Trübe und windig. Um 6 h stand ich auf; Mayer und sein Sohn frühstückten bei mir Schokolade, schon vor 7 h. Um 9 h kam Charles und später der Tonerl. Ich blieb bis 1 h bei meiner Arbeit. Dann arbeitete ich erst noch in der Stadt, ging zum Brandl, fand da die Gruber; wir plauderten ein Weilchen. Ging auf den Markt, kaufte 4 geschliffene schöne Gläser, ließ die Namen B. G., A. G., T. G. und J. R. darauf schneiden; dann erst zum Speisen. Therese machte wieder wegen der Kreutzer Verdruss Nach Tisch kam der Klob, später die Schmidtmayer. Sie erwartete Salieri, welcher auf die Feierlichkeit am 17. Mai, die silberne Hochzeit ihrer Eltern, eine italienische Kantate schrieb. Ich besuchte die Ruschitzka, fand da die Frau v. Menner (?) und ihre Cousine Nanette. Um 7 h ging ich zu Leyrer, engagierte selben ins Marinellische Theater, um den 2. Teil des „Wanderer “ zu sehen. Wir machten den Entwurf, eine Theaterzeitung herauszugeben. Dieser Gedanke freute mich recht sehr, und so unterhielten wir uns angenehm. Das Stück ist nur zum Sehen; für Auge und Herz findet sich nichts. Nach dem Theater ging ich im heftigsten Staube gerade nach Hause.
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Regen; ich bin sehr damit einverstanden, denn den Staub kann ich nicht vertragen. Um 6 h stand ich auf, verfertigte einen Aufsatz wegen Nina und Therese im Theaterkalender, blieb bis 1 h zu Hause. Dann ging ich auf den Markt, zu Klimbke, zum Speisen; der Mama schickte ich 6 Bouteillen Bisamberger und übergab meine Gläser. Die Gläser mit den darauf geschnittenen Namen gefielen außerordentlich und ebenso sehr freute ich mich. Nach Tische blieb ich bis 5 h. Nach Mittag kam der junge Berwald zur Beurlaubung. Ich schickte den Aufsatz in den Theatralkalender zum Leyrer, ging zu Klimbke, fand da Mayer und verabredeten auf morgen einen Besuch beim Kammerdiener Weiß des Palatin. Später ging ich zum Portier und mit selbem und seinem Sohn ins Burgtheater in die „Edle Rache“; er wünschte lange schon, Therese und Nina zu hören. Ins Theater kamen Berwald und Sohn; wir beurlaubten uns, denn morgen 6 h früh reist er über Prag nach Stockholm. Seine kurze Bekanntschaft machte mir ihn wert. Ich schätze und liebe beide; sie sind gute Menschen. Nach dem Theater begleitete ich Agnes nach Hause und ging zu den Drei Hacken soupieren, wo ich Mayer erwartete, welchen ich da bewirtete. So kam ich erst um ½ 12 h im Regen nach Haus.
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Windig, doch heiter. Früh um 5 h kam schon der Mayerknecht und brachte mir Wäsche. Ich schickte meiner Mutter eine Flasche Slivovitza, dann ließ ich meinen Flaschenkeller füllen und schickte ihn mit Tafelwein zu Weidmann. Später kam mein Schneider und brachte mir den biss(?)farbenen Frack samt dem Konto von 28 fl., welchen ich gleich bezahlte. Um ½ 11 h ging ich zu Klimbke, um 12 h mit Mayer zu Klingmann, woselbst bestimmt wurde, künftigen Dienstag nach Dornbach zu fahren. Beim Speisen erfuhr ich, dass Therese sich nach Mittag wird schröpfen lassen, welches mir sehr unangenehm war. Nach Tische war ich beim Gönner eine Stunde, er war sehr gnädig, erzählte mir von der Abstellung der Grenadiers und Jagden, mehreren Einschränkungen, und versprach mir seine Verwendung, welches mich wieder beruhigte. Nachher kam ich mit Pfersmann zusammen; dieser zog mich in die Kanzlei. Wir waren bei 3 Stunden beisammen, schwätzten von Therese, vom Theater und er versprach, mir die Heiratserlaubnis beim Baron selbst auszuwirken, welches mich freute. Um 5 h ging ich ins Burgtheater zum Krug in die Loge; man gab den „Corsaro“. Wir unterhielten uns mit Plauschen und um 10 h war ich schon in meinem Bette. Es war kalt und regnete; dies verhinderte, dass ich soupierte.
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Pfingsten; kalt und Regen. Um 6 h stand ich auf, schrieb an Klimbke wegen der 110 fl. ein Billett und brachte Pfersmann Schnupftabak. Um ½ 9 h fuhr ich in die Stadt, ging zu Siess, dann zum Gönner, endlich in die Theatralkanzlei zu Klimbke, wo ich niemanden fand. Dann zur Mama, wo ich bis nach 4 h blieb. Der Portier schickte Theresen 2 Plutzer 3-jährigen Wermut, welches mir Freude machte. Nach Tische besuchten wir die Klingmann, wo wir uns verabredeten, Dienstag nach Dornbach zu fahren, und lud mich auf morgen zu Mittag ein. Die Mama blieb da, gingen hernach zum Spazieren auf die Bastei. Später besuchte ich Ziegler, welcher krank von Rastatt (?) kam. Abends waren wir bei der Mama, spielten und um ½ 10 h fuhr ich mit Kutschersfeld nach Hause.
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Heiter und schön. Um 6 h arbeitete, um 8 h kam Tonerl; dann ging ich zum Gönner, sprach mit ihm lange, traf da abermals Kutschersfeld. Vor Mittag ging ich zur Mama, später zu Mayer, zu Franzel, wegen Verabredung zur morgigen Dornbacher Reise zu nehmen. Mittags aßen Mayer, Franzel und ich bei Klingmann. Nach Mittag ging ich zur Hammlin (?) und mit selber beim Burgtor hinaus in meine Wohnung. Wir tranken Wermut und unterhielten uns recht angenehm. Nach 7 h ging ich abermals in die Leopoldstadt zu Franzel, wo ich die Klingmann abholte und nach Hause begleitete. Dann ging ich ins Kärntnertor-Theater und ins Burgtheater. In letzterem war „Falstaff“, wo ich Mayer und Therese fand. Ich schwätzte mit ihnen und eilte nach der Oper gleich nach Hause, denn ich war sehr müde.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).