Früh Regen, dann etwas heiter, abends kühl, etwas Regen. Im Burgtheater „Armer Poet“, „Es spukt“, im Kärntnertor-Theater „Lotterielos“, „Zephyr und Flora“, Antonin und Bigottini tanzen; im Theater an der Wien zum 1. Mal „Sebastian der Unechte, König von Portugal“, Trauerspiel in 5 Akten von Kratter (?) Früh arbeitete ich zu Hause, Carlo schnitt mir die Haare, zu Richart frühstücken, in No. 373, zur Keglevich. Dann in die Prüfung, mittags bei Richart. Schickte meiner Mutter Schokolade. Nach Mittag schrieb ich Therese und schloss ihr des Jean Brief bei, worin er uns zum Ankauf eines Hauses um Geld anspricht. Abends schrieb ich an den Grafen, fand Gesellschaft, ging später ins Kärntnertor-Theater, ins Parterre, wo mir der Naderer Anstände machte. Plauderte mit Stabl, dann ins Bett.
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Früh Regen. Im Burgtheater „Mädchen von Marienburg“, im Kärntnertor-Theater „Camilla“ mit Mad. Hönig, im Theater an der Wien „Sebastian der Unechte, König von Portugal“. Therese schrieb mir 2 Brieferl, beide anzüglich, das macht sie nicht klug. Früh mit Jahny zur Keglevich, arbeitete zu Haus, auf den Kohlmarkt, nach Haus, zur Moser speisen. Es heiterte sich aus und ich fand Gesellschaft, um nach Kalksburg zu fahren. Mir ist nicht ganz wohl und die reine Gebirgsluft tat mir wohl. Bei Moser gab Baumgarten um 4 h ein Diner im Garten, der Regen, welcher uns bei Christinens Monument erreichte, traf sie während dem Speisen. Um 8 h fand ich alles tanzen. Blieb bis 9 h, dann mit Kridl nach Hause, der mir vom Stifft Infamien erzählte. Richart lag in Krämpfungen. In der Nacht 2 h fürchterliches Gewitter.
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Regen, alles voll Nebel, nach Mittag heiter, ein Gewitter erhob sich wieder. Im Burgtheater „Deutscher Hausvater“, im Theater an der Wien „Sebastian der Unechte“. bei Jean frühstückte ich, Bettl übernahm die Schokolade, begleitete ihn. Radl und Jahny besuchten mich. Den Vormittag zu Hause, mittags bei Richart, in No. 373, nach Mittag schrieb ich an den Grafen, dann antwortete ich Therese den Brief durch Ehrimfeld, und wegen Jean, welcher 1000 fl. zum Hauskauf verlangte. Ich schrieb ihm, dass ich selbe 1000 fl. von Richart zu 6 % auf 2 Jahre erhalten würde und addressierte nach Brünn; fügte bei, dass meine Mutter die 200 fl. braucht. Abends suchte ich Gesellschaft, aß etwas bei Richart, welche liegt.
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Den Vormittag Regengüsse, dann machte der Regen Pause. Im Burgtheater „Schreibpult“, im Theater an der Wien „Fehlgeschossen“, „Antonius und Cleopatra“ von Aumer. Den Vormittag bei der Keglevich und Vinzenz, dann in No. 373. Mittags mit Angerbauer bei Radl, nach Mittag zu Haus. Schrieb an den Grafen. Abends suchte ich Gesellschaft, war im Burgtheater, aß dann etwas in Compagnie und lag um ½ 10 h. Heute waren in den Kasernen Unruhen wegen Hunger
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Früh Regen, schwül, trüb. Im Burgtheater „Strelitzen“, im Kärntnertor-Theater „Beide Füchse“, im Theater an der Wien „Don Juan“. um 9 h zu Stephan Zichy, Joël, Keglevich und Vinzenz. Zichy will, dass Vinzenz nach London als Adjutant zum Prinzregenten soll. Stifft besuchte mich und sagte, dass sie das Baronat erhalten haben. Wir sprachen von der von Tag zu Tag steigenden unmäßigen Teuerung, von der Unruhe in der Alser Kaserne und der Reiterkaserne jenem beitraten. Die Infanterie und Ulanen verweigerten den Dienst und die Wache, weil sie nicht leben können und hungern müssen. Ich schrieb dem [Grafen] alles, auch dass der Kaiser gestern von Trumau in Schönbrunn angekommen sei. Dann machte ich eine Tour auf den Galitzinberg, weil es so unbeschreiblich (?) angenehm ist, nur der Wind genierte etwas. Der Weg ging beim Kirchhof den Waldweg mit den schönen Aussichten hinauf und beim Maierhof zurück. Im Gebäude sah ich die leeren Zimmer, die Zeichnung von diesem Berge, sonst auch Predigtstuhl genannt; alles ist verwahrlost. Dann ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Pfersmann, kam in Compagnie, um etwas zu soupieren. Der Kurs war 238 fl., Mehl, Kerzen, Seife steigen mit jedem Tage. Im Jammern geschieht gar nichts.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).