Trüb, den ganzen Tag Regen. Im Burgtheater „Vertraute“, „Hochzeit auf dem Lande“, Divertissement von Aumer; im Theater an der Wien „Moses“. Um 6 h kamen Richart, Schuster, ich musste absagen; letzteren schickte ich zum Schießl. Der Haiduck von Ács kam mit der Wolle, ich musste nach Simmering, nahm Richart mit. Dann zum Grafen, große Expedition nach Simontornya, sehr beschäftigt. Ich blieb zu Haus, aßen auf dem Balkon, las. Nach Mittag ging Therese zur Kunz, zahlte 400 fl. für das Pianoforte, wo wir 100 fl. gewannen. Später zum Grafen, arbeitete eine Stunde, ins Burgtheater, fand Compagnie. Nach dem Theater ließ mich der Graf noch einmal rufen, blieb bis 11 h, soupierte in der Möhrung.
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Morgens nach 3 h Regengüsse, wurde wach. Dies bestimmte mich, auch heute nicht nach Baden zu fahren; ließ Schießl und die Fuhr absagen. Im Burgtheater „Intermezzo“, Töpfer von Baden Junker (?); im Theater an der Wien „Niclas am Scheidewege“.Um 8 h zum Grafen, Therese ging in die Kasse, um den Teuerungszuschuss abzuholen, 85 fl. Salieri, Richart, Bschaidner tranken mit uns Kaffee. Nach Mittag heiterte es sich etwas aus, ein Sturmwind hauste. Ging mit Bschaidner zu Ehz. Carl, suchte dann Gesellschaft, kam ins Burgtheater, dieser Töpfer gefiel.
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Trüb, dann heiter, kalter rauer Wind. Im Burgtheater „Welche ist Braut ?“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“, mit Zimmermann von Graz. Heute haben wir Holz, die Klafter zu 44 fl. 20 x. Früh zum Grafen. Heute fingen die Maler an. Mittags bei Richart, nach Mittag zu Haus, zum Grafen, Schießl, zu Hause, die Hausrechnung schließen. Zu Reimann wegen unserem Tisch und Sesseln für den Balkon. In die Rabengasse, fand Gesellschaft, beim Weinberg soupieren. Zu Hause war Therese mit Nina und Dräxler. Kurs 358 fl., der Dukaten 16 fl..
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Um 6 h Fahrt nach Baden mit Schießl, Richart und Jungmann. Gestern schickte mir Braun ein Billett, den Tempel in Schönau zu sehen. Ich handelte mit Sartory, zahlte ihm 1100 fl. und ließ ihm seine Wohnung für 450 fl. War bei Gontard, Zinnicq lange, sprach über ihre Verhältnisse des Theaters, dass Zinnicq dem Braunmüller so viel schuldig sei, 24% zahlen müsse, dass Nedetzky (?) eine Art Administration führe. Dann in den Park, fand Steiger, Direktor des Kadettenstifts, Besitzer der Veste Wildenstein bei Seebenstein. Er selbst ist Heinz vom Stein der Wilde; der Kaiser adelte ihn, gab ihm „Am Stein“. War in der Probe, man gibt zum ersten Male „Johanna von Seymour“. Habe Schmidt zum Speisen bei Fuchs geladen. Der Park war nicht voll. Bei Scheiner tranken wir Kaffee und um 3 h waren wir in Schönau. Der Gärtner übernahm des Barons Billett, machte Anstalten zur Beleuchtung des Gartens und führte uns alles aus. Schön, einzig fanden sie alles, besonders die Wasserfälle. Wir fanden den jungen kranken Lippert (?) mit der Teiner Caroline, aber zu spät, der Tempel war schon geschlossen. Im Gasthaus aßen wir gebratene Hähnel, Kalbfleisch, Zunge, machten die Promenade durch den Ort Günselsdorf am Portal vorüber, und es war ½ 7 h. Um 10 h waren wir zu Haus. Alles war befriedigt, wir hatten einen angenehmen Tag.
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Am Vormittag starker Regen, nach Mittag trüb. Im Burgtheater „Verbannter Amor“, im Theater an der Wien „Adelheid von Italien“. Therese liegt wieder an Kopfschmerzen. Den Vormittag beim Grafen, mittags auch, mit Kárner, Lebel. Die Maler enden den Gang. Nach Mittag Wolkenbruch mit grässlichem Donnerwetter, welcher 2 Stunden anhielt und den ganzen Balkon überschwemmte, in dem Augenblicke, als Maler und Anstreicher fertig waren. Dies machte mich ganz desperat. Ich zahlte so viel und erhalte von Maurern und Kupferschmieden so liederliche Arbeit. Gleich schrieb ich ein Billett an Ullmann. Fuhr mit Iden zur Langen Gasse, in Gesellschaft, zur Porzellanfabrik. Die Donau tritt aus, die Glacis ist von den starken Regengüssen einem See gleich. Dann nach Haus, sprach Arenberg, um 10 h voll Verdruss ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).