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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
621 1799 4 19 Kalt und heftiger Wind, mit seinem Gefolge, dem unangenehmen Staub. Den Morgen und Vormittag arbeitete ich unausgesetzt; Tonerl schrieb bei mir. Um ½ 1 h ging die Mama durchs Haus, ließ mich durch die Kimlin rufen und so gingen wir zur Frau Nannerl speisen. Ich bewirtete sie, die Person zu 40 x, und wir speisten recht gut. Nach Tische wurde bei mir Kaffee getrunken; Giáy kam auch dazu und trank mit. Wir hörten bei unserem Fenster das Manöver, denn der Staub war so schrecklich, dass man kein Auge öffnen und uns so auf der Gasse aufhalten konnten. Um 5 h führte uns Hackl im Postzug durch das Neue Tor in die Stadt zum Deutschen Haus. Nachher ging ich zu Stessel, um ½ 7 h ins Kärntnertor-Theater, wo man die „Contadina“ gab. Der Kaiser, Großfürst und Erzherzog von Florenz [sic] erschienen im Theater und wurden durch dreimal Klatschen empfangen. Nach der Oper ging ich ins Burgtheater; man gab „Die Pilger“; ich blieb auf dem Theater. Nach dem Theater soupierten Stessel und ich im Michaeler Bierhaus. Es regnete fürchterlich; nach 10 h ging ich im größten Regen im Frack nach Hause. Band 02 (II.), Seite 18v
622 1799 4 20 Ein heiterer Tag. Um 6 h stand ich auf, Elsler frühstückte bei mir. Um 10 h ging ich zu Stessel und mit selbem in die kaiserliche Bibliothek, die unstreitig den schönsten Büchersaal in Europa hat. Der Erbauer Carl VI. steht mitten im Saale von carrarischem Marmor gehauen. Dann sahen wir in der Universität den mathematischen Turm, beobachteten den Sonnenpunkt um 12 h auf der Meridianlinie und unterhielten uns in der Camera obscura. Nachher besuchten wir das Naturalienkabinett, wo der Elefant als Gerippe und ausgestopft steht. Nach Mittag ging ich wegen Plätzen aufheben zum Feldwebel, dann zum Gönner, welcher mit allem zufrieden war. Später besuchte ich Walther, welchem ich einen Brief an seine Elise schrieb und von ihm eine grüne Haube als Geschenk erhielt. Abends führte ich den Gönner in den Redoutensaal zur Probe; wir blieben eine Stunde und gingen dann wieder; er in seine Loge und ich ins Parterre, wo Therese war. Ich sagte der Mama, dass ich morgen bei Klingmann speise. Nach dem Theater soupierte ich mit Stessel im Michaeler Bierhaus. Band 02 (II.), Seite 18v
623 1799 4 21 Ein schöner, heiterer Morgen. Um 8 h fuhr ich mit Tonerl in die Stadt, ging zum Gönner, dann zur Mama frühstücken. Später machte ich Pfersmann einen Besuch in der Kanzlei und erhielt von ihm ein Redoute-Billett. Sonst schlich ich den Vormittag herum, Walther besuchte ich auch. Mittags aß ich bei Klingmann. Nach Mittag zum Gönner; er war sehr gnädig. Später ging ich zur Mama, wo ich wieder viel Verdruss hatte. Sie lag, ich saß auf dem Sopha, und dies gab Anlass dazu. Gleich empfahl ich mich aber, ging ins Kärntnertor-Theater; man gab die „Beiden Klingsberg“, und war wider alles Vermuten sehr voll. Später besuchten Klingmann und ich den Stessel und machten uns zusammen in die Redoute. Die Redoute war sehr voll, unglaublich war das Gedränge. Wir nahmen auf der Galerie Platz, wo ich für den Gönner Plätze aufheben ließ. Therese sprach mit ihm und der Gräfin. Das „Bacchantenfest“ von Clerico fiel zur allgemeinen Befriedigung aus und dauerte beinahe eine Stunde. Mit Therese hatte ich sehr viel Verdruss; ihre bis zum Wahnsinn gesteigerte Eifersucht kränkt uns beide. Um 2 h ging ich mit Therese nach Hause; Tonerl blieb indessen zurück. Ich kam nochmals in den Saal, soupierte mit Klingmann und schlenderte im Saal herum. Er führte mich der Gräfin Sedlnitzky auf, einer nicht schönen, aber artigen Dame. Band 02 (II.), Seite 19r
624 1799 4 22 Kalt und Regen. Um 10 h stand ich auf, fand gleich in der Früh einen Polizeikorporal zur Exekution der ausständigen Kriegssteuer von 1797. Ich musste lachen und hatte meinen Spaß mit ihm. Um 12 h ging ich in die Stadt, sprach mit Stessel, ging zum Portier; dann zum Speisen. Der Mama brachte ich 55 fl. und eine Salami. Nach Mittag ging ich mit Therese, Nina und den beiden Umlauf auf den Spittelberg, um L[äuse ?]-Pulver zu kaufen. Abends war ich bei Fellner und blieb bis 9 h. Der junge Würth, vermutlich der Liebhaber der Therese, war auch da. Wir wurden mit Obst und Tokajer bedient. Theresen versprach ich, sie kommenden Donnerstag in den neuen Neumannischen (?) Garten zu führen. Nach 9 h ging ich nach Hause und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 19r
625 1799 4 23 Ein schöner, heiterer Tag. Vor Mittag 11 h ging ich in die Stadt, fand weder den Gönner noch Klimbke. Ich ging zu Menzel (?) und kaufte für beide Umlauf zwei schöne, limonene Halstücheln; dann schlich ich auf dem Markt herum, hernach zum Speisen. Gleich nach Tisch machte ich mich nach Hause, arbeitete bis ½ 7 h; nahm Tonerl mit ins Kärntnertor-Theater; man gab die „Rückkehr“ und „Hercules“. Ersteres unterhielt mich zum zweiten Mal wirklich angenehm. Nach dem Stück ging ich in „Camilla“ und gab den Umlauf das Geschenk, das sie sehr freute. Nach dem Theater machten wir uns nach Hause. Beim Tor begegnete uns Kutschersfeld und wir gingen zusammen. Band 02 (II.), Seite 19r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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