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Anzeige von 6266 - 6270 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6266 1814 9 26 Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, Mad. Carl Louise, im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, im Theater an der Wien [Titel fehlt]. Mit Therese Fahrt nach Baden, Übergabe des Hauses No. 86. Fatales Geschäft, mich dauert die arme Liesel. Um 7 h fuhren wir hinaus. Ich rangierte die Möbel, Inventarien, ließ Perger rufen und verkaufte alles für 200 fl. Der Liesel ließ ich ihre Möbel und schenkte ihr noch Bettwäsche und das Salär für Oktober. Um 12 h in den Park; Therese ging mit Puschl (?) auf die Lang’sche Anlage, ich saß allein im Park. Endlich kam die Scheiger mit Mann und Galan und der hypochondrische Phillebois. Mittags beim Perger, dann sahen wir sein Gärtchen und den ehemals Wetzlarischen. Im Haus zahlte ich alles, um 5 h fuhr ich mit Therese nach Helena, gingen die Promenade nach Scharfeneck, über die vom seligen Egger erbaute Antonsbrücke zum Mauthaus, zurück zum Theater „Beruf“, von der Huber recht brav gespielt, dann Ballett „Teufel an allen Ecken“. Therese trank Kaffee und blieb zu Haus. Um 9 h lag ich hungrig im Bett. Band 08 (VIII.), Seite 32r
6267 1814 9 27 Rückfahrt von Baden. Im Burgtheater „Sorgen ohne Not“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Eselshaut“ Um 10 h zu Liebmann, Fürsten Wenzel zahlen, 300 # , zu Selans (?) arbeitete zu Haus. Therese und ich aßen etwas, um 2 h zum Einzug der Kaiserin von Russland und ihres Vaters, des Großherzogs von Baden auf der Laimgrube. Da paradierten die Bürger, wir blieben aber auf der Burgtorbrücke, Engel gesellte sich zu uns. Um 3 h kam sie in einem 6spännigen offenen Landauer, zur Rechten die Kaiserin, davor links unserer, rechts der russische Kaiser. Sie wendete sich nach rechts und so sahen wir sie nicht. Therese ging nach Haus, ich mit Engel in Metternichs Garten, sahen alle Zurüstungen zum Feste, die 2 Bretter-(?) Säle, den Garten. Alles schön, viel Geld mag es kosten. Gall fand ich, mit diesem in die Stadt. Sass auf dem Mich[aels]-Platz, fand Gesellschaft, ins Burgtheater, dann in Gesellschaft, etwas zu soupieren. Heute Mittag starb meine gute Mutter, ruhig. Sie erreichte ein Leben mehr als 70 Jahre. Band 08 (VIII.), Seite 32r
6268 1814 9 28 Regen. Im Burgtheater „Don Carlos“, im Kärntnertor-Theater zum Vorteil des Aumer und seiner Töchter Theodora und Julie „Sklavenhändler (?)“, Divertissement, Bigottini, Aimée Petit, Franc[esca] De Caro, Deshayes, Antonin, Volange (?) und Rainoldi tanzten darin; zuvor „Vetter aus Bremen“, dann „Deserteur“. Im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Früh bekam ich vom Payer einen Brief, dass unsere gute Mutter nicht mehr ist. Sie starb gestern früh nach kurzer Krankheit ruhig an Entkräftung. Ich schrieb gleich der Nany, dass sie sich trösten und eine Zeitlang zu uns kommen soll. Dann machte ich eine Bittschrift an Zichy, sprach Kárner, fuhr zu Brandmayer, Lackierer und brachte dem Schreibers ein Redoutebillett. Mit Rumpelmayer in sein neues Quartier beim Bürgerspital, ordnete alles dem Tischler an. Erwartete den Grafen, der vor 2 h kam und mit allem zufrieden war. Mittags allein, Richart kam, ich arbeitete, sah dann die Ankunft des Königs und der Königin von Bayern. Abends ins Kärntnertor-Theater, 3. Stock, kein Platz, ging ins Orchester, mit Jos[eph]. Die Einnahme war sehr bedeutend. Aumer als Deserteur (?) war frisiert, Gelächter. Die Szene zwischen Deshayes Himmelssturm (?) und Rainoldi Dummrian Gezisch, Einzug des Militärs mit Banda Gezisch, am Schlusse Gezisch. Dauerte bis ½ 11 h. Der Schwaben König war darin. Band 08 (VIII.), Seite 32v
