Heiter. Im Burgtheater nichts, im Kärntnertor-Theater „Korsen“, im Theater an der Wien Mad. Carl als „Agnes Bernauer“. Den Vormittag beim Grafen, mit Toth von Keglevich beschäftigt. Mittags mit Therese bei Reimann, Nany isst allein. Jean schreibt, dass Nany gleich nach Wildenschwert möchte. Schreibers führte ich zu Huber, der ihn abends ins Konzert führte; großes Konzert „Samson“ in der Reitschule, Hruschka führte Therese zu Reimann und holte sie ins Konzert ab. Mirus schickte 2 Parterre-Billetts, welche ich dem Werlen und Hoffmann gab. Ich ging mit dem Commandeur Natter ins Konzert, fand den Grafen, Kárner, Rumpelmayer, Seitz, machte der Bettl Platz. Therese unterhielt sich mit Braun, der sehr artig war, Assen, Richart, Jungmann; waren in der 2. Galerie.
Band 08 (VIII.), Seite 34v
6287
1814
10
17
Heiter. Im Burgtheater „Die Neugierigen“, Im Kärntnertor-Theater Akademie von Mayseder und Romberg (?), im Theater an der Wien „Moses“ mit den französischen Tänzern. Im Prater Zurüstungen zum morgigen Militärfest. Therese fuhr mit der Hruschka nicht ins Lusthaus, weil ein Pferd krank wurde. Den Vormittag beim Grafen, und um 11 h ritt ich den Fuchsen mit Kárner zum Lusthaus und auf die Simmeringer Haide, um die Zurüstungen zum Siegesfest bei Leipzig zu sehen. Der Platz um das Lusthaus ist mit Trophäen, Fahnen, Kanonen, Harnischen und Gewehren geziert, ebenso auch die Geländer der 3 Pontonbrücken. Rundherum sind Pyramiden und Tische gestellt. Auf der Haide selbst ist ein großes Waffenmonument und mehrere kleinere errichtet. Dann sind Tische im Karree, an den Enden Gesträuße gesteckt, 25 Backöfen und mehrere Küchen sind errichtet. Große Magazine zu Geschirr und Flaschen, wo eben selbe mit Wein gefüllt werden, sind rechts am Flügel zu sehen. Die Säle des Lusthauses wurden weiß und rot mit Gold drapiert, Jahny, Oefferl (?), Reiss und Weissenberger (?) fand ich arbeiten. Das Ganze wird eine Feierlichkeit würdig eines solchen Aktes. Beim Circus des Bach machten die Sappeure einen viereckigen Platz; auf diesem wird das Kirchenzelt gebaut und das Te Deum gehalten, nachher defiliert die ganze Garnison vorbei. Um 2 h kam ich zurück. Mittags allein mit der Nany, nach Mittag zu Haus. Abends zur Rosen, in beide Theater. Schrieb an Gschröffl (?).
