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Anzeige von 6366 - 6370 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6366 1815 1 4 Strenge Kälte. Im Burgtheater „Elise Valberg“, die Löwe als Fürstin, Lang als Valberg; im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, Mlle. Pfeiffer von Linz als Prinzessin, im Theater an der Wien „Junge Zigeunerin“. Den Vormittag beim Grafen. Zu Bolza; er lag noch im Bett, sprach lange. Seine Herrschaft ist auf 458.000 geschätzt, Karnabrunn und Weinsteig sind vereinigt. Mittags allein; Stifft zertrug sich heute mit den Brentano. Am Nachmittag kam Hansel, ich arbeitete in Kassageschäften, zum Schaumburg. Kam in Compagnie, zur Préférence, dann zur Weintraube. Kurs 271 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 43v
6367 1815 1 5 Schneegestöber. Im Burgtheater zum 1. Mal „Geschäftiger“, Lustspiel in 1 Akt, vorher „Taubstummer“. Im Kärntnertor-Theater Einnahme der Franc[esca] DeCaro „Fehlgeschossen“, im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Mit Radl zu Kárner, fiel über Holz. Den Vormittag beim Grafen, schrieb dem Hofrichter Fiby nach Jablonitz, zahlte Kost 102 fl. Mittags speiste Elsler da, nach Tische kamen Stifft, Richart, Werlen. Ich arbeitete in Institutsgeschäften, ging zu Motesiczky ins Polizeihaus. Bei diesem und Rathmayer war ich die 1½ Stunden im Kommissionszimmer, sprach lange mit dem eigensinnigen Jungen und ermahnte ihn zur Besserung. Stifft wollte mir für das Kapital nur 5% Diskonto geben, da mir doch Hansel sagte, dass er 6% bekam; also ein ganzes % Gewinn, wie unfreundschaftlich ! Ich konnte ihm nicht gleich antworten, aber es traf mich so schmerzlich, dass ich ihm schrieb und ihm meine Meinung derb und kraftvoll zu verstehen gab. Er hat weder für Freundschaft noch Gefälligkeit Sinn, nur Geld ist seine Losung; wie sehr sinkt er dadurch bei guten Menschen ! Dann ins Kärntnertor-Theater. Haim gab mir Sitze im 3. Stock. Der Ballett wurde schlecht gegeben, Rozier gefiel gar nicht, DeCaro wurde nicht einmal vorgerufen. Fand Compagnie, dann soupieren; ich ging wegen Schnupfen und Husten gleich nach Haus. Ich kaufte bei Richart Zucker, Limonen und Pomeranzen und Therese machte 6 Bouteillen Punschessenz. Band 08 (VIII.), Seite 43v
6368 1815 1 6 H[eilige] 3 König[e]. Im Burgtheater „Beschämte Eifersucht“, „Geschäftige“, im Kärntnertor-Theater „König Theodor“, im Theater an der Wien „Parteienwut“. Den Vormittag beim Grafen, dann in die Theaterkasse, gab Huber und Haim jedem 60 fl. Neujahr. Werner predigte um 10 h bei den Augustinern und nach Mittag 4 h bei Hof. Mittags allein, ich ging wegen meinem Schnupfen nicht in die Burgkirche. Nach Mittag kamen Richart und Hoffmann Joseph, welche in der Optik und in Büchern arbeiteten. Nur Stifft, der Gewinnsüchtige, blieb weg, er scheute sich vor meinem Blick. Ich blieb den ganzen Nachmittag zu Haus. Therese schrieb sich Gedichte von Schiller und Goethe ab. Abends ging ich mit Richart, blieb in Compagnie, fand Assen. Band 08 (VIII.), Seite 44r
6369 1815 1 7 Kalt. Im Burgtheater „Maria Stuart“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Blöder Ritter“, erhöhte Preise. Im Theater an der Wien „Aschenbrödel“, die Mlle. Pfeiffer von Linz statt der Buchwieser. Früh zum Grafen, er fuhr mit Pöcking und Schreibers nach Purkersdorf, die Schafe anzusehen. Ich ging zum Liebmann, erhob 21.000 fl. WW, zahlte Verschiedenes, dem Emmerich Csáky 10.000 fl., war bei Löwenau , musste wegen Wagen warten, da besuchte mich die Krünes (?), welche mich gerade beim Bürgerspital fand. Stifft schickte mir meine Zwanziger und sandte mir ein Billett mit faden Entschuldigungen. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, später zur kranken Mirus. Abends ins Burgtheater, fand im 3. Stock Gesellschaft. Therese war zu Mittag bei der kranken Moser. Zum Erstaunen kam Stifft, als Jeanette und ich Kaffee tranken; war spasshaft und sagte, dass er auf Mohrenthal 6% Diskonto habe; ließ also die Zwanziger wieder abholen. Band 08 (VIII.), Seite 44r
6370 1815 1 8 Ein schöner Wintertag, früh etwas Schnee. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Jugend Peters“, im Theater an der Wien „Roderich und Kunigunde“. Den ganzen Vormittag beim Grafen und mit Toth beschäftigt. Mittags allein mit Neefe, nach Mittag zu Haus, Richart arbeitete, ich half. Jungmann, später Dermer kamen; er speiste bei Forti, welche äußerst elegant möbliert sind. Institutssitzung, mit Schmidt und Jenik arbeitete ich 2 Stunden in Kassageschäften und übernahm auch die von der Optik eingegangenen 145 fl. Mit Jungmann ging ich in die Weintraube. Band 08 (VIII.), Seite 44r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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