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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
636 1799 5 4 Kalt und Regen. Von 6 bis 10 h arbeitete ich, Tonerl schrieb bei mir. Dann ging ich zu Stessel; der gab mir für 200 fl Zwanziger, wofür ich bei Löwl (?) auf dem Kohlmarkt Nr. 301 8 fl profitierte. Dann ging ich zum Gönner, der gestern von Preßburg kam; er nahm mich sehr gnädig auf und das freute mich. Mittags speiste ich sehr wenig, denn die Tante speiste auch mit. Nach Mittag schrieb ich für den Gönner das Theaterpersonale ab. Abends ging ich mit Berwald in die „Molinara“; Therese sang sehr schön. Beim Gönner war in der Loge der Stessel, mit dem ich nachher Gefrorenes aß und soupierte. Abends hielt ich noch Kassarevision. Band 02 (II.), Seite 21r
637 1799 5 5 Trübe und regnerisch. Schon um 6 h stand ich auf und schrieb ich zwei Briefe an Pointner, dass man dem Professor Schmidt die Schlösser zeige; ging dann zum Gönner, blieb lange da. Brachte dann der Mama 250 fl.. Schrieb mich in Berwalds Stammbuch, besuchte Bartenstein, wo wir viel von Seitz sprachen; ich unterhielt mich da recht angenehm. Dann ging ich Mayer suchen, fand Klingmann; dieser führte mich beim Grafen Sedlnitzky auf; wir blieben nicht lange. Mittags speiste Therese nicht zu Hause; voll Missmut schlief ich nach Tisch. Um 4 h ritten Tonerl und ich in den Prater, blieben bis ¾ auf 7 h, ritten zur Mama, sahen die Nina ins Theater fahren, ritten nach bis zum Burgtheater. Man gab „Dorfbarbier“ und „Rondeau (?)“. Berwald und Sohn waren da und es gefiel ihnen sehr. Nach dem Theater soupierten wir im Michaeler Bierhaus und trollten uns nach Hause. Es war ein schöner Tag. Band 02 (II.), Seite 21r
638 1799 5 6 Schön und heiter. Um 8 h ging ich in die Stadt, zu Janitz, fand da Stessel, er versprach, mit mir auszugehen. Dann ging ich zu Bartenstein, sprach mit ihr. Ging dann zum Gönner, welcher ins Rote Haus fuhr, dann zu Therese. Um 12 h gingen Klimbke und ich ins Kärntnertor-Theater zur Probe von der neuen Oper „Die Jagd“. Dann um 1 h gingen Klingmann, Mayer und ich in den Prater, wo ich den Weiß, den Leibchirurgus Streit, dessen Frau und Tochter kennen lernte. Mit der Tochter hatten Klingmann und ich viel Spaß und saßen bis Nachmittag bei des Mayer Kaffeehaus. Ich verlor bei Anfang des Praters auf der großen Allee die Wette, wer den Wein bei Tisch zahlt; diese Wette kostete mich 2 fl. Abends gingen wir vom Prater in die Stadt. Ich kam mit der Müller Louise zusammen; wir schlenderten ein Weilchen; dann verstärkten wir unsere Schritte bis ins Burgtheater, wo man „Matrimonio segreto“ gab. Im Zwischenakte spielte Berwald ein Konzert von seiner Komposition, mit dem lautesten, größten Beifall. Das Theater währte bis auf 11 h. Die Mama und Nina begleitete ich nach Hause. In der Kärntnerstraße (?) begegnete uns Stessel mit seinem Ludwig. Er kam auch mit und so schlenderten wir zusammen. Therese sah zum Fenster heraus und so gab ich ihr eine gute Nacht. Ich ging noch mit Stessel ins Haus und kam erst um ½ 12 h in meine Heimat. Angenehm und gut habe ich mich heute unterhalten und hatte einen frohen Tag. Band 02 (II.), Seite 21r
639 1799 5 7 Schön und heiter. Um 6 h stand ich auf; früh besuchte mich Storace und noch ein Fremder. Ich bediente sie mit Slivowitza und gab ersterem noch eine Bouteille mit. Später kam Rhode und ging mit mir in die Stadt. Um 10 h ging ich zum Gönner, brachte ihm das Buch zur neuen Oper „Die Jagd“; er sagte mir, dass Therese gestern sehr schön sang, das freute mich so innig. Später ging ich zu Bartenstein, dann zu Stessel, von welchem ich Slivovitza und 4 Bouteillen Tokajer erhielt. Stessel fuhr heute nach einem Monat Hiersein mit seiner Frau nach Eisenstadt zurück. Um 2 h ging ich zum Speisen; nach Mittag besuchte ich Petrowitz und fand nur Lisette und die kranke Clair. Ich bediente sie mit Gefrorenem und wir hatten viel Spaß. Nachher besuchte ich Collet; der Ärmste ist ganz kontrakt. Abends war ich im Kärntnertor-Theater, man gab zum ersten Mal „Die Jagd“, ein Singspiel, Musik von Schenk. Die Musik wurde mit viel Beifall aufgenommen, das Buch missfiel ganz. Ich vermute, es ist von Hensler, diesem stets so frugalen Genie. Therese, Stringin (?) Frau, Rhode, Berwald und Sohn waren auch da und wir unterhielten uns so ziemlich angenehm. Band 02 (II.), Seite 21v
640 1799 5 8 Trübe. Wir beschlossen zu reiten und zu fahren. Bis 8 h arbeitete ich, dann ging ich zum Gönner, später zum Janitz und mit selbem zu Liebisch Ich sprach beim Theater mit Pfersmann und Klingmann brachte mir die Austeilung. Nach 12 h ließ mich Bartenstein wegen ihrem Fuchs (?) zu sich bitten; ich konnte ihnen aber ihre Wünsche nicht erfüllen. Nach Tisch wurde beschlossen, in die Brigittenau zu fahren. Ich kaufte mir vortreffliche Salami, auch bestellte ich Wermut. Um 3 h fuhren die Mama und Töchter, auch Weidmann und ihr Fränzchen; Tonerl und ich ritten durch den Prater bis zum Jägerhaus. Da wurde spaziert, dann gegessen, Nina, Therese und Fränzchen ritten zum ersten Mal; wir unterhielten uns recht gut. Um 7 h ging’s zurück; ich ritt gerade ins Theater zur Burg. Man gab zum ersten Mal „Die deutsche Hausmutter“ von Soden; missfiel. Ich bekam neben Franzel einen Platz und schwätzte, zum Teil schlief ich auch. Nach dem Theater eilte ich nach Hause und ins Bett, denn ich war sehr müde. Band 02 (II.), Seite 21v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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