Band 08 (VIII.), Seite 34v
6288
1814
10
18
Der Tag war grau, nicht kalt und angenehm. Im Burgtheater „Schwiegersöhne“, im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Um 8 h zum Grafen, von ihm und Löhr erhielt ich Tribünen-Billetts zum großen Militärfest im Prater und auf der Simmeringer Haide, die ganze Garnison, 14.000 Mann stark. Um 9 h ritt ich mit Kunerth (?) in den Prater, schickte den Fuchsen durch ihn zurück, beglückte Schön und Grünwald mit Tribünen-Billetts, Joël schloss sich an mich an. Wir erwarteten auf dem Platz beim Bach die Ankunft der Monarchen zu Pferd; sie stiegen ab und gingen – Alexander links, Friedrich Wilhelm rechts, unser Kaiser in der Mitte – zum Zelt, weiß mit Gold. Dort wurde eine stille Messe gelesen, dann das Te Deum gesungen, unter steter Abfeuerung der Kanonen im Prater und auf den Wällen. Um 1 h kamen die Monarchen ins Lusthaus, zeigten sich auf einem Balkon gegen die Haide und Brücke. Die Kaiserinnen, König von Württemberg etc. kamen über die Pontonbrücke gefahren, es wurde gelärmt, Vivat geschrien, dann ging alles zum Speisen. Um das Lusthaus waren die Tische in Strahlen gestellt und gedeckt. Unser Kaiser schenkte das Regiment Hiller dem Alexander, welcher selbes beim Defilieren anführte. Constantin führte sein Regiment an in Obristenuniform und speiste mit ihm an der Tafel rechts. Er trank auf die Gesundheit des Fürsten Carl Schwarzenberg. Nach 4 h, als unaufhörlich aus 100 Kanonen sowohl diesseits als jenseits der Donau kanoniert wurde, ritt alles auf die Haide. Ich begab mich über die Hauptbrücke hinüber, sah alles und fand in der Hauptpyramide einen französischen Adler aufgesteckt; alles in frohem Jubel. Nach 5 h kehrte ich mit Hoffmann Joseph zum Lusthaus und dann in den Prater zum Paperl zurück, fand Kárner, Ech, Brandstätter, Fischer mit Degen, ruhte und erquickte mich mit Essen und Trinken. Fand Nina mit Dr. Friedrich und ging nach 8 h nach Haus. Therese war nirgends. Abends Ball bei Metternich für 1200 Menschen.
Band 08 (VIII.), Seite 35r
6289
1814
10
19
Neblig. Für den Invalidenfonds im Burgtheater „Deutscher Hausvater“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“ mit den französischen Tänzern, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“. Bei Rasumofsky großes Diner in der Reitschule. Früh schickte ich Nina, Therese und Nany zum Lusthaus, um alles zu sehen; musste dem Fiaker 6 fl. zahlen. Sie fanden fast alles im gestrigen Zustand, und die Soldaten mit dem Zusammenräumen des Geschirrs, Flaschen, Gläser etc. beschäftigt. Mittags mit Nany allein, Kárner und Richart kamen zu Besuch. Die Rosel schickten wir heute nach Eisenstadt. Nach Mittag zum Grafen, dann mit Richart in die Porzellanfabrik. Abends plauderte ich beim Portier 2 Stunden mit Stessel, dann in Compagnie, etwas zu soupieren.
Band 08 (VIII.), Seite 35r
6290
1814
10
20
Neblig, nach Mittag heiter, angenehm. [Im Burgtheater] „Buchstäbliche Auslegung“, dann zum 1. Mal „Abenteuer im Gasthof“, Lustspiel in 2 Akten aus dem Französischen, dann „Witwer“, Lustspiel in 1 Akt. Im Kärntnertor-Theater „Die beiden Kalifen“, Oper in 2 Akten von Wohlbrück, Musik von Meyerbeer, Dekor von Janitz und DePian, Tänze von Horschelt, Treitschke und Gritti tanzen. Im Theater an der Wien „Mädchen von Marienburg“ mit Lange und Baumann. Früh zum Grafen, wo ich hörte, dass heute beim russischen Botschafter Stackelberg Ball auf 600 Personen sei. Den Vormittag beim Grafen, Theaterkasse, Rumpelmayer, welcher mir wegen Bschaidner viel Verdruss macht. Um ½ 1 h Essen, danach fuhr Nany mit Stessel nach Eisenstadt. Ich expedierte den ganzen Nachmittag beim Grafen, weil am Montag der Kaiser bei uns speist, der König von Preussen übernachtet und Dienstag früh der Kaiser Alexander mit der Großfürstin Katharina von Oldenburg frühstückt. Ich ging mit Richart in die Porzellanfabrik, dann wegen der Compagnie des Kárner ins Kärntnertor-Theater. Der Unsinn der Oper und der Musik ist gleich groß. Die Juden wollten selbe retten, aber es gelang nicht. Vor dem gänzlichen Auszischen rettete das Ganze die Treitschke; unglaublich distonierte die Buchwieser. Forti annoncierte für morgen die Benefiz des Tänzers Antonin, und im Burgtheater 3 kleine Stücke und wurde verdient und laut ausgelacht. .
Band 08 (VIII.), Seite 35r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).