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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
631 1799 4 29 Kalt. Früh stand ich auf und arbeitete viel. Csekonics besuchte mich; um 12 h ging ich zum Fürsten unterschreiben und verfertigte für Gia (?) einen Pass, blieb da bis 2 h. Bei Tisch waren wir guten Muts. Nach Tische beschlossen wir, morgen nach Korneuburg und Bisamberg zu fahren, weswegen ich mit Kutschersfeld sprach. Ich schlich mit ihm ein Weilchen herum, dann ging ich zu Klimbke und ins Burgtheater. Man gab „Gleiches mit Gleichem“. Therese, Agnes und die Mama, auch die Csekonics waren da. Ich schwätzte mit ihnen; am Ende zankten Therese und ich wieder. Ich begleitete sie nach Hause, begleitete Csekonics ins fürstliche Haus, sprach mit Stessel, welcher mir die traurige Nachricht erzählte, dass in ein paar Wochen der Sequester unvermeidlich ist und dass sich schon einige auf dem Komitat auf den Landstraßer Garten und das Rote Haus intabulieren ließen; welche schlimmen Aussichten ! Kutschersfeld war auch da. Wir schlenderten zusammen nach Hause und klagten einander die so schönen Aussichten der Zukunft. Band 02 (II.), Seite 20r
632 1799 4 30 Kalt. Unsere Spazierfahrt wurde durch den 2. Akt von „Intrighi amorosi“ auch vereitelt. Bis 8 h arbeitete ich zu Hause, dann ging ich zum Fürsten; welcher schon mit dem Großfürsten Konstantin nach Verona abgereist war. Von da ging ich zu Klimbke, schwätzte später mit Stessel. Mit Pfersmann ging ich später ins Theatrallaboratorium, dann schrieb ich mir auf dem Theater den Salarialstand ab. Beim Speisen schwieg ich sehr, denn es gab Verdruss. Nach Mittag war ich mit Stessel, abends soupierte ich im Michaeler Bierhaus. Dann ging ich ins Burgtheater „Maskerade“. Therese war da und machte nach Hause. Band 02 (II.), Seite 20r
633 1799 5 1 Von 6 bis 10 h arbeitete ich, dann ging ich zu Stessel. Früh schickte ich der Mama und Weghofer (?) 4 Bouteillen Wermut. Um 10 h ging ich zu Stessel und mit der Mama, Therese, Nina, Berwald aus Stockholm und Sohn in Eberls natural- und physikalisches Kabinett, dann zum Speisen. Nach Tisch fuhren Gewey, Tonerl und ich nach Breitensee vis-á-vis von Penzing, dem blinden Baron Posch gehörig. Wir schauten das im Stadel erbaute Theater an, fanden manche ganz artige Stücke, gingen ins Gebäu, Garten, besuchten später den Fürst Palm schen Garten. Ich blieb bei Stessel bis 8 h, dann ging ich ins Burgtheater zu „Falstaff“. Therese war da, wir hatten wieder Verdruss; ich begleitete sie nach Hause und tat ein Gleiches. Band 02 (II.), Seite 20v
634 1799 5 2 Himmelfahrt Christi, ein schöner, heiterer Morgen. Um 5 h stand ich auf, arbeitete bis 8 h, ging zu Stessel. Er und ich waren vorher beim Grafen, sprach mit der Gräfin, welche mir sagte, dass der Graf wegen Halsschmerzen erst in einigen Tagen aus Preßburg kommen wird. Um 10 h fuhren Mama, Nina, Therese, Agnes und ich nach Korneuburg und Bisamberg. Wir fuhren über die noch nicht ganz fertige Donaubrücke, wo der Mama alberne Furcht schon dass Verdrusswerk begann. Unsere Fahrt ging über Langenzersdorf nach Korneuburg, eine kleine Stunde. Wir stiegen im Goldenen Kreuz ab, gingen spazieren; ich traf da einen Lehrer von mir, Haunschmidt (?), welcher hier Kreiskommissär ist und mir erzählte, dass heute der Kreishauptmann Baron Lederer die Comtesse Toni Hadik heirate. Abends kommen sie von Wien hier an und sollen mit einer Illumination der Stadt und einem Ball bei den Kreisführungs -Komissärs-Berittenen (?) überrascht werden. Wir speisten gut und wohlfeil, nach Tisch gingen wir in die Pfarr- und Augustinerkirche, in letzterer fanden wir eine Geschichte, mit einer Hostie, welche – von Juden misshandelt – Blut geweint haben soll, welches Blut man uns zu küssen gab. Was es mich kostete, da ernsthaft zu sein, kann ich nicht schildern. Dann sahen wir beim Wiener Tor die Schießstatt an und gingen nach Bisamberg. Agnes und ich schlichen im Orte herum, nahmen den Sohn des Zimmerers Leibleitner, einen wirklich lieben Burschen, zu unserem Führer, gingen ins Schloss, den Hofgarten, zur Kirche und stiegen auf den höchsten Gipfel des Bisambergs. Unsere Aussicht war unbegrenzt, die Donau, Klosterneuburg, Kritzendorf – weil das Aufgebot da lag, merkwürdig –, Kahlenbergerdörfl, Korneuburg und mehrere Ortschaften lagen zu unseren Füßen. Wir jausneten da Kalbsbraten und Semmeln und gingen langsam zurück. Beim Pfarrer bestellte ich meinen Flaschenkeller voll alten Wein, wofür ich 2 fl. 45 x zahlen musste. Um 1 h fanden wir uns im Dorf, gingen durch die Weingärten zur Straße, wo Hackl auch schon gefahren kam. Herwärts von Wien, in Enzersdorf begegnete uns die Vermählungsgesellschaft, Adamberger war auch dabei. In einer Stunde waren wir in Wien. Bei St. Stephan stiegen Agnes und ich ab, gingen ins Kärntnertor-Theater, „Hercules’ Tod“ zu sehen. Es behagte uns nicht und wir gingen jedes nach Hause. Band 02 (II.), Seite 20r
635 1799 5 3 Kalt. Um 6 h stand ich auf, arbeitete bis 10 h. Stessel besuchte mich mit seinem Ludwig. Ich schenkte ihm die grüne Haube mit Gold vom Walther, zeigte ihm mein Feuerwerk und schenkte ihm auch dieses. Mit ihm fuhr ich auf die Wieden wegen dem Wagen, ließ selben durch den Sattler reparieren, fuhren in die Stadt zu seiner Frau, gingen dann mit selber und der Jeanette in die Schatzkammer, da sprach mit uns ein gewisser Biberger (?); ich glaube, er ist Unterschatzmeister. Dann gingen wir in den Redoutensaal und nachher ins Naturalienkabinett. Bei Tische ging es ernst zu; nach dem Essen ging ich gleich nach Hause und arbeitete bis ½ 7 h. Dann gingen Tonerl und ich zum Jahn in das Konzert des Friedrich Berwald aus Stockholm. Therese sang eine Arie und ein Rondeau, beides aber furchtsam und nicht zu meiner Zufriedenheit. Nach dem Konzert begleitete ich sie zum Wagen und gab ihr einen kleinen Verweis; begleitete Agnes und tat ein Gleiches. Der Abend war sehr angenehm. Band 02 (II.), Seite 20v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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