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Anzeige von 6251 - 6255 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6251 1814 9 11 Kalt, bald heiter, bald Regen. Die Hoftheater geschlossen wegen Vigilien, im Theater an der Wien „Saul“. Fahrt mit Jean Hoffmann nach Korneuburg und Tresdorf. Jean holte mich um 8 h ab. In Korneuburg beim Goldenen Kreuz nahmen wir ein Déjeuner à la fourchette ein, suchten den Oberkommissar im Pfarrhof auf und hörten in der Pfarrkirche eine Port[ion] Predigt. Dann ging Jean auf’s Rathaus, kam mit Hofsekretär Liebenfels zurück, gingen um 11 h in die Augustinerkirche, ins Kaffeehaus, fanden den unglücklichen Seemann, der immer noch für die Zeumer (?) brennt. Um 12 h nach Tresdorf. Der Weg ist so schlecht, dass wir ihn zu Fuß machen mussten. Werlen war in Gumpendorf (?) auf dem Zehent. Wir durchwandelten den Garten allein, fanden manche schöne Partie, viel und schönes Obst, einen kleinen Weingarten. Das Schlösschen ist mitten im Garten hübsch situiert, das Ganze ist nicht groß, aber angenehm. Die Wirtschaftsgebäude sind nicht im besten Zustande. An der Windmühle erkannte ich das Dorf (?). Dann fuhren wir bei Seebarn – des Grafen Wilczek – vorbei nach Bisamberg. Ein heftiger Regen verschlimmerte die Straße augenblicklich. Dann sahen wir wieder am Gebirge Leobendorf und die Ruinen von Kreuzenstein. Am Rückweg stieg ich bei Schreibers ab und um 5 h war ich zu Haus, fand vom Grafen 2 Briefe, welche ich beantwortete Nach 6 h suchte ich Gesellschaft, kam nachher in Compagnie. Therese holte die Peter ab und führte sie nach Döbling. Band 08 (VIII.), Seite 30r
6252 1814 9 12 Kalt, wie gestern. Im Burgtheater „Hagestolze“, Lefévre von Hetzendorf Margarethe, von Weimar, Niece der Zimmerwärterin. Im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien Hruschka in „Agnes Bernauer“. Sehr viel beschäftigt; früh zum Brandmayer, den 2 Lackierern, mit Radl wegen gegossenen (?) Öfen. Schrieb an den Grafen, wegen Gen[eral] Faschings Heiratserlaubnis zu Rumpelmayer. Mittags bei Richart, Therese zur Moser, nach Mittag zu Haus, zu Dietrich, kam in Gesellschaft und fuhren im Wind nach Lainz, St. Veit. Um ½ 7 h expedierte ich die Weinfuhre und Briefe. Dann zur Batthyány, welche mir ein Paket brachte vom Tyrann, in welchem er mit 15.000 fl. Kaufschilling für das Badner Haus nicht zufrieden ist. Ich arbeitete noch in No. 373, ging dann ins Burgtheater, fand Compagnie, sah die Lefévre, welche ein hübsches Figürl ist, gefiel und vorgerufen wurde. Band 08 (VIII.), Seite 30r
6253 1814 9 13 Kalt wie im November. Im Burgtheater „Schwiegersöhne“, Im Kärntnertor-Theater „Armer Poet“ und „Zephyr und Flora“, im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Den ganzen Vormittag arbeitete ich im Haus, alles wegen Badner Hausverkauf, schrieb an den Grafen, Kaufmann Perger, der Puffin (?). Mittags allein, Richart tranken mit mir Kaffee, Jean und Stifft auch. Expedierte an den Grafen, Um 11 h mit dem gravierten Silber zur Reimann, sie war allein und hatte Gefallen. Dann überraschte ich Therese und Josephine, welche erst Samstag kam, bei Moser, ließ sie in den Prater zum Lusthaus fahren. Ging in die Stadt, fand Gesellschaft, Rosen. Abends zur Weintraube, ins fürstliche Haus, wo man nach dem Ballett Komödie gab. Mir war’s zu spät. Band 08 (VIII.), Seite 30r
6254 1814 9 14 Kalt, veränderlich. Im Burgtheater zum 1. Mal „Man kann sich irren“, Lustspiel in 1 Akt, vorher „Essighändler“; im Theater an der Wien „Don Juan“. Manöver auf der Schmelz. Früh erwartete ich von Preßburg die Weinfuhr, schrieb an den Grafen, zu Vinzenz, welcher mir Tabak brachte. Seinen Grassalkovich-Braunen ließ ich zu den Reitpferden stellen. Diner bei Radl, mit Rumpelmayer, Seitz, Kárner, Ech (?); alles war sehr munter, E[ch] gewaltig betrunken. Nach Mittag expedierte ich die Leute, schloss mit dem Perger so halb auf 16.000 fl. bar ab, arbeitete bis 7 h. Zu Radl, fand alle spielen. Mit Rumpelmayer und Seitz ins Leopoldstädter Theater, Meisls „Euridice“ zu sehen, dann kam ich noch in Compagnie, etwas zu plaudern. Therese war mit Richart und Josephine bei Assen in Hietzing; der Regen hinderte sie, den Garten zu sehen. Band 08 (VIII.), Seite 30v
6255 1814 9 15 Wie gestern, nicht so kalt. Im Burgtheater „Hausdoktor“, „Man kann sich irren“, im Theater an der Wien „Trau, schau, wem“, „Telemach“, Deshayes tanzt. früh zu Vinzenz, Fürsten Grassalkovich, brachte ihm 2000 fl. für den Engländer Braunen. Zu Schwaiger, ließ ihn den Aufsatz wegen Badener Haus lesen. Mit Radl ging ich herum, Fanny und Bettl führte ich in die Porzellanfabrik und in den Augarten, um die Zurichtungen zum Volksfest zu sehen. Therese ging zu Mühlhofer und begegnete uns an der neuen Brücke. Sie war so kindisch, darüber ernst (?) zu sein, wozu sie keine Ursache hat. Nach Mittag zu Haus, schrieb an den Grafen, fand Gesellschaft, zu Schreibers, dann ins Leopoldstädter Theater „Deserteur“, Stein tritt aus, dann Pantomime „Fee Zenobia“ von Hampel. Roller brachte mir die letzten Figuren, ich gab ihm wieder 4 Pack Rauchtabak. Vorher in Gesellschaft über die Glacis, fuhr über zu Schreibers, spät fand ich nur sie. Band 08 (VIII.), Seite 30v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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