Regen, kalt, gegen Mittag fing es sich an aufzuheitern. Im Burgtheater zum 2. Mal „Schwiegersöhne“, im Theater an der Wien „Zauberflöte““. Früh zu Haus, in No. 373, zu Klemp wegen dem armen Collet, welchen der Schlag traf und ohne Sprache ist. Zum Rumpelmayer, Agnes speiste da, nach Tische kam Richart, danach Julie Csekonicsmit ihrem Bruder Franz, welcher Hauptmann bei Gyulay Infanterie ist; er bekam bei Brienne den russischen Wladimir-Orden. Therese fuhr mit ihnen zur Moser und zum Lusthaus in den Prater. Ich schrieb nach Mittag an den Grafen, ging zum Stifft, kam in Gesellschaft. Ins Burgtheater, dann in Compagnie, um etwas zu soupieren.
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Kalt, Regen. Im Burgtheater „Essex“, im Theater an der Wien „Proberollen“, zum 2. Mal „Telemach“. Früh zu Haus, in No. 373, zur Terzaghi, Reimann, zum Jean und Dietrich. Mit Franz Csekonicszu Rumpelmayer. Mittags speisten er, Julie, Elsler und Nina da. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, er ist besser, aber immer noch in Preßburg, Vinzenz mit Baptist auch. Nachher zur Mirus, sie ist in Penzing, zu Rospini. Suchte Kárner bei Taroni, kam in Compagnie und blieb bis ½ 10 h. Dem Reimann ließ ich sein Silber gravieren. Kurs 246 fl..
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M[aria] Geburt. Im Theater an der Wien Akademie für den Theater- Armenfonds, ohne Interesse. Früh arbeitete ich zu Haus, zur Hilluschek, zu Stessel, zum Högler, zur Moser, ließ sie in die Leopoldstadt zu einer Primiz führen. in der Leopoldstädter Pfarre ließ uns Sumerau (?) in die Oratorien führen, nachher verlor ich mich in seinen Zimmern. Ging auf den Kohlmarkt und ließ ich mir die Todesart der Königin Karoline von Neapel erzählen, welche in der Nacht um 2 h zu Hetzendorf am Nervenschlag jäh verschied. Bis 1 h saß sie beim Souper, schrieb, war munter, sagte ihrer Kammerfrau auf gewöhnliche Weise, sie solle für sie beten, dass sie nicht jähen Todes sterbe, dann lag sie, fing zu röcheln an und starb. Sie war geboren am 13. August 1752, vermählt zu Wien durch Prokuration 1768. Trauer auf 6 Wochen bis 22. Oktober. Mittags allein, Richart und sie tranken mit uns Kaffee. Ich fuhr mit ihr zu Mühlhofer, fanden niemand, zu Rigatt. Ich erwartete Gewey, plauderten, gegen 6 h in Gesellschaft. Später zusammen in die Hofapotheke, sahen den Apparat zur morgigen Einbalsamierung, Kammerlacher (?) wird sie sezieren, Kridl und Martini morgen 8 h einbalsamieren. Zum Jux gingen wir etwas soupieren, und hörten von Dermer das Missfallen der Akademie.
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Kalt, trüb. Im Burgtheater „Beide Schwiegersöhne“, Lustspiel in 5 Akten nach Etienne. Im Kärntnertor-Theater neu besetzt „Vestalin“, mit Bondra, Radichi, Forti; im Theater an der Wien „Sebastian der Unechte“. Früh mit Brief zur Grassalkovich, zur Nina, dem Bschaidner nachsehen, zu Walnefer und Radl auf den Fischplatz, sonst arbeitete ich in No. 373. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich an den Grafen Therese fuhr mit Richart zur Assen nach Hietzing, die Schmid Caroline verehelichte Richter aus Frain in Mähren wollte Therese besuchen. Abends um 7 h wurde die Königin in einer Sänfte getragen, vom Obersthofmeister in 2 sechsspännigen Wagen begleitet in die Hofkapelle gelegt. Ich war mit Stifft und Tander (?) in der Loge, neben mir die Traun (?) mit Löhr, welche sehr artig war. Ich langweilte mich. Nach den 2 sehr erschöpfenden Akten wurde die Bondra vorgerufen, am Schlusse aber nur mühsam mit Radichi, welcher nicht gefiel, auch nicht empfehlend aussah. Therese brachte mir von Assen Pfirschen. Ich aß nachher in Compagnie Bohnen und lag um 10 h.
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Trüb, kalt. Die Hoftheater geschlossen, im Theater an der Wien „Vier Schildwachen“, dann „Telemach“, von Deshayes getanzt. Früh arbeitete ich zu Haus, dann zu Kridl, mit Radl zu Brandmayer und in die Porzellanfabrik. Kridl führte mich und Schreibers durch die Kapellendienerwohnung in die Sakristei, wo wir die Königin als Erzherzogin von Österreich auf einem 3 Stufen hohen Paradebette im schwarzen Kleide liegen sahen. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, schrieb an den Grafen, auch wegen Mehl und Schmalz, suchte Jean bei Kridl auf. Therese hatte Besuch von Caroline Schmid. Nach Mittag probierten Roller Sohn und Richart den Mechanismus der neuen Figuren; ich schenkte ihm Tabak. Dann zum Begräbnis der Königin von Sizilien, nach Mittag 5 h. Während dem Zug regnete es. Richart und Jean kamen bei Fries zusammen, ich führte sie nachher in die Reitschule und Redoutensaal. Sie wurde in dem roten erzherzoglichen Wagen geführt. Jean engagierte mich morgen auf Korneuburg ins Hauptquartier zu fahren, weswegen ich mit Richart zum Schreibers, dann auf die Wieden zum alten Herrn ging. In der Weintraube restaurierten wir uns. Therese besuchte die Peter.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).