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Anzeige von 6276 - 6280 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6276 1814 10 6 Heiter, kalt, sehr windig, starker Staub; am Abend legte sich der Wind. Im Burgtheater „Besuch“, im Kärntnertor-Theater „Beide Füchse“, im Theater an der Wien „Mädchen von Marienburg“ Ich besuchte die Mirus, fand aber nur Therese und Neuberg. Mittags speiste Elsler da, nach Tische in den Augarten. Fest im Augarten, 400 Veteranen werden gespeist. Auf dem Carré große Loge, Tribünen, Flaggen, Musikgerüste, großer Regenbogen. In den Vertiefungen der Alleen Waffengerüste und 18 Tafeln, am Ende Neptunsgrotte. Glorien (?) mit Namen der Kaiserin F. L. (?), Wien mit Stephansturm illuminiert. In der Allee rechts Kanonenmonument von Moskau, mit langer Allee und Tableaux, am Hauptplatz Brandenburger Tor, beleuchtete Allee, am Ende Sonne. Fassade des Gebäudes beleuchtet. Auf dem Turnierplatz Einzug der Veteranen. Militärisches Wettrennen mit kleinen Corrianern (?) zu Fuß, Seiltänzer und Bachs Reiter. Ich kam neben Reimann zu sitzen, der Hof kam erst um 5 h, dann begann alles langsam. Oberst Paulich führte die Invaliden an, war sehr rührend. Der 2. (?) war nur eine halbe Stunde später, sehr arm. Dann ritt nur Bach mit 2 Kindern, 2 tanzten auf dem Seil, 2 sprangen, alles langweilig; bei den Invalidentafeln war schon alles finster. Das Feuerwerk samt Dekor ging schlecht, war ohne Effekt, mit der Illumination war man bei Erscheinen des Hofes nirgends fertig. Am besten war das Kanonenmonument mit den Tableaux auf Alexanders Huldigung, und das Brandenburger Tor. Das Ganze entsprach der billigen Erwartung gar nicht. Ich führte Leopold Huber und Frau herum, kam mit Mauthner zusammen, sah Peter. Zu Sperl soupieren, sahen den Saal, in Stifters Kaffeehaus. Um ½ 12 h lag ich. Band 08 (VIII.), Seite 33v
6277 1814 10 7 Trüb. Im Burgtheater „Axel und Walburg“, im Kärntnertor-Theater die französischen Tänzer in der „Vestalin“, im Theater an der Wien „Fiesko“ mit Heurteur und Lange. Früh zum Grafen, Abzahlung der 9270 fl. bei Ehz. Franz. In die Theaterkasse, Quartier von Rumpelmayer. Mittags allein, der Therese brachte ich Torten. Nach Mittag zu Haus, zu Rosen, ins Theater an der Wien, soupierte im 2. Stock, elend. Um 9 h nach Haus, da kam eben die Rosel mit Muschitz (?). Zu Bruck Sappeur- und Mineur-Manöver. Band 08 (VIII.), Seite 33v
6278 1814 10 8 Trübe, etwas Regen. Im Burgtheater „Jäger“; „Beide Füchse“, im Kärntnertor-Theater, im Theater an der Wien „Don Juan“. Den Vormittag zu Stessel, Grafen, Hummel und Isabey, mittags mit Rosel und Nany. Therese ging Verschiedenes kaufen. Nach Mittag in Gesellschaft zum Keglevich, es war windig.Therese brachte der Moser ihr Perspektiv. Abends ins Kärntnertor-Theater, dann in Compagnie etwas soupieren. Band 08 (VIII.), Seite 33v
6279 1814 10 9 Heiter. Im Burgtheater „Wald bei Hermannstadt“, „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, im Theater an der Wien „General Schlenzheim“. Den Vormittag beim Grafen, dann wurde Feuer gerufen, dass es im Zuchthaus brenne. Ich eilte hinaus, hörte aber, dass im Weißen Kreuz in der Herrengasse Feuer sei. Fand Peter vor der Wachstube, sah 2 Dächer brennen, mehrere anzünden; das Feuer wurde aber ohne grösseren Schaden unterdrückt. Dem Schreibers brachte ich ein Billett zur Redoute parée, welches mir Neuberg durch Mirus schickte. Gestern war der Hof in Laxenburg, heute war Kirchenparade in die Alsterkaserne. Mittags mit Nany, nach Mittag zu Haus. Richart und Stifft tranken bei mir Kaffee, er war bei Herold (?) und brachte ihnen von mir 500 fl. auf 6 Monate. Haim schickte mir Redoutebilletts, dem Grafen gab ich eines für 50 fl. Richart und sie halfen Therese, Toilette machen, dann abends um ½ 8 h auf die Redoute parée. Schnell füllte sich der Saal, der Große Saal war ganz geschlossen, der Eingang war durch den Kleinen Saal in die Teezimmer, welche alle drapiert waren mit weißem Musselin und Goldstoff. Um 10 h zogen 40 Damen ein, voran 10 als Lüfte, himmelblau mit Sternen von Brillanten auf dem Kopf; dann Feuer, rot mit Gold; Wasser von Silberstoff, auf dem Kopf Korallenstoff, Muscheln, Wassergras, Perlen; die Erde sehr reich, Goldstoff das Unterkleid, Silberstoff das Oberkleid, Gürtel und Diademe von Brillanten, auf dem Kopf Blumen, in der Hand Körbchen mit Früchten. Sie zogen an den Herrschaften vorbei. Alexander tanzte im Schritt mit vielen Damen den Saal durch und viele Paare folgten. Man kann nichts Glänzenderes, Großes sehen. Die Männer alle in Uniform, der König von Preussen in Husarenuniform, der Vizekönig als französischer Marschall, die Königin von Bayern und den König von Württemberg vermisste ich ganz. Wir blieben bis 2 h, es war ein einzig großes Schauspiel. Band 08 (VIII.), Seite 33v
6280 1814 10 10 Trüb. Im Burgtheater „Strelitzen“, im Theater an der Wien auf Allerhöchsten Befehl „Moses“, Drama in 3 Akten von Klingmann, die Bigottini, Aimée Petit, Deshayes, Aumer und Mlle. Pfeiffer von München tanzen. Früh zum Grafen, Löhr, dem ich 6 Bouteillen Tokajer schickte, Theaterkasse, ins Münzhaus, 11.000 fl. zu erheben. Heute besucht der Hof das Schlachtfeld von Aspern. Mittags allein, Therese und Richart plauderten vom Ball, Nany mit Rosel bei der Gassmann (?), er ist mit dem Fürsten (?). Nach Mittag ins Quartier von Rumpelmayer, sah nach. Später an die Wien. Die Hofloge rückwärts mit rotem Samt drapiert, der Hof mit einem Zelt überspannt und mit argantischen Lampen beleuchtet. Vor dem Tor paradierten Decreter (?). Die Parterrelogen waren mit argantischen Lampen beleuchtet, welche zu zünden drohten und mit Gestank auslöschten. Im Ganzen war nichts Imposantes. Pálffy spielte den Herrn vom Haus und servierte zwischen den Akten. Ich kam neben Garipoglo und Jean. Band 08 (VIII.), Seite 34r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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