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Anzeige von 6501 - 6505 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6501 1815 5 19 Anhaltender Regen, ganz umzogen. Im Burgtheater „Rehbock“, im Kärntnertor-Theater „Armer Poet“, „Bajaderen“, im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“ mit Mad. Schröder. Früh sah ich meinen Leuten nach, die die Küchenwand wegbrechen und die Mauer aufführen. Ins gräfliche Haus, in die Florianigasse, Adler. Mittags bei Radl, dort waren Angerbauer und Birkmayer. Holte Jahny selbst ab, stiegen auf den Boden und fanden, dass es einregnet, weswegen ich gleich dem Ullmann schrieb. Nach Mittag bestellte ich den Nagl, erwartete zu Haus die Lieferung der Fasaneier von Kibrik, sah meinen Leuten nach und hielt ein Zwiegespräch mit Klasarek. Abends wurde seine Haustür angeschlagen; er prügelte wieder sein Weib. Ins Burgtheater, zwischen dem 1. und 2. Akt spielte der 4-jährige Sohn von Rittmeister v. Praun aus Tyrnau ein Trio von Pleyel auf der Violine. Band 08 (VIII.), Seite 60r
6502 1815 5 20 Trüb, der Abend war angenehm, ein schöner Mondabend. Im Burgtheater „Sorgen ohne Not“, im Kärntnertor-Theater „Joconde“ oder „Die Abenteurer“, im Theater an der Wien „Abälino“ Den Vormittag zu Haus und in No. 373 beschäftigt. Mit Ungeduld erwartete ich die Fasaneier. Diner bei der Terzaghi. Um 12 h fuhr ich zu Reimann und brachte 4 Dutzend Tatzerln zu 1 fl., sah meine Wäschekästen und ordnete oben noch ein Fach für Tücheln. Dann zu Hoffmann, Fanny ging am Donnerstag auf’s Land. Josephine habe ich für morgen zum Speisen geladen. Therese fuhr zur Moser, ich holte sie ab. Zu Haus in Gegenwart von Ullmann Sturm mit Klasarek, der Lump ist besoffen. Bis 7 h wartete ich, schrieb an den Grafen, Kibrik kam mit den Eiern noch nicht. Suchte dann Gesellschaft, Adler, fand Compagnie, blieb bis gegen 11 h bei der Weintraube. und fand das Tor noch offen. Als ich der Magd einen Verweis gab, wurde sie noch grob. Die Affenliebe der Frau brachte mich noch mehr in Zorn. Kurs 403 fl., der Dukaten 18 fl. 40 x Band 08 (VIII.), Seite 60r
6503 1815 5 21 Heiter. Im Burgtheater „Hamlet“, Mad. Schröder als Ophelia; im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Niclas am Scheidewege“. Früh arbeitete ich zu Haus, da kam Rathmayer und klagte sehr über den Motesiczky. Ich beschloss, vor Mittag hinauszugehen, da kam Kibrik aber mit 230O Fasan- und 1250 Rebhuhneiern, welche sie am Spitz nicht passieren lassen. Ich fuhr gleich hinaus, ließ den Husaren nachfahren, musste aber Mericzays Kutscher prügeln, weil der Lump um 9 h noch im Hemd stand. So schlug ich meinen Bambus ab. Um 12 h war ich in der Stadt, Graben, Kohlmarkt, plauderte mit Kárner herum. Vor Tisch hatte ich eine geheime Konferenz mit Therese und sagte ihr bestimmt, ich dulde keine Grobheiten der Magd. Elsler und Joseph Hoffmann speisten da. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, später fuhr ich mit Therese in das Arbeitshaus, hörte von mehreren Exzessen und drohte dem Buben, ihn hauen und hungern zu lassen. Er ist ein heilloser Bube. Dann mit Therese in den Prater; sehr voll, doch auch sehr feucht. Ein Gewitter trieb uns nach 7 h zurück, welches um 8 h fürchterlich ausbrach. Ich war beim Aquila und zeitlich im Bett. Band 08 (VIII.), Seite 60r
