Dichter Nebel. Im Burgtheater die gestrigen 2 Stücke, vorher „Armer Poet“. Im Kärntnertor-Theater Einnahme Antonins „Tanzsucht“, vorher „Kleine Putzmacherin“, im Theater an der Wien „Fiesko“ mit Heurteur, Lange. Früh zum Grafen, Arrangement zur Ácser Reise, zu Richart, wo ich Assen und Therese fand. Nach Mittag zu Haus, zum Grafen. Krieghammer und Kathi machten uns einen langen Besuch. Abends ins Kärntnertor-Theater, 3. Stock, wo ich Compagnie fand. Therese war bei der Moser, kam nach 7 h nach Haus, da fing es zu gießen an und regnete die ganze Nacht.
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Den ganzen Tag Regen. Im Burgtheater „Gefährliche Nachbarschaft“, „Organe des Gehirns“, im Kärntnertor-Theater „Grenadier“ „Tanzsucht“, im Theater an der Wien „Johanna von Montfaucon“. Abreise des Grafen nach Preßburg und Ács, vor 6 h zu ihm, um 8 h fuhr er ab. Den Vormittag bei Neuberg, im Keller, im Cavrianischen Haus, bei Kridl, Dermer. Kollmann (?) speiste da, nach Tische sah ich seines seligen Bruders Zeichnungen, Stifft und Therese mit mir. Ich fuhr zur Terzaghi und in die Porzellanfabrik. Abends zur Rosen, dann ins Burgtheater, dann suchte ich Compagnie. Dräxler und Neefe waren bei mir, ersterer brachte Therese Knüpfmuster und las uns Werners „24. Februar“ – eine Greuelszene – vor. Kurs 252 1/3 fl..
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Trüb, nach Mittag heiter. Im Burgtheater „Katakomben“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Saul“. Redoute, die Person 5 fl. Den Vormittag zu Haus, in die Burg, wegen des Kaisers Abreise zu fragen, arbeitete in Institutsgeschäften, schrieb mich in Ninas Stammbuch. Besuchte die Rumpelmayer im neuen Quartier und zahlte dem Bschaidner dafür 220 fl. Die Billetts für die heutige Redoute gaben wir Martini und Pfefferkorn (?). Mittags allein. Nach Tisch schrieb ich dem Grafen. Aloys Kollmann brachte Kupferstiche seines seligen Bruders und 2 Landschaften in Öl, welche Stifft für 20 fl., eine Partie Kupferstiche ich für 8 fl.kaufte. Richart und Neefe tranken bei mir Kaffee, Therese fuhr mit ihr zur Rigatt, ich ging mit Stifft auf die Bastei, begegnete Bettl und Julie, welche ins Burgtheater [gingen]. Wir später auch, suchte Compagnie. Stifft ging in die Redoute. Schöner Mondabend.
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Trüb, nach Mittag kalt. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Lustiger Schuster“, im Theater an der Wien „Eselshaut“, im Leopoldstädter Theater „Baden und Schönau“, Debüt des Stahl-Ehrimfeld als engagiert. Abreise des Kaisers, Königs von Preussen, Kaiser Alexanders mit Großfürstin Katharina von Oldenburg nach Ács und Ofen. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, ritt mit Kunerth (?) in den Prater zum Lusthaus. Mittags aß Aloys mit uns, nach Mittag mit Therese zur Turnau nach Schönbrunn, ging mit Nina (?) in das Orangerie-Haus, sah noch die Rudera der Beleuchtung am 11., den Tempel im Garten und dergleichen, dann die botanischen Häuser des Boos, tranken bei der Turnau Kaffee, um 6 h in die Stadt. Ich ins Leopoldstädter Theater, fand Compagnie, nach langer Zeit wieder Rösgen. Das Stück selbst langweilte mich sehr, ist sehr unmoralisch und voll Zoten.
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Kalt, Nebelreissen, den ganzen Nachmittag starker Regen. Im Burgtheater „Abenteuer im Gasthaus“, „Witwer“, „Lügner und sein Sohn“. Im Kärntnertor-Theater „Figaro“ mit Weinmüller, im Theater an der Wien „Rätsel“, dann Ballett „Antonius und Cleopatra“. Den Vormittag zu Haus, nach 11 h mit Rumpelmayer in die Porzellanfabrik. Therese ging nicht zur Moser speisen, war nach Mittag nicht bei Bauer etc, weil Moser bei Steinwalter (?) speiste, sondern war dann abends mit der Richart bei Assen. Ich suchte Compagnie zum Speisen, war mittags zu Haus, nach Mittag zur Mirus, dann zur Assen. Ins Burgtheater. saß neben Stifft die beiden ersten Stücke, kam erst um 9 h zu Assen und musste noch Kaffee trinken.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).