Den ganzen Tag Regen, teuflisches Wetter. Im Burgtheater „Verführung (?)“, im Kärntnertor-Theater Jos[eph] Weigls Einnahme „Jugend Peters des Großen“, Oper in 3 Akten, übersetzt von Treitschke. Im Theater an der Wien „Parteienwut“, Originalschauspiel in 5 Akten von F. W. Ziegler. Nach 7 h zum Grafen, um 9 h wegen Franz Motesiczky zum Sieber, schrieb auch nachher an ihn, arbeitete den Vormittag bis ½ 2 h, dann mit dem Taugenichts, dem Hofrichter und Trabanten zum Sieber. Der gab uns Kost (?) mit, und wir fuhren ins Polizeihaus, wo er übernommen und visitiert wurde. Er hat 1 fl. Kostgeld und ein Zimmer im 3. Stock, wo Hebenstreit war. Nach Tische kamen Richart und Jungmann, wir machten Compagnie, um zusammen Lose von den Herrschaften Ziach (?), Klucky (?) und Chwalowitz im Czaslauer Kreis zu nehmen. Therese nahm No. 5697, ich No. 903. Der Hofrichter Johann Fiby von Jablonitz kam zu mir, er gab mir für den Motesiczky 400 fl. auf Verrechnung und bat mich, ihm über Tyrnau zu schreiben. Abends ins Kärntnertor-Theater, traf Compagnie. Der 1. Akt ist der beste, das Finale im 1. Akt ist schön, der Einzug Peters mit Militär im 3. Akt ein schönes Tableau. Im Ganzen gefiel die Oper nicht, nur mühsam wurde Weigl am Schlusse hervorgerufen.
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Anhaltender Regen, die Wege sind grundlos, es wird gar nicht Tag. Im Burgtheater „Heinrich von Hohenstaufen“, im Kärntnertor-Theater „Peter der Große“, im Theater an der Wien „Parteienwut“. Den Vormittag beim Grafen, zahlte Joseph meinen Konto, war bei Rumpelmayer wegen Radl. Besuchte Arenberg, welchen ich schon lange nicht sprach. Mittags allein, nach Tisch kamen Richart, Stifft, tranken Kaffee, arbeiteten an der Optik. Später mit Jungmann in Compagnie, es wurde Préférence gespielt, Tee getrunken.
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Trüb, dann heiterte es sich aus, die Sonne schien, aber nach Mittag trübte es sich wieder. Abends war es warm und goss mehrere Stunden. Die Wien und andere kleine Wässer laufen an. Im Burgtheater „Merope“, im Kärntnertor-Theater „Die Zerstreuten“, „Nina“, im Theater an der Wien „Parteienwut“. Den Vormittag beim Grafen, sehr beschäfigt, war bei Ehz. Franz, Benner und Isabey, auf der Wieden. Mittags allein, Stifft, Richart und Jungmann tranken Kaffee, schäkerten, St[ifft ?] bekam einen Hieb ins Gesicht. Ich studierte auf Verse für die Mirus. Abends ins Theater an der Wien, fand Gesellschaft, die „Parteienwut“ zum 3. Mal, gefällt sehr.
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Heiter, außerordentlich warm, man geht im Frack, ungesundes Wetter. Im Burgtheater „Liebhaber und Nebenbuhler“, im Kärntnertor-Theater „Joh[ann] v[on] Paris“, die Sessi- Neumann mit dickem Bauch; im Theater an der Wien „Irrtum an allen Ecken“. Den Vormittag beim Grafen, Denner (?), Hensler wegen Loge zum „Leopoldstag“, zum Rumpelmayer. Mittags war Elsler da. Richart, Jos[ephine ?] und Jeanettl tranken mit mir Kaffee, dann mit Richart zum Schotten(?)buchbinder Riedl, Zur Rosen, fand Gesellschaft, ins Burgtheater, hörte, dass Prinz Carl Lamoral De Ligne, der älteste Feldmarschall, Commandeur des milit[ärischen] M[aria] Theresien-Ordens, Ritter des Goldenen Vließes, Kapitän der Trabantengarde, der Burgwache, Inhaber eines Infanterie-Regimentes, 80 Jahre alt, weniger 1 Monat, heute Vormittag am Lungenbrand gestorben sei und am Donnerstag feierlich begraben werde. Er war noch am 1. bei Hofe. In Compagnie soupierte ich und spielte eine Weile. Therese lag an Kopfschmerzen, bei ihr war die Dorfmeister (?) wegen Dienst und die Krieghammer wegen Quartier.
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Trüb. Im Burgtheater „Ring“, Im Kärntnertor-Theater „Jugend Peters des Großen“ von Weigl, im Theater an der Wien „Proberollen“, dann zum letzten Mal „Telemach auf der Insel der Kalypso“, mit Deshayes. Den Vormittag beim Grafen, bei Sieber wegen Motesiczky, welcher im Polizeihaus Exzesse macht und den Ofen einschlug. Zu Rumpelmayer, mittags zu Radl mit dem Müller Planner von Lanzendorf, Richart holte mich ab. Nach Mittag zu Haus, später zum Grafen, dann ins Kärntnertor-Theater, fand im 3. Stock Gesellschaft und so passierte der Abend. Therese ging spazieren und besuchte die Krieghammer.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).