Trüb, kalt, großer Kot. Im Burgtheater „Verbannter Amor“, Mad. Brede als Bertha v. Eulenhof, im Kärntnertor-Theater Akademie des Fagottisten Bermann im Theater an der Wien „Johann von Paris“ mit Wild, Buchwieser als Prinzessin. Den Vormittag in No. 373, den Kellerstand abschließen, zur Mirus. Mittags allein, nach Tische kam Stifft, Richart. Nach Mittag schrieb ich dem Jean und sandte ihm einen Brief der Nany. Dann zur Rosen, abends ins Kärntnertor-Theater, leer, in die Apotheke, wollte Kammerlacher (?) sprechen, ins Burgtheater, fand Rohrweck und soupierte etwas in Compagnie. Kurs 258 fl..
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Heiter. Im Burgtheater „Wallenstein“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien Einnahme des Deshayes Divertissement aus „Vestalin“, „Sonett“, dann „Telemach“. Früh in No. 373, zur Terzaghi, besuchte Hoffmann, zu Kárner, um wegen meiner Schwester das Resultat des Pensionsgesuches zu hören. Sie bekommt jährlich 200 fl. Mittags war Elsler da, ich arbeitete, schrieb dem Grafen nach Ács. Therese hatte Besuch von der Fritzin (?), Krieghammer und Kathi, ging dann zur Mühlhofer. Ich kam in Gesellschaft, war auf der Bastei, abends ins Burgtheater; dann etwas soupieren in Compagnie.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Mahomet“, Trauerspiel in 5 Akten nach Voltaire von Goethe, Grüner, Saphir (?) Lange. Im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, im Theater an der Wien „Bürgerliche Brüder“. Früh schrieb ich der Nany, dass sie vom Tag des Todes der Mutter an jährlich 200 fl. bekommt und dass ich ihr 100 fl. gebe; dankte auch dem Fajt und Walch. Holte die Terzaghi ab, führte sie in die Reitschule und Redoutensäle, Therese die Krieghammer und führte sie auch dahin, dann ging sie zur Moser speisen. Ich hatte zu tun, aß beim Jean de Paris sehr mittelmäßig, war bei Dermer. Nach Mittag ritt ich in den Prater spazieren, zur Muth, Moser, zum Lusthaus. Dort fand ich nur mehr die Tribüne und ein Pikett Infanterie. Der Fuchs machte mir Teufels Streiche, ich karbatschte ihn tüchtig durch. Um 7 h in die Stadt, suchte Compagnie, war Fisolen speisen, und kam sehr müd zu Bett.
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Dichter Nebel. Im Kärntnertor-Theater „Hausfriede“, im Burgtheater Akademie des bayr[ischen] Violinisten Fränzl, im Theater an der Wien „Pumpernickel“. Früh schrieb ich an den Grafen, zum Löhr, Joël, Theaterkasse. Ließ im Cavrianischen Haus im Kabinett einen Ofen setzen. Mittags waren die Krieghammer und Kathi unsere Gäste. Richart kam zum Kaffee, später Stifft und Jungmann. Ich ging mit Krieghammer in die Porzellanfabrik, wohin heute die beiden Kaiserinnen mit Suite kamen Ich suchte vom Joël das Geld für den Nessmillner – 1479 fl. – zu erhalten, arbeitete bis 6 h. Der heftigste Schnupfen und Husten quält mich, ich kann wegen Kopfschmerzen kaum die Augen öffnen. Fand Gesellschaft, gab unser Redoutebillett dem Marini und Kammerlacher, holte mir Tee und Hollersalsen. Ass in Compagnie Suppe, dann gleich ins Bett; schlief wenig.
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Nebel. Hofball. Auf dem Komödien-Zettel steht: „Auf Allerhöchstes Begehren Redoute, Entrée 5 fl.“; im Burgtheater „Wald bei Hermannstadt“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Kluge Frau“. Wegen Husten und Schnupfen lag ich bis 12 h, Stifft kam. Um 11 h fuhr Therese zum Heidinger (?) nach Döbling, weil Neuberg nach Mittag den Seppel braucht. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, trank fleißig Tee und aß gebratene Äpfel. Therese brachte vom Heidinger Obst, Blumen in einem braunen Topf und unterhielt sich gut. Nach Mittag ging sie zum Aspelmayer und Schenk. Ich schrieb an die Keglevich, las. Abends kam Richart, Jungmann, Stifft, beide Hoffmann, dann Therese, welche Schenk und die Julie begleiteten, um 8 h Assen, um 9 h Neefe. Um 6 h lag ich, hatte wieder Alteration und eine schlechte Nacht.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).