6504 1815 5 22 Anhaltender Regen, nach Mittag regnete es nicht. Im Burgtheater „Minna von Bernhelm“, im Kärntnertor-Theater „Fehlgeschossen“, „Bajaderen“, im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Der Regen bestimmte mich, die Badener Reise auf morgen zu verschieben. Früh schloss ich mit Kibrik Rechnung, zahlte ihm noch über die 3000 fl. 1072 fl. Er brachte noch 6 Rebhühner; 2 behielt ich, 2 gab ich Jungmann, 2 Richart; dann noch Eier und 4 Hähnel. Ich arbeitete, machte Geschäftsgänge. Heute ist wieder Tagsatzung wegen Erlag der 36.000 fl.; ich gab Richart 36.360 fl. als den Kaufschilling, um selbe den Doktoren Wagner und Handschky (?) auszuhändigen, und engagierte ihn, morgen nach Baden mitzufahren. Mittags war Jahny da und ich ließ ihn den Gang abzeichnen. Kárner kam während dem Speisen, als eben Klasarek wieder sein Weib mörderisch prügelte. Dann kam er mit seinem Rechtsfreund, ich mit Richart, und erklärte, dass ich ihm 50 fl. gebe, wenn er ruhig arbeiten lässt, und 150 fl., wenn er bis Samstag abzieht, welches sie annehmbar fanden. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, erwartete Kornhäusel, um mir die Gangfassade zu zeichnen, wie ich sie im Kopf habe. Er kam um 4 h, später auch Jahny und Behsel, die Sache wurde ganz nach Wunsch gemacht. Nach 6 h zum Aquila, aß Salami. Bei Therese waren Dermer und Dräxler. Heute abend wurde in Baden die Hafner Rottensteiner begraben; sie starb an Blutsturz. Band 08 (VIII.), Seite 60r
6505 1815 5 23 Trüb, kühl; Fahrt nach Baden mit Therese und Richart, früh um 7 h, waren um 9 h da. Wir logierten beim Grundgeyer ein. Ich suchte Wohnung für den Grafen. Bei Grundgeyer, Ehz. Carl, Dr. Buglioni; da fand ich die Baronin Gillingstein, ehemals Schöne des Mäuler und Dermers Schwester, die Platzhauptmann Münzel; der Hebenstreit – Hl. Dreifaltigkeit –; die drei verlangen für hinlängliche Wohnung – 12 bis 14 Zimmer samt Stallung – täglich 30 fl. Bei Grundgeyer sind ganz schlechte Möbel und viel Wanzen, bei anderen besser. Nach der Konferenz mit Fräulein Therese sah ich unser ehemaliges Haus; Perger selbst führte mich herum; dann durch die Lang’sche Anlage, welche keine Fortschritte macht. Nach 12 h in die Fuchsische Weinhandlung, zum Speisen. Nachher sahen wir den Plan des neuen Rathauses. Der junge Hantl ist Polier, sie sind erst 3 Schuh hoch von der Erde heraus. Später – es regnete meistens – sah ich die eiserne Luisen-Brücke, erbaut vom Egger, welcher die Vollendung nicht erlebte; fanden Trombetta und Christ, welche die Aufsicht führen. Tranken bei Scheiner Kaffee, sahen noch Wohnungen, besuchten Zinnicq, der mir einen Sitz zahlen ließ, tranken bei der Liesel guten Kaffee. Nachher ins Theater, leer. Fand Tuczek von Pest, ging zu Gillingstein (?) und Münzel (?) in die Loge, war auf der Bühne, plauderte mit der Huber, Schmidt, Nach dem Theater entstand Feuerlärm. Es wurde am Pfarrturm die Laterne ausgehangen, geblasen, getrommelt. Beim Fleischselcher in der Wienergasse brannte es, wurde aber bald gelöscht. Kurs 398 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 60v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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