6269 1814 9 29 Nebel. Im Burgtheater „Elise Valberg“, mit Mad. Carl, Schwiegertochter der Bärnbrunn. Im Kärntnertor-Theater nichts, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Früh ging ich zum Grafen, Therese mit der Schwester Bittschrift zu Kárner, der seine möglichste Verwendung versprach. Ich schrieb auch an Jean wegen Geld der Nany, kassierte bei Mauthner 2000 fl. ein, war bei Rumpelmayer wegen Quartier. Bei Therese war die Peter wegen Ball. Mittags allein, nach Tisch ging Therese wegen Agnes zur Moser. Ich mit Gewey in den Prater, Feuerwerk, große Illumination der Jägerzeil und der Stadt. Entrée 1 fl., blieb in der großen Allee, bis der Zug der Monarchen, von deutschen und ungarischen Garden begleitet, vorüber war. Meistens mit 6 Pferden bespannte Wägen waren im Zug, der wirklich kaiserlich war. Die Galerie am Feuerwerksplatz war mit 2 Seitenflügeln vergrössert. Die Ankunft der Monarchen wurde an beiden Seiten mit Kanonenschüssen signalisiert. Die Fronten (?) waren mittelmäßig, nur die Hauptdekoration imponierte: In der ersten waren 3 Sonnen, die mittlere brannte nicht, in einer anderen riss die Kette, eine Rakete fiel auf die Galerie u. dgl. In die Hauptdekoration war „Liberatoribus Augustis“ in einem Tempel, links Germania, rechts Gallia: am Ende brannten an der Spitze des Gerüstes 2 Lichter, welche den Platz erhellten. Am Platz kamen Neefe und Mühlhofer zu uns, Gewey und Nina hetzten sich immer. Im Kot war das Heraufgehen nicht gut, die Illumination in der Jägerzeil machte sich wegen der ungleich hohen Häuser schlecht. In der Weintraube soupierten wir, schlichen dann wieder herum, außer Schwarzenberg, Apponyi, Fries, Schönborn (?), Rathaus und dem Kaufmann beim Walfisch war nichts zu sehen. um ½ 12 h ins Bett. Band 08 (VIII.), Seite 32r
6270 1814 9 30 Ein schöner Tag, es fing um 7 h zu regnen an. Im Burgtheater „Ring“, im Theater an der Wien „Räuber“. Große Wachparade im Prater. Früh zum Grafen, Liebmann, brachte Selans Tabak, Scheiger auch. Zu Löhr, mit Rumpelmayer ins Quartier im Bürgerspital. Stürmer (?) war unser Gast, dem Stessel schrieb ich wegen der Nany. Therese ging mit Stürmer, Putz und Nina in die Porzellanfabrik. Ich war nach Mittag mit Jeanettl allein, hörte ihre Klagen über ihr Schicksal, dass sie zusetzen und um zu leben nach und nach ihr Vermögen verlieren muss. Um 5 ½ h suchte ich Gesellschaft, plauderte mit Krüger über die Kabale, dass er in Brünn nicht spielen durfte und dadurch 1500 fl. verlor. Bei Hof war großer Cercle, ich traf um 8 h den Grafen in Gala bei der Botschafterstiege. Er trug mir an, mit ihm nach Hause zu fahren. Ich war nass und lehnte es ab. Band 08 (VIII.), Seite 32v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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