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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6346 1814 12 15 Heiter wie im Mai. Im Burgtheater „Axel und Walburg“, im Kärntnertor-Theater „Beide Füchse“, im Theater an der Wien „Don Juan“, Sessi als Donna Anna. Den Vormittag beim Grafen, um 11 h in die Schottenkirche und in das Haus von De Ligne. Es gelang mir, hinauf zu kommen und den Leichnam zu sehen. Er lag im 2. Stock, rechts im 2. Zimmer, in Feldmarschallsuniform, von Lichtern umgeben, zu seinen Füßen lagen die Orden. Dann sah ich sein Sterbzimmer links. Das Ganze ist armselig und weckte in mir die Idee eines Don Ranudo de Colibrados. Das Zimmer ist von schmutzigem lichtblauen Seidenzeug, wie die meisten sind, voll Kupferstiche, die meisten Porträts, ohne Rahmen, nur mit Stecknadeln an die Wand geheftet, ebenso auch eine Menge Adressen, Bücher. Sein Bett eine Art Diwan, die Matratzen zerrissen, blutig. Das Ganze war dennoch interessant und trägt das Gepräge eines Genies. Ich verweilte lange, um alles im Detail zu sehen. Seit 2 Stunden war sein Leichnam sehr angeschwollen und sein Gesicht unkenntlich. In den kleinen Vorzimmern standen Burgwachen und Trabantengarden, die ihn sehr bedauern. Er wurde in einen weißen Sarg, dann in einen von Eichenholz gelegt, zweimal verschlossen und dann auf den Berg nach seiner Anordnung geführt. Um 12 h war sein feierliches Begräbnis. Die Garnison rückte aus, die Bürger machten Spalier, 24 Kanonen wurden mitgeführt. Die Grenadiere seines Regimentes trugen ihn, andere gingen mit Wappen und Fackeln. Er wurde auf kaiserliche Kosten begraben. Alle Feldmarschälle, Schwarzenberg, Württemberg, führten den Zug an, dann fremde Gesandte, Marschall Wrede, Lord Stuart und viele andere begleiteten den würdigen Marschall zu Grabe. Eine volle Stunde dauerte der Zug. Bei Wrede waren König und Königin von Bayern, Beauharnais, Prinz Carl und Suite. Mittags allein, nach Tische kamen beide Prinster, Richart und sie. Um 4 h zur allgemeinen Institutssitzung, welche streng herging, bei 3 Stunden dauerte. Ech zeichnete sich als Ruhestifter aus, es wurde ihm aber so viel gesagt, dass er ging. So wurde alles ruhiger, dann fortgesetzt. Von den Billets zur Optik am 26. gingen 25 Stück zu 3 fl. ab. Dann zu Richart wegen Zucker und Kaffee, kam zu Jungmann in Compagnie, da wurde präferiert. Stifft erklärte mir, der Diskont sei nun 5%, und so nahm ich meine Zwanziger. Alle Geschäfte gingen schlecht und die Ausgaben mehren sich. Dies macht mich sehr ernst und die Nacht schlaflos Band 08 (VIII.), Seite 41r
6347 1814 12 16 Ungewöhnlich warm, heiter. Im Burgtheater „Jugend Heinrichs des V.“, Im Kärntnertor-Theater „Lustiger Schuster“, im Theater an der Wien „Moses“ mit den französischen Tänzern. Früh zum Grafen, Liebmann, Biedermann, Barits, zu Sieber wegen Motesiczky. Dem Szentgály schrieb ich wegen Holzanweisung für die Nany. Mittags waren beide Prinster da, nach Mittag Arbeit, dann machte ich Promenade, suchte Gesellschaft. Therese ging wegen dem schönen Tag zur Moser, welche krank. Mit Prinster und Elsler zu Rospini und Liebmann, in beide Theater, plauderte mit Kutschera, von der Krankheit der Mirus, vom Eva-Abend. Liebmann übernahm von mir 4100 fl. zum Diskonto. Band 08 (VIII.), Seite 41r
6348 1814 12 17 Windig, nicht warm. Im Burgtheater „Verleumder“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Nina“, Rozier tritt zum 1 Mal auf. Im Theater an der Wien „Fiaker“ mit Mad. Schikaneder. Früh zum Grafen, Emmerich Csáky, Theaterkasse, sprach die Hillebrand. Zum Neefe und engagierte den Dolliner zum Ochsen, welcher 17 Zentner wiegt, dem Invalidenfonds gehört und öffentlich gezeigt wird, bei Dietrich zu malen. Mittags allein, nach Mittag zum Grafen. Abends ins Theater an der Wien, volles Haus. Plauderte mit Grüner (?), Michel, Gottdank. Die Schikaneder, welche wöchentlich 6 fl. Pension hat, wurde mit großem Applaus empfangen, spielte mit großer Lebhaftigkeit, wurde vorgerufen und sprach, seit vieljährigem Leiden fühle sie heute den ersten frohen Augenblick. Sie ist 62 Jahre alt, sehr munter und spricht sehr schnell. Band 08 (VIII.), Seite 41v
6349 1814 12 18 Ein heiterer, schöner Tag, gegen Mittag windig. Im Burgtheater „Bayard“ mit Lange, im Kärntnertor-Theater „Jugend Peters“, im Theater an der Wien „Fiaker“. Früh zum Grafen, um 11 h kam Dermer, mit diesem zum Sumerau, sahen seine Wohnung, Kapelle, das Schulterblatt des hl. Leopold im gotischen Geschmack, Kirche, Pfarrkanzlei. Dann auf die Bastei, viele Leute. Mittags allein, nach Mittag kam Richart, an der Optik wurde gearbeitet. Therese ging zur kranken Moser, ich arbeitete mit Jenik. Abends suchte ich Compagnie um zu präf[erieren ?]. Jungmann und ich suchten die alten Schriften und gedruckten Sachen durch und ordneten selbe nach den Jahren; dies beschäftigte uns 3 Stunden und wirklich angenehm. Band 08 (VIII.), Seite 41v
6350 1814 12 19 Nebel. Im Burgtheater „Jenny“, im Kärntnertor-Theater Einnahme der Antonie Pfeiffer „Tanzsucht“, vorher „Neuer Gutsherr“, im Theater an der Wien „Parteienwut“.Früh zum Grafen, wegen Putzsachen für die Adail (?) auf die Maut. Mittag speiste die Krieghammer da. War bei Illésházy, wo alles untersucht und ausgepackt wurde. Nach Tisch kamen Josephine, Joseph Hoffmann, Richart, Stifft, es wurde gearbeitet, an der Optik geordnet. Ging zum Neefe ins Laboratorium, zu Arenberg, zum Jungmann ins Taxamt, nachher mit ihm ins Burgtheater „Cleopatra und Antonius“; dann „Siegender Amor“. der König von Württemberg erschien. Sehr voll, wir standen gedrängt, nach dem 1. Akt der Pantomime in die Weintraube; der Tabaksdampf ist zum Ersticken. Band 08 (VIII.), Seite 41v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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