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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
606 1799 4 4 Höchst elendes Wetter, schlimmer noch wie gestern. Heute schrieb ich an Pointner und Röckl; arbeitete, ließ Tonerl des Jahn Konto abschreiben. Nach 12 h fuhr ich in die Stadt. Um ½ 1 h kamen Kremnitzer und ich beim Taroni zusammen und gingen zum Menzel speisen. Ich fand eine hübsche Frau, eine artige Schwester, eine herzliche Aufnahme und ein niedliches Mahl. Bis 4 h unterhielten wir uns recht angenehm, ich war recht zufrieden. Ich wurde wegen der Marschroute des Fürsten zu Siess gerufen, entschuldigte mich, dass ich diese nicht hatte; ging auf die Post zu Soor, bat ihn um selbe, über Olmütz, Teschen, Krakau, Lublin bis Therespol; er versprach mir selbe bis morgen 10 h. Später ging ich zum Gönner, freute mich über seine Rückkunft, gab ihm die Austeilung vom Theater. Ging dann ins Michaeler Bierhaus, wo ich den Billeteur Krauss und Ziegler fand, dann Klimbke und Gewey erwartete, blieb dort bis 8 h. Ging dann ins Kärntnertor-Theater, wohin ich den Tonerl beschied, und auch den Kremnitzer von Pest. Man gab „Hercules“, welches letzterem sehr gefiel. Nach dem Theater fuhren Kutschersfeld, Tonerl und ich nach Hause. Er war in der übelsten Laune, sprach kein Wort, ich auch nicht. Wer vermag alle seine Launen zu ertragen ? Unaufhörlich schneite und wehte es; kein Menschenalter denkt so hohen und so anhaltenden Schnee und so strenge Kälte. Band 02 (II.), Seite 16r
607 1799 4 5 Kalt, aber seit 10 Tagen endlich der erste heitere Morgen; wie wohl ist mir ! Um 7 h besuchte mich Krauss; ich versprach ihm, sein Holz führen zu lassen. Er frühstückte mit mir, dann fuhren wir mit Hackl auf die Holzgestätte. Von 6 bis 12 h arbeitete ich, ging zu Siess mit der Marschroute, dann zur Mama. Therese und Nina speisten bei der Traun; ich aß beim Steindl. Kaufte von der Frau Liesel 2 blau quadrillierte Halstücheln. Nach Mittag besuchte ich Collet, ging zum Gönner, welchen ich – da Siess zugegen war – nicht sprechen konnte. Abends war ich im Burgtheater. „Der Schiffbruch“, Lustspiel in einem Akt von Steigentesch, litt wirklich Schiffbruch, obwohl er es nicht verdiente. Im Theater schwätzte ich mit Stocklass, ging nach dem Stück auf’s Theater, blieb da beim Ballett „Fantasma“ und tröstete Mayer, welcher die erste Rolle spielte, über den Schiffbruch. Um 10 h erwartete ich Kutschersfeld beim Taroni und wir fuhren zusammen nach Hause. Band 02 (II.), Seite 16r
608 1799 4 6 Kalt, heftiger Wind, doch ziemlich heiter. Ich arbeitete bis 12 h, ging dann ins fürstliche Haus, dann zu Klimbke, zum Gönner, welcher nicht gut gelaunt war. Ich sagte ihm, die Therese wünschte ihn zu sehen; er wich so mit einer Antwort aus, welches mir missfiel. Nach Mittag besuchte ich den jungen Würth. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab das „Mädchen von Marienberg“, die Unzelmann spielte die Chatinka; ihr Anzug war glänzend, sehr vorteilhaft, dies war aber das ganze Verdienst der Rolle. Ich hatte mit dem Zeichner Krügler (?), der ihr Protecteur ist, viel Spaß; unterhielt mich und sprach Franzl, Collet, Störr, Casanova. Nina hatte eine Partie und auf Agnes sah ich böse. Tonerl und ich führten sie nach Hause, dann taten wir ein Gleiches. Heute Nacht um ½ 11 wurde unsere liebe Fürstin mit einem Knaben entbunden. Wieder ein kleiner Beitrag zur Beruhigung ! Band 02 (II.), Seite 16r
609 1799 4 7 Heiter und warm. Um 8 h fuhr ich in die Stadt, zum Gönner, welchen ich lange sprach und die Versicherung erhielt, dass bei uns keine Einschränkungen mehr geschehen, welches mich wieder beruhigte. Im Hause sah ich den neugeborenen Fürsten an, er ist sehr munter und von außergewöhnlicher Größe. Um 11 h wurde er getauft, Graf Carl Zichy war Taufpate, der Kleine erhielt die Namen Nikolaus Carolus. Die Taufzeremonie geschah im zweiten blauen Zimmer zum Hofe hinaus, Fürstin Franz, Fürst, Fürstin Louis, Fürst Johann, Fürstin Lotte Liechtenstein, Graf und Gräfin Carl Zichy, Graf Carl, Siess und einige Hausoffiziere waren Zeugen. Um 12 h wurde ich von Mayer persuadiert und ich begleitete ihn bis zu den k.k. Ställen. Mittags waren wir ziemlich lustig; nach Tisch schrieb ich meinem Bruder und schickte ihn neue Wäsche. Abends ging ich mit Tonerl ins Burgtheater; man gab „Falstaff“.Therese und Agnes kamen auch. Wir unterhielten uns gut, spielten zwei Mal, doch zankten wir auch etwas. Tonerl, der Papa und ich fuhren nach Hause. In meinem Zimmer fand ich zwei schöne große Hirschhäute, mit grünen Bändern eingefasst. Band 02 (II.), Seite 16r
610 1799 4 8 Kalt und trübe. Frühstückte Schokolade, gab auch dem Sattler Joseph welche. Früh war die Naderin bei mir, brachte mir Wäsche; dann arbeitete ich, schrieb meiner Mutter. Nach 12 h ging ich in die Stadt ins fürstliche Haus. Mayer, Klimbke und ich waren in der Kanzlei, später besuchten wir Klingmann, Klimbke war aber nicht von der Gesellschaft. Bei Tische machte die Mama wieder Missvergnügen; sie schwätzte so dumm und boshaftes Zeug, dass sie mir Appetit und frohe Laune verdarb. Nach Mittag brachte ich dem Gönner eine Austeilung. Ging mit Rhode und Geyersperg zu Platzer und Sacchetti ins Magazin, dann ins Burgtheater zu „Gastrecht“; Therese, Nina, Mama und Agnes waren auch da. Therese und ich hatten Verdruss wegen der Mama. Im Gefecht im 1. Akt sprang Lang das Schwert entzwei; dies gab einen Anlass, auf’s Theater zu gehen, wo ich durch ein paar Aufzüge blieb, mich mit Klingmann, Ziegler und Mayer unterhielt. Es war so voll, dass ich erst am Ende zu Therese kommen konnte, die mich außerordentlich ungnädig aufnahm und mir selbes beim Nachhause gehen fühlen ließ. Agnes begleiteten Lang und ich nach Haus. Beim Rückweg rufte ich Theresen „Gute Nacht !“ zu, welches sie auch herzlich erwiderte; dann ging ich allein nach Hause. Band 02 (II.), Seite 16v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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