm 20 fl. gab, sich aber weder beim Grafen, noch bei mir sehen ließ. Früh sagte ich dies dem Grafen. Da kam der Hofrichter Fiby von Jablonitz, wollte von der Mutter nichts wissen, zahlte mich bis August, sprach von einer anderen Disposition, sagte, der Graf Pongracz – er soll der Mutter Bruder sein – wollte mit dem Neffen eine andere Disposition treffen und mehr dergleichen. Ich sagte dies dem Grafen, welcher toll wurde. Ich musste ins Korrektionshaus und hörte, dass gestern früh Fiby alleine, dann später mit der Mutter da war, der falsche Slovak ! Ich sprach mit dem Trümmel und dem Verwalter Spindler, welche sich über diese Verstecktheit nicht genug wundern konnten. Mittags mit Benner beim Grafen, nach Mittag zusammen ins Kärntnertor-Theater, sahen die neuen, nicht sehr glücklichen Abänderungen, dann ins Theater an der Wien. Leer, Scholz spielte sehr brav. Mit Mark in die Stadt. Kurs 347 fl., der # 16 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 72v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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