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Anzeige von 6381 - 6385 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6381 1815 1 19 Kalt, es fällt starker, neuer Schnee. Im Burgtheater zum 2. Mal „Blitzstrahl“, Lustspiel in Versen in 1 Akt, und „Vertraute“. Im Kärntnertor-Theater „Wie machen sie’s in der Komödie“ und „Zephyr und Flora“, im Theater an der Wien „Agnes Bernauer“. Den Vormittag beim Grafen, Schaffalitzky, Hofrat Sieber, Fabrikant Herrmann. Ins Arbeitshaus, wo Motesiczky seit Dienstag unter dem Namen Paul Mayer ist. Erst um 2 h kam ich vom Grafen, nach Mittag arbeitete ich zu Haus, gab dem Richart sein Billett mit der Veste Dürnstein, welches samt 200 Abzügen 20 fl. kostet. Ging zum Schwaiger, zum Grafen, welcher wegen Gicht (?) nicht ausgeht. Abends zum Jungmann, in Compagnie, spielen. Band 08 (VIII.), Seite 45r
6382 1815 1 20 Die Kälte lässt nach, tiefer Schnee. Im Burgtheater „Bürgerglück“, im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, Vogl tritt nach beinahe einem Jahr wieder auf. Im Theater an der Wien „Colomanns Rache“, Moreau in „Ein Schelm tut mehr als er kann.“ Bis 2 h beim Grafen, welcher krank Zum Regierungsrat Trümmel (?). Elsler war unser Gast, nach Tisch war Jux zwischen Richart, welcher zum Simon und von da zum Brandmayer wegen Testament geht, und Stifft. Therese arbeitete am Perlenband für Kridl. Um ½ 5 h fuhr ich mit Rathmayer ins Arbeitshaus, ging ins Zimmer von Paul Mayer / Motesiczky, dann ging ich in Gesellschaft. Therese hatte Besuch von Peck seiner Tochter, die ihr von des Vaters Schwäche und der Bestialität der Ettlinger (?) erzählte. Später ins Kärntnertor-Theater, wartete das Auftreten des Vogl ab, welcher mit Lärm empfangen ward. Dann in Jungmanns Compagnie, Préférence, zur Weintraube. Kurs 283 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 45r
6383 1815 1 21 Trüb. Im Burgtheater „M[aria] Stuart mit Mad. Löwe, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“ und „Blöder Ritter“, im Theater an der Wien „Fiaker“. Früh zum Grafen, welcher liegt, dann zu Schaffalitzky, brachte ihm die Obligationen zu 8000 und nachher 6000 fl., erhielt von ihm eine Tasse mit Kleeblatt und F. A.. W. Nach St. Stephan, sah Moreaus Castrum für Ludwig XVI., welches Talleyrand errichten ließ. Heute war das große Requiem von Neukomm, bloß Vokalstimmen, wobei das ganze diplomatische Corps erschien. Die ganze Kirche war schwarz dekoriert. Bis 2 h beim Grafen, mittags allein. Nach Tische kamen Richart und Stifft, ich ging zur Rosen. Die Assen brachte uns selbst einen großen steirischen Kapaun. Therese ging nach Mittag zu Kridl und zur Mirus, blieb 2 Stunden und wurde von Neuberg sehr gut aufgenommen. Von Pöcking erhielt ich weiß plattierte Knöpfe mit Winkeln (?). Zu Hause fand ich Neefe und Werlen. [Im Burgtheater] ins Parterre, fand Assen, Richart und Jungmann, ging ins Orchester, saß da sehr angenehm und bequem. Die Löwe gefiel sehr, spielte und sah vortrefflich aus, am Schlusse wirklich wie eine Königin, mit viel Schmuck und einem Kleid von Silberstoff. Sie wurde vorgerufen und sprach, nur die gütige Aufnahme bei ihrem ersten Erscheinen machte ihr Mut, diese schwere Rolle zu geben; sie werde sich bei ihrem Hiersein bemühen etc. etc. Band 08 (VIII.), Seite 45v
6384 1815 1 22 Kalt, etwas heiter. Im Burgtheater „Schachmaschine“, Mevius als Karl Ruff, Kärntnertor-Theater geschlossen, im Theater an der Wien „Colomann“, „Ein Schelm tut mehr“. Früh zum Grafen und nach St. Stephan, das Castrum des Moreau zu sehen. Zum Radossevich, mit Hoffmann Vater in die Reitschule, sahen die Schlitten der 2 Kaiser, der Könige von Preussen und Dänemark, des Kronprinzen und des Trauttmannsdorff, welcher ganz mit Bärenhaut überdeckt ist. Große Schlittenfahrt des Hofes mit 24 Schlitten, der Hof gibt 6 Schlitten. Die Schlitten der beiden Kaiser sind inwendig schwarzer Samt mit Gold, die anderen grün mit Gold. Jene der Kaiser sind gestickt, die der Könige mit Borten verziert. Anfangs waren Trompeter der Banda. Um 2 h durch die Stadt nach Schönbrunn, Diner, dann „Aschenbrödel“. Gegen 10 h kamen sie bei Fackelschein und beschneit und zum Kärntnertor zurück. Die Beleuchtung war so schlecht, dass man keine Physiognomie erkennen konnte. Das Ganze imponierte gar nicht. Mittags allein, nach Tische auf den Kohlmarkt mit Jungmann, zu Dermer. Therese ging zu Hitzinger. Bei Dermer waren Michel, Gewey, die Hoffmannischen, dann nach Haus. Gewey, Werlen und Neefe kamen, dieser zahlte mir die 50 fl.. Joseph Hoffmann erzählte vom Tod des Brentano, welcher gestern in Tresdorf am Schlage starb. Die Nachricht kam abends um 7 h, als schon alles zu einem großen Ball arrangiert war. Die Mutter und Söhne fuhren gleich hinaus, fanden ihn aber schon tot. Stifft ist eben im Begriffe, einen neuen Kontrakt zu schließen. Band 08 (VIII.), Seite 45v
6385 1815 1 23 Kalt. Im Burgtheater „Minna von Barnhelm“, Brede als Franziska. Im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, im Theater an der Wien „General Schlenzheim“. Früh zum Grafen und wegen den beiden Hoffmann zum Seitz. Zum Schießl in die Kammer des Königs von Bayern. Zu Neuberg wegen ihm, der versprach, seine Bittschrift anzunehmen und zu bewirken, dass der Kaiser selbe an das Oberstkämmereramt zum Bericht gibt. Mittags allein, nach Mittag kamen Roller, Richart, Stifft. Wir sprachen vom Testamente des Brentano. Therese fuhr zu Reimann und Moser. Ich arbeitete zu Haus, suchte abends Gesellschaft, kam dann in Compagnie und musste um ½ 10 h noch zum Grafen, wo ich wegen Berechnungen des Grassalkovich von 208.500 fl., welche Biedermann übernehmen will, bis 11 h blieb. Band 08 (VIII.), Seite 45v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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